Erwartungen an Krisengipfel

Hausärzte fordern Entbudgetierung ein: „Ampel-Fraktionen sind in der Pflicht, Versprechungen einzuhalten“

In einem Rundbrief an die Mitglieder fordern die Vorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier von der Ampel-Koalition, Zusagen einzuhalten, statt sich in „internen Querelen“ zu verlieren.

Veröffentlicht:
Die Vorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Dr. Markus Beier und Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth, formulieren in einem Rundbrief an die Mitglieder des Verbands, was sie vom geplanten Krisengipfel in Berlin erwarten. (Archivbild)

Die Vorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Dr. Markus Beier und Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth, formulieren in einem Rundbrief an die Mitglieder des Verbands, was sie vom geplanten Krisengipfel in Berlin erwarten. (Archivbild)

© Rolf Schulten

Berlin. Im Vorfeld des für den 9. Januar von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD) anberaumten Krisengipfels zur ambulanten Versorgung fordern die beiden Vorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands in einem Rundbrief an ihre Mitglieder, dass die Politik ihre Zusagen einhält. Professorin Nicola Buhlinger-Göpfarth und Dr. Markus Beier formulieren konkrete Erwartungen an den Gipfel und fordern die Ampel-Koalition auf, Versprechungen umzusetzen, statt sich in interne Streitigkeiten zu verstricken.

„Neben dem Bundesgesundheitsminister sind alle Ampel-Fraktionen in der Pflicht, endlich ihre Versprechungen einzuhalten. Es ist absolut inakzeptabel, wenn aufgrund von internen Querelen wichtige und fest zugesagte Projekte nicht umgesetzt werden“, schreiben die beiden Vorsitzenden im Rundbrief. Zu diesen Projekten zähle auch die Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen, auf die sich SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag geeinigt hatten. „Es ist somit auch die Pflicht aller drei Fraktionen, dieses Projekt jetzt endlich über die Ziellinie zu bekommen“, heißt es in dem Schreiben.

MGVplus bleibt Favorit für die Entbudgetierung

Konkret soll, so die Forderung des HÄV, die Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen nach dem Modell MGVplus umgesetzt werden. „Alle anderen Formen der Entbudgetierung sind Mogelpackungen, die am Ende der hausärztlichen Versorgung Geld entziehen würden“, warnen Buhlinger-Göpfarth und Beier.

Sie fordern kurzfristig außerdem erneut einen „spürbaren Bürokratieabbau“ und einen Patientenbonus für die Teilnahme an den Verträgen zur Hausarztzentrierten Versorgung (HZV). Wichtig sei daran vor allem die Möglichkeit einer besseren Steuerung, die es brauche, um das „Gesundheitswesen als Ganzes“ zu entlasten.

„Es geht uns nicht um unser eigenes Portemonnaie“

Wert legen die beiden Vorsitzenden darauf, dass es nicht primär um eine höhere Vergütung und höhere persönliche Einkommen der Ärztinnen und Ärzte gehe. „Was wir uns verbitten, ist die Unterstellung, dass es uns nur um unser eigenes Portemonnaie geht“, schreiben sie. Und weiter: „Gerade wir Hausärztinnen und Hausärzte ackern gemeinsam mit unseren Praxisteams seit Jahren unter Dauerstress. Wenn wir es uns bequem und einfach machen wollten, dann hätten wir einen anderen Beruf gewählt.“ Eine „vernünftige finanzielle Ausstattung der Praxen“ sei aber nun einmal unerlässlich, um Gehälter zahlen und investieren zu können.

Lesen sie auch

Erwartungen an den Krisengipfel mit Lauterbach am 9. Januar waren auch bereits im Zuge der Protestaktion mit Praxisschließungen formuliert worden. Dr. Dirk Heinrich, Vorsitzender des Virchowbunds, hatte angekündigt, dass eine Fortsetzung der Aktion drohe, sollte sich beim Gipfel keine Bewegung abzeichnen. Dann könnten Praxen „danach für eine ganze Woche schließen. Das behalten wir uns vor“, sagte Heinrich.

Lauterbach hatte mit Blick auf die Proteste zwar in Aussicht gestellt, über Probleme mit zu viel Bürokratie und Überlastung sprechen zu wollen, Forderungen nach mehr Geld aber zurückgewiesen. Für die Praxisschließungen äußerte er, auch angesichts der hohen Krankenstände, kein Verständnis. Auch der GKV-Spitzenverband hatte Forderungen der Niedergelassenen nach mehr Geld abgelehnt. Die Landesverbände des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands hatten sich zu den Praxisschließungen unterschiedlich verhalten: Der hessische Landesverband beispielsweise hatte sich beteiligt, Brandenburg hatte eine aktive Beteiligung abgelehnt. (heib)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Abb. 1: Eszopiclon verbesserte signifikant beide polysomnographisch bestimmten primären Endpunkte: Schlaflatenz (a) und Schlafeffizienz (b)bei älteren Patienten mit chronischer primärer Insomnie (jeweils p0,05)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziet nach [20]

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim
Abb. 1: Signalwege in der Kommunikation zwischen Mikrobiom und Gehirn

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Darmmikrobiom

Dysbiose des Darmmikrobioms – Gesundheitsauswirkungen besser erforscht

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Theralution GmbH – a member of Medice, Iserlohn
Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

© Springer Medizin Verlag

Kardiovaskuläres Risiko und Körpergewicht senken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Kommentar zur Entscheidung des Bundesrats

Klinikreform – ein Fall fürs Lehrbuch

Nach Bundesrats-Votum

Unterschiedliche Reaktionen auf beschlossene Klinikreform

Lesetipps