Erweiterter Bewertungsausschuss

Honorarverhandlungen stocken: KBV und Kassen eskalieren

Haben die Corona-Impfungen die Ärztinnen und Ärzte reich gemacht? Der Vorwurf ist wohl bei der Honorarverhandlung gefallen. Die KBV will 6 Prozent Plus, die Kassen: 0. Schon die erste Runde eskaliert.

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Ein-Euro-Münze

Darf‘s ein bisschen mehr sein? Die Honorarverhandlungen für die Niedergelassenen stocken.

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Berlin. Gleich in der ersten Runde der diesjährigen Honorarverhandlungen greifen die Krankenkassen wie die Ärzteseite zum Mittel der Eskalation: Am Freitag haben sowohl Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) als auch der GKV-Spitzenverband den Erweiterten Bewertungsausschuss (EBA) angerufen. Die Honorarverhandlungen waren just gestartet und müssen bis Ende August abgeschlossen werden.

„Unsere Positionen liegen diametral auseinander“, sagte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Freitagnachmittag in Berlin. Die KBV hatte ein Plus von „knapp“ 6 Prozent für den Orientierungswert (OW) gefordert. Die Krankenkassen wollen eine Nullrunde. Im vergangenen Jahr war der OW um 1,275 Prozent gestiegen – von 11,1244 Cent auf 11,2662 Cent je EBM-Punkt.

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„Genug Geld“ mit Impfungen verdient

„Uns in der aktuellen Situation für die Praxen erneut eine Nullrunde als Angebot vorzulegen, ist ein starkes Stück“, sagte Gassen. „Die Praxen haben enorme Kostensteigerungen unter anderem in den Bereichen Personal und Energie zu bewältigen. Hinzu kommt die hohe Inflation.“

Angesichts der „unüberbrückbaren Unterschiede bei den Positionen“ sei der KBV „nichts anderes übrig geblieben“, als den EBA einzuschalten. „Man kann es zudem nur empörend nennen, dass die Kassenseite auch nur mit dem Gedanken gespielt hat, die Ärztinnen und Ärzte hätten ja durch das Impfen gegen Corona schon genug Geld verdient“, so Gassen.

Die KBV-Spitze drohte erneut indirekt mit Leistungskürzungen. Sollten die Kassen für die ambulante Versorgung „kein Geld erübrigen wollen, sprechen wir gerne mit den Kassen darüber, wie das Leistungsangebot für die Versicherten dem finanziellen Rahmen angepasst und damit reduziert werden kann“, so Gassen weiter.

Reinhardt warnt vor „Strukturbereinigung“

Der Hartmannbund warf den Krankenkassen am Freitag eine „Strategie der kalten Strukturbereinigung“ vor. „Wer angesichts der offenkundigen finanziellen Herausforderungen für die Kolleginnen und Kollegen in ihren Praxen mit einer Nullnummer in die Honorargespräche startet, dem mangelt es nicht nur an Respekt, sondern der setzt auch ganz bewusst klare Signale“, sagte Dr. Klaus Reinhardt in seiner Funktion als Hartmannbund-Vorsitzender.

Für ihn sei eine der Kernbotschaften der Kassenforderungen, dass man die vorhandenen Strukturen der ambulanten Versorgung „für überdimensioniert“ halte. „Auf Knopfdruck lässt sich diese Versorgungsebene nicht wieder aktivieren“, warnte Reinhardt. „Da die Attraktivität der Niederlassung auch für potenzielle Nachfolger – analog zu den immer schwierigeren wirtschaftlichen Verhältnissen – immer mehr sinkt, schaffen die Kassen mit ihrer Politik eine ganz spezielle Form der Nachhaltigkeit – nämlich die der nachhaltigen Zerstörung von unverzichtbaren Versorgungsstrukturen“, sagte Reinhardt. (nös)

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