„Gesundheit gemeinsam“

Kongress in Dresden: Gesundheitsrisiken sind ungleich verteilt

In Dresden wurde auf dem Kongress „Gesundheit gemeinsam“ über Wissenschaft und Klimawandel im aktuellen politischen Umfeld und rückblickend über die Corona-Pandemie gesprochen. Um die Auswirkungen künftiger Pandemien gering zu halten, verlangte er die Abschaffung von prekären Verhältnissen und die gute Ausstattung von Institutionen.

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Dresden. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention, Professor Andreas Seidler, hat deutlich mehr Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Gesundheit verlangt. „Wir brauchen zwar eine individuelle Prävention, aber entscheidend ist die gesellschaftliche Ebene“, sagte Seidler am Mittwoch während des Kongresses „Gesundheit gemeinsam“ in Dresden. „Wir erleben derzeit einen Backlash.“ Parteien, die den Klimawandel leugneten oder das Klima als Randnotiz verbuchten, erlebten einen großen Zulauf.

Seidler spielte damit auf die Landtagswahl in Sachsen und Thüringen an, bei denen die AfD und das BSW große Stimmenzuwächse erzielt hatten. „Es erfüllt uns mit großer Sorge, dass das soziale Klima aktuell von Hass und Ausgrenzung geprägt ist“, fügte Seidler an, der an der TU Dresden das Institut für Arbeits- und Sozialmedizin leitet. „Wissenschaft darf nicht als beliebige Möglichkeit aufgefasst werden.“

Professor André Scherag berichtete davon, dass Wissenschaftler immer öfter angefeindet würden. „Wir erleben eine zunehmende Wissenschaftsskepsis“, sagte Scherag, der die Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie leitet und als Direktor des Instituts für Medizinische Statistik, Informatik und Datenwissenschaften am Universitätsklinikum Jena tätig ist. „Wir müssen unsere Botschaften so verpacken, dass sie in die Wertesysteme der Leute passen.“ Nur dann hätten Wissenschaftler eine Chance, dass ihre Erkenntnisse und Vorschläge umgesetzt würden.

Ärmere Länder tragen die Hauptlast

Professor Nico Dragano, Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Soziologie und Professor für Medizinische Soziologie am Universitätsklinikum Düsseldorf, wies darauf hin, dass die Gesundheitsrisiken durch den Klimawandel ungleich verteilt seien. „Die ärmeren Länder tragen die Hauptlast, aber auch die ärmeren Leute bei uns.“ Dass so wenig gegen die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels getan werde, liege daran, dass sie vor allem marginalisierte Bevölkerungsgruppen beträfen. „Ein SUV hat eine Klimaanlage“, ergänzte Dragano.

Tim Eckmanns, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie Fachgebietsleiter am Robert-Koch-Institut in Berlin, berichtete davon, dass eine Folge der Covid-19-Pandemie gewesen sei, dass erstmals seit Jahrzehnten in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt die Lebenserwartung wieder gesunken sei. „2021 war Covid-19 die zweithäufigste Todesursache weltweit, Begleiterkrankungen von Covid-19 waren auf Platz fünf“, sagte Eckmanns.

Um die Auswirkungen künftiger Pandemien gering zu halten, verlangte er „die Abschaffung von prekären Verhältnissen und die gute Ausstattung von Institutionen schon jetzt“. Als Beispiel für prekäre Verhältnisse führte Eckmanns Altenheime an. Hier lebten fünf Prozent der über 65-Jährigen in der Bundesrepublik, aber dort seien 20 Prozent der Covid-Fälle und 30 Prozent der Covid-Todesfälle zu verzeichnen gewesen. Als mögliche Ursachen führte er unter anderem Personalknappheit, fehlende Hygienekompetenz und Profitorientierung an. Bei Heimen von privaten Trägern hätten Corona-Ausbrüche länger angedauert und es hätten sich dort mehr Todesfälle ereignet. (sve)

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