Diskussion um Rückkehr von Syrern

Lucha zu syrischen Ärzten: Wegzug würde Lücke hinterlassen

In den Krankenhäusern im Südwesten arbeiten zahlreiche Mediziner aus Syrien. Drohen Probleme, falls diese nun in ihre Heimat zurückkehren wollen?

Veröffentlicht:
Ein Wegzug dieser qualifizierten Fachkräfte würde eine große Lücke hinterlassen. Auch deshalb verwahre ich mich gegen jedwede populistische und kurzsichtige Forderung, wonach Geflüchtete schnellstmöglich wieder nach Syrien zurückkehren sollen: Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne).

Ein Wegzug dieser qualifizierten Fachkräfte würde eine große Lücke hinterlassen. Auch deshalb verwahre ich mich gegen jedwede populistische und kurzsichtige Forderung, wonach Geflüchtete schnellstmöglich wieder nach Syrien zurückkehren sollen: Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne).

© Bernd Weißbrod / dpa / picture alliance

Stuttgart. Sollten viele syrische Fachkräfte nach dem Umsturz in ihrem Heimatland nach Syrien zurückkehren, hätte das aus Sicht von Gesundheitsminister Manne Lucha Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg. Sehr viele syrische Geflüchtete übernähmen wichtige Aufgaben im Gesundheitssystem und leisteten einen enorm wichtigen Beitrag, dieses am Laufen zu halten, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

„Ein Wegzug dieser qualifizierten Fachkräfte würde eine große Lücke hinterlassen. Auch deshalb verwahre ich mich gegen jedwede populistische und kurzsichtige Forderung, wonach Geflüchtete schnellstmöglich wieder nach Syrien zurückkehren sollen“, sagte Lucha.

Nach Angaben der Landesärztekammer arbeiteten Ende 2023 im Südwesten 313 Ärztinnen und Ärzte aus Syrien, davon fast 270 in Krankenhäusern. Insgesamt zählt die Statistik gut 55.000 berufstätige Mediziner im Südwesten, davon knapp 7.500 aus dem Ausland.

Krankenhäuser erwarten keine Versorgungslücken

Angesichts des Fachkräftemangels sei jeder Arzt und jede Ärztin, die Baden-Württemberg verlässt, ein Verlust, sagte eine Sprecherin der baden-württembergischen Krankenhausgesellschaft. „Es ist aber auch verständlich, wenn syrische Ärztinnen und Ärzte in Syrien beim Aufbau helfen möchten“, so die Sprecherin. Versorgungslücken erwarte man derzeit keine.

Man habe keine Erkenntnisse über die geplante Rückkehr von Medizinern nach Syrien, hieß es von der Landesärztekammer. „Die Entscheidung, wo Kolleginnen und Kolleginnen ihren Beruf ausüben, liegt vor allem bei diesen selbst. Die Tätigkeit von Ärztinnen und Ärzten ist traditionell international“, teilte die Kammer mit.

Syrischer Arzt: Erstmal schauen, wie es in Syrien weitergeht

Nach Ansicht der syrischen Gesellschaft für Ärzte und Apotheker in Deutschland haben grundsätzliche viele Fachkräfte aus Syrien den Wunsch, in ihre Heimat zurückzukehren. „Viele haben die schnelle Reaktion: Ich gehe morgen wieder zurück“, sagte Vorstandsmitglied Yasser Kaiyas. In einer Facebook-Gruppe syrischer Ärzte habe man eine Umfrage gemacht, bei der 900 von 1.200 teilnehmenden Medizinern gesagt hätten, der Wunsch nach Syrien zurückzukehren sei da.

Wie realistisch eine Rückkehr ist, sei aber fraglich, meint Kaiyas: „Man muss erstmal schauen, wie das in Syrien weitergeht und was von der neuen Regierung zu erwarten ist.“ Für ihn selbst sei eine Rückkehr in naher Zukunft nicht realistisch, sagte der HNO-Arzt, der eine eigene Praxis hat. „Ich habe mir eine Existenz gegründet.“ (dpa)

Jetzt abonnieren
Mehr zum Thema

Nach Diphterie-Todesfall

BVÖGD fordert mehr mobile Impf-Angebote

Bundestag

Einigung: Mutterschutz künftig auch bei Fehlgeburten

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Suche nach Alternativen

Marktrücknahme von Humaninsulinen: Das sind Ihre Optionen

Lesetipps
„Sicherstellen, dass kein hausärztliches Honorar verloren geht“: Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

© Marc-Steffen Unger

Interview über aktuelle Pläne der Politik

KBV-Vize Hofmeister: Gesetzentwurf zur Entbudgetierung hat Tücken

Zeigt sich empört über Tweet des Gesundheitsministers: CDU-Chef Friedrich Merz am Mittwoch im Deutschen Bundestag.

© Michael Kappeler/dpa

Streit um Migrationspolitik

Umstrittener Tweet: Merz nimmt Lauterbachs Entschuldigung nicht an

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung