MB-Hauptversammlung
Marburger Bund will Widerspruchslösung bei Organspende
Der Marburger Bund hat sich bei seiner Hauptversammlung für die Widerspruchslösung bei der Organspende ausgesprochen. „Irgendwann muss man sich bewegen“, sagte MB-Chefin Susanne Johna.
Veröffentlicht:Berlin. Der Marburger Bund hat die Einführung einer verpflichtenden Widerspruchslösung bei der Organspende gefordert. Die Zahlen der Organspenden in Deutschland stagnierten seit Jahren auf niedrigem Niveau, heißt es in einem Antrag, den die Hauptversammlung am Samstag in Berlin mit großer Mehrheit verabschiedete. „Dies bedeutet, dass Deutschland, als Mitglied von Eurotransplant, massiv auf Organspenden aus dem Ausland angewiesen ist.“ Alle anderen Mitgliedsländer von Eurotransplant hätten aber die Widerspruchslösung als Grundlage für Organspende eingeführt.
Laut einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) aus dem Jahre 2022 hätten knapp über die Hälfte der Befragten eine Entscheidung bezüglich der Organspende entweder nicht getroffen oder ihre Entscheidung nicht entsprechend dokumentiert. „Im Falle eines Hirntods käme die Entscheidung zur Organspende dann auf die Angehörigen zu, die den mutmaßlichen Willen des Betroffenen kennen müssten, um diese Entscheidung guten Gewissens treffen zu können“, heißt es in dem Antrag. Durch die Widerspruchslösung könne sich jeder einwilligungsfähige Bürger mit dem Thema Organspende auseinandersetzen. „Nach dieser Willensbildung ist es jedem möglich, sich aktiv für oder aber auch gegen die Organspende zu entscheiden“, heißt es in dem Antrag. „Die Widerspruchslösung führt also zu mehr Aufklärung, mehr Wissen und mehr Beachtung des Themas Organspende.“
Anderen europäischen Ländern schwer zu erklären
Der frühere Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, erinnerte in der Debatte allerdings daran, dass es im Normalfall keine medizinischen Eingriffe ohne Einwilligung der Patienten geben dürfe. „Man muss dann die Frage stellen: Wie ist das mit dem Eintritt der Informiertheit?“, sagte Henke. Es sei nicht geklärt, ob bei einer Widerspruchslösung auch Analphabeten oder Menschen, die auf einfache Sprache angewiesen seien, hinreichend informiert sind. Das Vorstandsmitglied Thorsten Hornung verwies darauf, dass man in Deutschland Organe, die in Ländern mit Widerspruchslösungen entnommen wurden, sehr gerne annehme. „Die überwiegende Mehrheit der Menschen ist ja für Organspende“, so Hornung. „Sie ist nur nicht bereit, sich mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen.“
Die bayerische Delegierte Doris M. Wagner erklärte, ihr komme beim Thema Organspende nur noch „Fremdschämen“ in den Sinn. Sie könne mit Kollegen aus anderen europäischen Ländern nicht mehr darüber reden, warum es in Deutschland keine Widerspruchslösung gebe. „Irgendwann muss man sich bewegen“, sagte die Bundesvorsitzende des Marburger Bundes Dr. Susanne Johna. Es sei dringend nötig, dass das Thema Organspende im Bundestag wieder auf die Tagesordnung komme. „Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter der Organspende“, sagte die NRW-Delegierte Dr. Leonie Malburg. (lass)