Konzertierte Aktion läuft an

Minister Lauterbach setzt beim Hitzeschutz auf die Hausärzte

Eine Vergütungsziffer für die klimaresiliente Beratung und bauliche Maßnahmen bei Pflegeeinrichtungen. So sehen Lauterbachs Pläne zum Hitzeschutz aus. Als „rein theoretisch“ kritisiert dies die Krankenhausgesellschaft.

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Präsentierten am Freitag gemeinsam ihre Vorstellungen für einen besseren Hitzeschutz. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier (l.) und Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach.

Präsentierten am Freitag gemeinsam ihre Vorstellungen für einen besseren Hitzeschutz. Der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes Dr. Markus Beier (l.) und Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach.

© Britta Pedersen / dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach hat einen Abstimmungsprozess gestartet, um das Land besser durch Hitzewellen zu bringen. Am Freitagnachmittag haben der Minister und der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands Dr. Markus Beier den „Hitzeschutzplan für Gesundheit des BMG“ vorgestellt.

Im Rahmen einer Konzertierten Aktion will der Minister Hitzeprävention gemeinsam mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, weiteren Bundesministerien, Ärzten und Pflegeverbänden aufs Gleis zu setzen. Einbezogen werden sollen auch die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Aufsetzen soll der Hitzeschutz auf das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes.

Ziel: Zahl der Hitzetoten halbieren

Im vergangenen Jahr verzeichnete das bevölkerungsreichste Land der EU 8.167 Hitzetote. Ziel des Plans sei, schon in diesem Jahr die Zahl der dem Wetterphänomen Hitze zuzuordnenden Opfer auf unter 4.000 zu senken. In diesem Sommer verzeichne Deutschland bislang 1.500 Hitzetote.

Er stehe im engen Austausch mit den Pflegeeinrichtungen, um die Möglichkeiten, kühle Rückzugsräume für die Pflegebedürftigen zu schaffen auszuloten, sagte Lauterbach. Das werde nicht ohne bauliche Maßnahmen gehen. Dazu sei er mit Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) im Gespräch. Die Lösungen müssten innerhalb der bestehenden Strukturen gefunden werden. Bundesweit werde nach best practice-Beispielen gesucht.

Hausärzte-Chef: Ohne individuelle Ansprache geht es nicht

Beier betonte, dass die Hausärzte die wichtigste Schnittstelle zur Patientenschaft darstellten. Sie unterhielten Kontakt zu rund 34 Millionen chronisch Erkrankten. Sie könnten in den Praxen zum Beispiel auch über eine bereits angelaufene Plakataktion Bewusstsein für die Risiken von Hitze herstellen.

„Individuelle Ansprache ist aber wichtig. Sonst ändert sich nichts“, sagte Beier. Herzkranke Patientinnen und Patienten müssten zum Beispiel darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Flüssigkeitsaufnahme an Hitzetagen anders erfolgen sollte als im Normalmodus. Ansprechen müsse man auch Diabetiker, die ihr Insulin während Hitzeperioden nicht allzu lange offen lagern sollten.

Honorar für Hitzeberatung geplant

Der Hausärzteverband werde nach dem Vorbild der Hausarztzentrierten Versorgung in Baden-Württemberg (HZV) Personal in den Hausarztpraxen schulen. Elf Termine deutschlandweit ständen dafür bereits fest. Auch aufsuchende Versorgung in Hitzeperioden könne er sich vorstellen, sagte Beier auf Nachfrage. Dies könnten zum Beispiel die Verahs übernehmen.

Ansonsten müssten die regulären Untersuchungen und weitere Beratungsanlässe dazu dienen, auch zum Hitzeschutz aufzuklären.

Für eine klimaresiliente Versorgung gibt es mit dem Hausarztvertrag der AOK Baden-Württemberg ein Vorbild. Nach einer qualifizierenden Schulung des Praxisteams zum Thema Klima und Gesundheit könne die klimaresiliente Versorgung einmal jährlich mit einem Zuschlag von acht Euro auf die Chrnikerpauschale vergütet werden, hießes dazu beim Hausärzteverband Baden-Württemberg. Dessen Vorsitzende Professor Nicola Buhlinger-Göpfarth wies darufhin, dass gerade die Hausarztpraxis hitzegefährdete Menschen gut erreichen könne. Älztere und chronisch erkrankte Menschen machten 60Prozent der Teilnehmenden an der HZV aus, bestätigte Johannes Bauernfeind, der Vorstandfsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg.

Lauterbach kündigte an, dem Gesetzgeber vorzuschlagen, eine Vergütungsziffer für „klimaresiliente“ Beratung ins Vergütungssystem aufzunehmen.

DKG: Schutzpläne bislang „rein theoretisch“

Die Hitzeschutzpläne seien bislang „rein theoretisch“, kritisierte die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Tatsächlich habe Bundesumweltministerin Steffi Lemke bereits bei der zurückliegenden Hitzeschutzkonferenz Hoffnungen auf zeitnahe Investitionen in Hitzeschutz und Gebäudekühlung zunichte gemacht. „Krankenzimmer kühlen leider nicht durch Diskussionen und Absichtserklärungen ab“, reagierte die Stellvertretende Vorstandsvorsitzende der DKG Professorin Henriette Neumeyer auf Lauterbachs Ankündigungen. (af)

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