Untersuchung in 19 Ländern

OECD-Studie: Viele Gesundheitssysteme schwächeln bei der Patientenzentrierung

Über 100.000 Patienten und 1.800 Gesundheitseinrichtungen in 19 Ländern haben Wissenschaftler für die OECD befragt. Drei Faktoren sind für die Wahrnehmung einer guten Versorgung aus Sicht chronisch kranker Patienten entscheidend.

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OECD-Generalsekretär Mathias Cormann: Auch Gesundheitssysteme mit (unter-)durchschnittlichen Gesundheitsausgaben können eine Versorgung mit guten Outcomes erreichen.

OECD-Generalsekretär Mathias Cormann: Auch Gesundheitssysteme mit (unter-)durchschnittlichen Gesundheitsausgaben können eine Versorgung mit guten Outcomes erreichen.

© Ondrej Deml / CTK / picture alliance

Paris. Die Gesundheitssysteme in vielen Industriestaaten sind zu wenig an der Versorgung von chronisch kranken Patienten orientiert. Das geht aus dem Bericht der OECD „Patient-Reported Indicator Surveys (PaRIS) hervor, dessen Ergebnisse am Dienstag vorgestellt worden sind.

Wissenschaftler haben dazu Daten aus 19 Ländern von 107.000 Patienten, die älter als 45 Jahre sind sowie aus 1.800 Primärversorgungseinrichtungen erhoben. Dazu gehörten Länder wie Australien, die Niederlande, Portugal, Rumänien, Spanien oder die Vereinigten Staaten – Deutschland war nicht in die Untersuchung einbezogen.

Ziel war es, die medizinischen Outcomes und Erfahrungen von Patienten mit chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen oder Krebs zu ermitteln. 52 Prozent der an PaRIS teilnehmenden Patienten hatte zwei chronische Erkrankungen, 27 Prozent sogar drei oder mehr Erkrankungen.

Zehn Indikatoren aus Patientensicht erhoben

Die insgesamt zehn erhobenen Indikatoren umfassten fünf Patient-Reported Experience Measures (PREMs) – darunter die von den Patienten wahrgenommene Koordination der Versorgung, ihre subjektiven Fähigkeiten des Selbstmanagements oder ihr Vertrauen in das Versorgungssystem. Fünf Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) erfassten in verschiedenen Facetten ihren Gesundheitsstatus.

PaRIS verdeutliche zwar, dass Länder mit überdurchschnittlichen Gesundheitsausgaben in der Regel dazu tendieren, auch höhere gesundheitsbezogene Outcomes zu produzieren, sagt OECD-Generalsekretär Mathias Cormann. Doch sei es auch Ländern mit (unter-)durchschnittlichen Gesundheitsausgaben möglich, eine gute Versorgung zu realisieren.

Koordinierte, patientenzentrierte Versorgung zählt

Entscheidend seien aus Patientensicht insbesondere drei Faktoren, heißt es in der Studie:

Zeit (Time): Kurze Wartezeiten und ausreichend Zeit für den Patienten in der Primärversorgung gingen in allen untersuchten Ländern mit höherer Zufriedenheit und Vertrauen in das Gesundheitssystem einher.

Patientenzentrierte Versorgung (Tailored care): Eine auf die individuellen Patientenbedürfnisse zugeschnitte Versorgung und klare, schriftliche Hinweise des Gesundheitspersonals wie etwa ein regelmäßiger Check der Medikation erhöhen die Selbstmanagementfähigkeiten der Patienten.

Kontinuierliche, koordinierte Versorgung (Trouble-free and safe care): Wartezeiten und Kommunikationsprobleme zwischen Ärzten haben überragende Bedeutung bei chronisch kranken Patienten für die subjektive Wahrnehmung der Versorgungsqualität.

Die Untersuchung hebt dabei große Unterschiede in der Digitalisierung der Gesundheitssysteme hervor. Ein Beispiel ist der Austausch elektronischer Gesundheitsakten zwischen verschiedenen Ärzten oder Gesundheitseinrichtungen: Ganz überwiegend möglich war dies in den Niederlanden (97 Prozent), Belgien (92 Prozent), Norwegen (90 Prozent) und Australien (86 Prozent). (fst)

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