Resolution vorgelegt
Psychotherapeuten wollen bei Bewältigung der Klimakrise helfen
36 Berufs- und Fachverbände der Psychotherapeuten haben eine Klimaresolution veröffentlicht. Darin warnen sie vor den seelischen Folgen des Klimawandels – und bieten Unterstützung an.
Veröffentlicht:Berlin. Drei Dutzend Psychotherapeuten-Verbände haben vor den gravierenden Folgen der Klimakrise auf die seelische Gesundheit gewarnt. Der Klimawandel sei menschengemacht. Damit einhergehende „destruktive Konsequenzen für unsere ökologischen Lebensgrundlagen“ gefährdeten nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit, heißt es in einer Resolution, die von insgesamt 36 Verbänden der Psychologischen Psychotherapeuten sowie der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten gezeichnet ist.
„Politische und berufsethische Verantwortung“
Psychotherapeuten könnten Menschen unterstützen, die sich stark verändernden Lebensbedingungen zu bewältigen, stellen die Verbände fest. Daher trage der Berufsstand Verantwortung, „sich aktiv in die individuelle und gesellschaftliche Bewältigung der Klimakrise einzubringen“.
Psychotherapeuten könnten helfen, dass die Auseinandersetzung mit dem Klimawandel nicht in Verdrängung, Skepsis und Angst, sondern in „sachlich angemessenem Verhalten“ münde. Das Engagement sei nicht nur politisch, sondern auch berufsethisch geboten. Zudem wolle man das eigene Handeln hinterfragen, etwa mit Blick auf den Betrieb einer „nachhaltigen Praxis“.
Ärzte sehen „planetare Notfallsituation“
Die Folgen des Klimawandels haben auch bei der Bundestagswahl eine zentrale Rolle gespielt. Ärzte, Medizinstudierende, Pflegekräfte und Angehörige zahlreicher Gesundheitsberufe hatten im Vorfeld der Wahl zu einem landesweiten Klimastreik aufgerufen und dabei auf die gesundheitlichen Folgen aufmerksam gemacht.
Die Leiterin der Abteilung für Klimaresilienz am Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung Professor Sabine Gabrysch hatte von einer „planetaren Notfallsituation“ gesprochen. Würde Klimaschutzpolitik konsequent umgesetzt, ließen sich allein in Deutschland pro Jahr bis zu 150.000 Todesfälle verhindern. Halbherzige Maßnahmen reichten nicht mehr aus.
Studien belegen Zusammenhänge
Dass der Klimawandel zu großen seelischen Belastungen führt, berichteten zuletzt auch die US-Organisationen „American Psychological Association“ und „ecoAmerica“. Durch den Klimawandel bedingte Unwetter und andere Naturkatastrophen hätten die unmittelbarsten Auswirkungen auf die psychische Gesundheit, schreiben die Organisationen in einem Bericht. Traumata und Schock durch Personenschäden, Verlust eines geliebten Menschen, Beschädigung oder Verlust von persönlichem Eigentum zählten zu den Folgen.
Als Beispiel nennen die US-Organisationen die Auswirkungen des Hurrikans Katrina von 2005. Laut Wissenschaftlern hätten sich in den betroffenen Gebieten Selbstmord und Suizidgedanken mehr als verdoppelt. Einer von sechs Betroffenen habe die diagnostischen Kriterien einer posttraumatischen Belastungsstörung erfüllt. 49 Prozent der Menschen hätten Angst oder affektive Störungen wie Depressionen entwickelt. (hom)