Ärztemangel

Rollende Arztpraxis für ländliche Regionen in Hessen

Kein Ersatz, sondern eine Ergänzung für den Hausarzt vor Ort –die mobile Arztpraxis im Bus, mit der die KV Hessen Versorgung verbessern will.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Rollende Arztpraxis für ländliche Regionen in Hessen

© Jana Kötter

FRANKFURT/MAIN. Um die Versorgung auch in ländlichen Regionen des Landes sicherzustellen, setzt die KV Hessen ab Januar 2018 auf eine mobile Arztpraxis. In einer zweijährigen Pilotphase soll ein Medibus der Deutschen Bahn, wie er etwa auch schon in einem Impfprojekt der Berliner Charité zum Einsatz kommt, zunächst durch Nordhessen rollen und das Angebot der Niedergelassenen ergänzen. Den Bus hat die KV nun in Frankfurt vorgestellt.

"Wir planen, dass der Medibus pro Tag zwei Standorte anfährt", erklärte KV-Vorstandsvize Dr. Eckhard Starke bei einer ersten Begehung des Busses, der analog zu einer Hausarztpraxis – inklusive Ultraschall und EKG – ausgestattet ist.

Die genaue Route und Haltestellen würden aktuell erarbeitet. Die KV wird den Bus in der Pilotphase von der DB Regio mieten. So könne die DB Regio etwa sicherstellen, dass im Falle einer Reparatur das Angebot schnell wieder aufgenommen werden kann, so DB-Projektleiter Felix Thielmann.

Das Konzept grenzt sich deutlich ab von jenen, die die Patienten etwa mit einem Fahrservice in die Praxis bringen. Es versteht sich jedoch ausdrücklich nicht als Konkurrenz, sondern als "Ergänzung zur Hausarztpraxis vor Ort", betont KV-Chef Frank Dastych.

Der Medibus soll während der regulären Öffnungszeiten der Praxen ein zusätzlicher Anlaufpunkt sein, eine Terminvergabe wird nicht möglich sein. "Der Medibus soll die Hausärzte da unterstützen, wo diese an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen und durch Praxisaufgaben von Kollegen nicht mehr Patienten übernehmen können."

An Bord ist dazu ein Arzt, ebenso eine Medizinische Fachangestellte (MFA) sowie der Fahrer, der auch bürokratische Basis-Aufgaben übernehmen könne, so Dastych. Über eine Video-Konsultation sollen Haus- und Fachärzte vor Ort einbezogen werden. Das fördert die Vernetzung unter den Kollegen, ist sich Dastych sicher. Denkbar sei auch, Apotheker einzubinden. Auf einem Bildschirm im Bus werden darüber hinaus Porträts, Namen und Telefonnummern der Niedergelassenen angezeigt, um den Netzwerkgedanken zu stärken.

Aktuell laufen die Gespräche mit potenziellen Ärzten. Perspektivisch schwebt KV-Vorstand Dastych vor, dass der mobile Arzt hälftig bei der KV angestellt sein könnte. "Das kann etwa für junge Ärzte, die erst einmal in die ambulante Versorgung reinschnuppern wollen, eine gute Chance sein."

Alternativ wäre etwa auch eine – teilweise – Freistellung von der Niederlassung denkbar. Auch die Praxisinhaber werden einbezogen: Bereits im April seien Hausärzte in der Region Rotenburg an der Fulda über die nahende Entlastung informiert worden, so der KV-Vorstand.

Darüber hinaus laufen die Gespräche mit den Bürgermeistern der betroffenen Kommunen. Der KV ist Kontinuität wichtig: "Analog etwa zu Bücherei-Bussen soll es einen festen Zeitplan und Standort – etwa auf dem Parkplatz des Bürgerhauses – geben, nach dem sich Patienten richten können", betont Dastych. Für die Patienten solle so ein "Gewohnheitsfaktor" entstehen.

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