Positionspapier des BKK Dachverbands

So stellt sich die BKK die Primärversorgung von morgen vor

Der BKK Dachverband sieht in Primärversorgungszentren die Zukunft: Einzelpraxen hält der Kassenverband für genauso überholt wie die hausarztzentrierte Versorgung.

Veröffentlicht:
In den Primärversorgungszentren, deren Konzept vom BKK Dachverband skizziert wird, soll auch das Engagement von Kommunen möglich sein.

In den Primärversorgungszentren, deren Konzept vom BKK Dachverband skizziert wird, soll auch das Engagement von Kommunen möglich sein.

© Jürgen Fälchle / stock.adobe.com

Berlin. Der BKK Dachverband sieht in Primärversorgungszentren (PVZ) eine Antwort auf viele Herausforderungen in der ambulanten Versorgung. In einem am Donnerstag veröffentlichten Positionspapier hat der Kassenverband Leitplanken für solche Einrichtungen diskutiert – inklusive einem Abgesang auf die Einzelpraxis.

Nach den Vorstellungen des Dachverbands der Betriebskassen sollten diese Zentren auf der Basis von weiterentwickelten MVZ fußen. Dies biete die Option, „bevölkerungsbezogenen Versorgungsbedarfen passgenauer zu entsprechen, als dies mit herkömmlichen Einzelpraxen gewährleistet werden könnte“.

Anknüpfungspunkte sollten dafür bestehende Vertragsformen sein – zum Beispiel die hausarztzentrierte Versorgung (HzV). Denn dort würden hausärztliche Tätigkeiten „weit über rein kurative Aspekte hinaus“ definiert. So sollten sich PVZ beispielsweise durch die Integration von Angeboten der Prävention und Gesundheitsförderung auszeichnen. Das Engagement von Kommunen im Rahmen dieser Zentren würde es ermöglichen, dort Formen der aufsuchenden Sozialarbeit zu integrieren.

HzV wird aus Sicht des Kassenverbands überschätzt

Die HzV selbst sieht der BKK Dachverband allerdings als Auslaufmodell: Diese Versorgungsform werde angesichts des zunehmenden Hausarztmangels „an Grenzen der Realisierbarkeit stoßen“. Zudem: „Die Erwartungen an die HzV, allein eine koordinierende Funktion zur Lösung bestehender Schnittstellenprobleme im Gesundheitswesen zu etablieren, haben sich nicht erfüllt.“

Skeptisch zeigt sich der Kassenverband auch bei der Etablierung von Gesundheitskiosken, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) favorisiert werden – hierdurch würden Parallelstrukturen installiert. Weiterhin plädiert der BKK Dachverband dafür, auch die im Zuge der Krankenhausreform diskutierten Level Ii-Krankenhäuser in die Primärversorgung einzubeziehen: „Diese Häuser können selbst die ambulante Primärversorgung leisten“, heißt es in dem Papier.

Weitere Merkmale und Anforderungen an PVZ aus Sicht des BKK Dachverbands:

Zulassungsverfahren: Die Zulassung eines PVZ sollte – übrigens unabhängig von der Trägerschaft des MVZ – dann Priorität haben, wenn es bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllt: Allgemeinmediziner, Kinder- und Jugendmediziner sowie Medizinische Fachkräfte mit erweiterten Kenntnissen wie beispielsweise Nichtärztliche Praxisassistenz (NäPa), VERAH, Pflegefachkraft oder Sozialtherapeutin. Zudem solle eine solche Einrichtung Kooperationsverträge mit „lokal agierenden Akteuren“ abschließen – als Beispiele werden Terminservicestellen der KVen, der Öffentliche Gesundheitsdienst, Pflegestützpunkte oder ambulante Krebsberatungsstellen genannt – „sowie niedergelassene Fachärzte“, heißt es im Papier.

Teambasierte Versorgung: Eine teambasierte Primärversorgung solle „als neuer Standard“ festgelegt werden. Einzelpraxen könnten „diesen Anspruch schon heute nicht mehr erfüllen“, glaubt der BKK Dachverband. Um die Grundversorgung sicherzustellen, solle die Trennung zwischen ärztlicher und pflegerischer Versorgung überwunden werden. „Perspektivisch“ sollten heilkundliche Tätigkeiten an akademisch qualifizierte Pflegefachkräfte, Community Health Nurses oder Physician Assistants übertragen werden.

Gründungsberechtigung: Über den Kreis der bisher möglichen Träger von MVZ hinaus sollten auch Krankenkassen sowie deren Verbände PVZ gründen dürfen. Vorrangig sollten in den Planungsbezirken solche Einrichtungen entstehen, in denen Hausarztsitze unbesetzt sind.

Finanzierung von PVZ: Ärztliche Leistungen in PVZ sollten nach GOÄ oder nach den Regelungen zur hausarztzentrierten Versorgung in Paragraf 73 SGB V vergütet werden. Die nichtärztlichen und koordinativen Leistungen in den Zentren sollten in bestehende Vergütungen integriert werden. In einer Rahmenvereinbarung im Bundesmantelvertrag könnten für PVZ entsprechende Zuschläge und Pauschalen vereinbart werden, lautet der Vorschlag. (fst)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Abb. 1: Bei erfolgreich therapierter Sialorrhö ist Teilhabe wieder leichter möglich

© Olesia Bilkei / stock.adobe.com [Symbolbild]

Glycopyrroniumbromid bei schwerer Sialorrhö

Wirtschaftliche Verordnung durch bundesweite Praxisbesonderheit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Proveca GmbH, Düsseldorf
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Viele gesunde Lebnesmittel, darunter Gemüse, Lachs und Sesam, liegen auf einem Tisch.

© aamulya / stock.adobe.com

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Moderne Grafik eines Gehirns und eines Darms nebeneinander. Der Hintergrund ist mehrfarbig.

© KI-generiert watz / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Ein Modell eines Herzens steht auf einem Tisch.

© Jonima / stock.adobe.com (Generi

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg