Minister will keine Pflicht

Spahn: Mehr Menschen sollten Infektionen über Corona-App melden

Zwei Millionen Corona-Testergebnisse sind bereits über die Corona-Warn-App übermittelt worden. Für Gesundheitsminister Jens Spahn könnten es deutlich mehr sein.

Veröffentlicht:
Gesundheitsminister Jens Spahn bei der Vorstellung der Corona-Warn-App am 16.6.2020 in Berlin

Verfechter der Corona-Warn-App: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

© Jens Schicke / SZ Photo / picture alliance

Berlin. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat dazu aufgerufen, mehr nachgewiesene Infektionen über die Corona-Warn-App zu teilen. Er sei aber weiter dagegen, die Anwendung verpflichtend zu machen, sagte Spahn am Samstag bei einem virtuellen Kongress der Kommunalpolitischen Vereinigung von CDU und CSU.

Entwickler arbeiteten an Verbesserungen der App. So solle sie öfter als nur täglich aktualisiert werden. Die Nutzer sollten zudem vom System aktiv ermuntert werden, Infektionen zu melden. Spahn sprach in diesem Zusammenhang von „Nudging“.

Derzeit haben nach seinen Worten 22 Millionen Menschen in Deutschland die App installiert, 18 bis 20 Millionen Menschen nutzten sie tatsächlich. Mittlerweile seien mehr als zwei Millionen Laborergebnisse über die App übermittelt worden. Gut 90 Prozent der Labore sind bereits in der Lage, Testergebnisse an die App zu übermitteln.

„Überwachungskapitalismus“

Jeder Zwang führe zu einer sehr kontroversen Debatte mit dem Risiko, dass man an Akzeptanz verliere, warnte Spahn. Zugleich wundere ihn, wie bereitwillig die Menschen in Deutschland und Europa Gesundheitsdaten in den Angeboten der großen Internetkonzerne teilten.

„Das ist wirklich Überwachungskapitalismus, die machen Kohle mit unseren Daten“, sagte Spahn. Im Überwachungsstaat China würden inzwischen von jedem Neugeborenen die Gen-Daten ausgelesen, sagte er. Kein Verständnis habe er aber, wenn es in Deutschland schon erbitterte Diskussionen gebe, wenn anonymisierte Daten für die Forschung zusammengeführt werden sollten.

Er rätsele weiter, wo er sich selbst mit dem Coronavirus angesteckt habe, sagte Spahn. Er gehöre zu den inzwischen 75 Prozent der positiv Getesteten, bei denen sich der Infektionsweg nicht habe nachvollziehen lassen. Alle Kontakte hätten sich als falsche Spur erwiesen. Er wertete dies auch als Beispiel dafür, dass eine Verstärkung der Nachverfolgung in Gesundheitsämtern allein nicht die Lösung sei. (dpa)

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 09.11.202011:05 Uhr

Corona-Warn-App (CWA) Misere!

Aktuell haben etwa 22 Millionen Menschen bei 83 Millionen Einwohnern in Deutschland die Corona-Warn-App (CWA) installiert. Circa 18 bis 20 Millionen Menschen haben sie tatsächlich schon mal genutzt.

Zugleich seien aber mittlerweile nur gut zwei Millionen Laborergebnisse, egal ob negativ oder positiv, über die App übermittelt worden.

Das spricht vordergründig für einen äußerst geringen Wirkungsgrad von gerade mal 10 Prozent bei der CWA.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt, er gehöre zu den inzwischen 75 Prozent der positiv Getesteten, bei denen sich der Infektionsweg nicht habe nachvollziehen lassen. Das sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass etwa 60 Prozent der Betroffenen ihr positives PCR- oder Antigen-Schnelltest-gestütztes Ergebnis, also dass sie potenziell ansteckend sind, ihrer CWA gar nicht erst mitteilen.

Das lässt den Wirkungsgrad der Corona-Warn-App (CWA) auf maximal 6 Prozent schrumpfen.

https://www.doccheck.com/de/detail/articles/29998-corona-warn-app-cwa-mit-dyskalkulie

Ich fasse zusammen:
1. Deutschland knapp 83 Millionen Einwohner
2. CORONA-Warn-App (CWA) 22 Millionen Downloads
3. Gut 2 Millionen Testergebnisse, ob positiv oder negativ, insgesamt über die CWA übermittelt
4. Derzeit etwa 1,5 Millionen CORONA-Tests alleine pro Woche in D
5. Nutzungsquote der CWA bei höchstens 10%
6. Nur 60% teilen positives SARS-CoV-2-/COVID-19-Testergebnis mit
7. CWA funktioniert nur in weit unter 6% der Gesamt-Testungen
8. In gut 94 Prozent ist die CWA gar nicht funktionsfähig.

Die CWA, bisher als wesentlicher Baustein bei der Verfolgung und Unterbrechung von SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen zur Kontaktketten-Ermittlung gedacht, ist unter größtmöglichen Datenschutzanforderungen höchst unwirksam. Bund und Länder haben sich mit ihrer offensichtlichen Dyskalulie bei der CORONA-Warn-App völlig verrechnet.

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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