Homosexuelle Männer
Spahn kann Kritik an Blutspende-Verbot „gut nachvollziehen“
Schwule und bisexuelle Männer dürfen nur unter sehr strengen Auflagen Blut spenden. Der Gesundheitsminister deutet an, dass ihm das missfällt.
Veröffentlicht:Berlin. Das Blutspende-Verbot für homosexuelle Männer treibt auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) um.
„Die Frage beschäftigt mich, aber nicht als schwuler Mann, sondern als Bundesminister für Gesundheit, der Verantwortung trägt für diese Fragen“, sagte Spahn am Montag vor Journalisten in Berlin.
Druck auf BÄK und PEI steigt
Spahn verwies auf das Ende Mai vom Bundestag verabschiedete zweite Pandemie-Gesetz. Darin enthalten sei auch ein Passus, mit dem die Bundesärztekammer (BÄK) wie auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) „gezwungen“ würden, die Frage der Blutspende regelmäßig zu überprüfen. „Der Prozess findet gerade statt, den werden wir entsprechend begleiten.“
Schwulenverbände und auch Grüne und FDP prangern das Verbot als diskriminierend an. Er könne das „gut nachvollziehen“, sagte Spahn. Gemeinsam mit den zuständigen Institutionen wolle er deswegen an einer Lösung arbeiten. Diese habe sicherzustellen, dass das Infektionsrisiko bei Blutspenden weiter minimiert und „gleichzeitig“ vielen die Blutspende ermöglicht werde. „Das Thema sehe ich, und wir sind im Gespräch.“
Das Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), hat seinen Ursprung in der „Aids-Krise“ der 1980er Jahre. Seit Inkrafttreten der Hämotherapie-Richtlinie von BÄK und PEI 2017 dürfen schwule, bisexuelle und transsexuelle Männer zwar wieder Blut spenden, dies jedoch nur nach einer Wartefrist von zwölf Monaten seit dem letzten Geschlechtsverkehr.
Das Verbot wird damit begründet, dass das Sexualverhalten schwuler Männer „ein Risiko für den Empfänger von Blutprodukten“ mit sich bringe.
Union gegen weitere Lockerung
Die Unionsfraktion steht einer weiteren Lockerung des Verbots skeptisch gegenüber. Es handele sich hierbei nicht um eine politische, sondern um eine wissenschaftliche, medizinische und epidemiologische Frage.