Barmer-Report

Versorgunsglücke bei chronischen Wunden

Menschen mit chronischen Wunden sind meist unzureichend versorgt. Das geht aus dem Heil- und Hilfsmittelreport der Barmer GEK hervor. Auch Disease-Managment-Programme für Diabetiker nutzen kaum.

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Bei der Versorgung chronischer Wunden weist die Barmer GEK auf Lücken hin.

Bei der Versorgung chronischer Wunden weist die Barmer GEK auf Lücken hin.

© Klaus Rose

BERLIN. Menschen mit chronischen Wunden sind in Deutschland oft unterversorgt. Das gilt auch für Patienten mit dem diabetischen Fußsyndrom.

Zwar gibt es mehr Podologen, doch die Verordnungen nehmen kaum zu. Das sind die zentralen Ergebnisse des Heil- und Hilfsmittelreports, den die Barmer GEK am Dienstag in Berlin vorgestellt hat.

"Wir können anhand unserer Daten sehen, dass es eine gravierende Unterversorgung bei Menschen gibt, die an venös bedingten Unterschenkelgeschwüren leiden", so Barmer GEK-Vize Dr. Rolf-Ulrich Schlenker.

Nur knapp 40 Prozent der Patienten mit dieser Diagnose würden eine Kompressionstherapie erhalten. "Deren Unterlassung ist nach Meinung der Fachleute ein Behandlungsfehler", so Schlenker weiter.

Noch schlimmer erscheint die Situation bei der podologischen Versorgung von Diabetikern. Den Angaben zufolge sind drei Viertel aller Risikopatienten unversorgt.

Ältere oft nicht versorgt

"Vor allem bei den über 70-Jährigen wächst der Anteil der nicht Versorgten", so der Autor des Heil- und Hilfsmittelreports, Professor Gerd Glaeske. Das sei umso erstaunlicher, als es sich um Teilnehmer an Disease-Management-Programmen (DMP) handle.

Denn DMP sehen eine medizinische Fußuntersuchung und podologische Versorgung zwingend vor. Glaeske verwies darauf, dass die Zahl der Amputationen in 25 Jahren kaum zurückgegangen sei, obwohl sich die europäischen Staaten bereits 1989 drauf verständigt hatten, diabetische Folgeschäden zu verhindern.

"Das ist ein Drama. Es ist auch beschämend", sagte er.

Schlenker und Glaeske appellierten daher an die Ärzte, mehr Sensibilität für das Thema zu entwickeln und Amputationen so zu verhindern. "Wir müssen die Podologie stärker als Präventionsmöglichkeit nutzen", forderte er.

"Fast hilflos" zeigte er sich aber angesichts der Tatsache, dass DMP-Honorierung und Appelle bislang keine positive Veränderung bewirkt haben. Der Sachverständigenrat habe daher auch über einen Direktzugang zu Podologen diskutiert, so Glaeske.

Preisanstieg als Ursache

Die teils deutlichen Ausgabenanstiege bei Heil- und Hilfsmitteln im ersten Halbjahr dieses Jahres führt der Reportautor nicht auf Mengen-, sondern vor allem auf Preissteigerungen zurück.

Mit Blick auf neue, zum Teil riskante Hilfsmittel und Medizinprodukte, beispielsweise bestimmte Herzklappen für minimalinvasive Eingriffe, sprachen sich Glaeske und Schlenker für strengere Zulassungsregeln aus.

Kassenvize und Studienautor forderten einhellig, ein zentrales europäisches Zulassungsverfahren und eine Nutzenbewertung mit vorgeschalteter Ethikkommission.

 "Hier muss die Bundesregierung eindeutig nachbessern", sagte Schlenker. Die Regierung hatte diese Maßnahmen jedoch kürzlich in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag abgelehnt. (ami)

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