Anbieter von Medical Wellness setzen gezielt auf spezifisches Know-how der Ärzte vor Ort
Das Luxushotel Kempinski Falkenstein in Königstein im Taunus bietet seinen Gästen medizinische Check-ups und Präventionsangebote. Für das medizinische Know-How sind Ärzte zuständig. Damit steht das Hotel nicht alleine. Medical Wellness ist ein Wachstumsmarkt.
Veröffentlicht:"Die Wirtschaft benutzt den Begriff inflationär", sagt Bodo K. Scholz, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Heilbäderverbandes bei einer Diskussionsrunde des Vereins Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e.V. in Bad Homburg. Medical Wellness sei prinzipiell nichts Neues, sondern eine moderne Form der Kur, die auch einen bestimmten Lebensstil vermittle. Es gehe darum, aktiv und fit zu sein. Die Angebote richteten sich an Menschen, die außerhalb der bestehenden Versorgung der Gesetzlichen Krankenversicherung etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Es sei jedoch schwierig, den medizinischen Teil der Angebote genau abzustecken. "Bei Medical Wellness sollten sich Ärzte und speziell ausgebildete Therapeuten um die Gäste kümmern", fordert Scholz.
"Nicht alles, was unter dem Namen Medical Wellness läuft, bietet Qualität", kritisiert Peter P. Bruckmaier, Geschäftsführer der Kur- und Kongress-GmbH in Bad Homburg. Dem pflichtet Daniela Hubloher, Patientenberaterin der Verbraucherzentrale Frankfurt am Main, bei: "Das Problem ist, dass Medical Wellness den Menschen eine Qualität suggeriert, die von Haus aus nicht automatisch dahinter steht." Für Henning Reichel, Direktor des Kempinski Hotels Falkenstein, ist deshalb der medizinische Part besonders wichtig. Er arbeitet mit den Asklepios-Kliniken zusammen. Das dem Hotel angegliederte "Ascara Health und Beauty Center" wird von einem Allgemeinmediziner geleitet. Zu den Angeboten des Centers zählen Ernährungs- und Bewegungsberatungen, Fitnesskurse und kardiologische Check-ups. "Wir geben unseren Gästen auch Handlungsanleitungen, wie sie das, was sie bei uns lernen, in ihren Alltag integrieren können", sagt Reichel.
Auf die Verbindung von Wellness und hochklassiger Medizin legt der Hoteldirektor großen Wert. "Wir grenzen uns damit klar von Mitbewerbern ab, die einen Hometrainer und eine Sauna im Keller haben und sich Wellness-Hotel nennen." Darauf setzt auch die Arosa-Hotelkette. Gemeinsam mit dem Medizinischen PräventionsCentrum Hamburg (MPCH) am Uniklinikum Hamburg Eppendorf hat die Hotelkette ein Gesundheitskonzept erarbeitet, das etwa Check-ups und Sportprogramme vorsieht und unter dem Begriff "Medizinisches Gesundheitscoaching" angeboten wird.
Der Jahresumsatz der gesamten Wellness-Branche wird vom Wirtschaftsforschungsunternehmen Global Insight in Deutschland auf mehr als 70 Milliarden Euro taxiert. Ein Geschäft, auf das auch viele der über 300 Heilbäder und Kurorte in Deutschland setzen wollen. Ihr Umsatz betrug im vergangenen Jahr etwa 30 Milliarden Euro. Tendenz steigend. "Von der Konjunkturkrise merken wir im Fitness- und Wellnessbereich nichts", sagt Peter P. Bruckmaier. Die Kurstadt Bad Homburg ziehe viele Menschen aus dem Umland an und habe auch viele Gäste aus Saudi Arabien, Russland oder den Vereinigten Emiraten.
Viele Kurorte stehen nicht so gut da. Vor allem die alten Staatsbäder, die heute den Kommunen gehören, haben finanzielle Probleme - dabei wären Investitionen dringend nötig. "Einfach nur eine große Bandbreite an Anwendungen anzubieten, reicht heute nicht mehr", sagt Bodo K. Scholz. Er rät, sich zu spezialisieren.
Eine geschützte Marke ist Medical Wellness jedoch nicht, es gibt keine verbindlichen Richtlinien. Verschiedene Verbände geben jedoch Zertifizierungen für Hotels und Einrichtungen aus. So versucht der Deutsche Medical Wellness Verband zusammen mit dem TÜV Rheinland eine Hotelmarke namens "The Leading Medical Wellness Hotels & Resorts" zu etablieren. Ein Hotel wurde bereits zertifiziert, ein zweites stehe kurz vor der Aufnahme, außerdem lägen etwa 20 weitere Anfragen aus ganz Deutschland vor.
Medical Wellness
Der Begriff Medical Wellness ist nicht geschützt. Dementsprechend finden sich viele Angebote spezialisierter Dienstleister wie Heilbäder oder Luxushotels. Verbände wie der Deutsche Medical Wellness Verband und der Heilbäderverband haben sich zur Profilbildung auf GrundAnforderungen für Medical-Wellness-Einrichtungen geeinigt. Dazu gehören etwa die Einbindung eines Arztes, qualifizierte Mitarbeiter und ein QM.
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