Mittlerer Osten
Anhaltender Bauboom in der Kliniklandschaft
Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate treiben mit Hochdruck den Neubau von Kliniken voran. Dabei setzen sie immer mehr auf hoch spezialisierte Medical Cities.
Veröffentlicht:RIAD / ABU DHABI. Die King Fahad Medical City (KFMC) in Riad und die Sheikh Khalifa Medical City (SKMC) in Abu Dhabi stehen exemplarisch für einen Trend in der Region.
Die wohlhabenden arabischen Staaten rüsten sich für die verbesserte Versorgung ihrer Einwohner. Denn mit der teils märchenhaften Prosperität haben auch die nichtübertragbaren und chronischen Zivilisationskrankheiten am Golf Einzug gehalten.
Spitzenzentren in großen Städten
Die arabischen Staaten lassen sich nicht lumpen und investieren große Summen in die meist Medical City genannten medizinischen Spitzenzentren. Die King Fahad Medical City in Riad versteht sich selbst als der größte und fortschrittlichste medizinische Komplex im gesamten Mittleren Osten.
Der für umgerechnet mehr als eine halbe Milliarde Euro errichtete Komplex fasst 1200 Betten in vier Kliniken und vier medizinischen Zentren. Jährlich sollen dort nach eigenen Angaben rund 20.000 Patienten stationär und knapp 240.000 Patienten ambulant behandelt werden. Die KFMC verfolgt das Ziel, ein führendes Referenzzentrum der Tertiärversorgung zu werden.
Die Sheikh Khalifa Medical City in Abu Dhabi gilt nach eigener Aussage als Vorzeigeinstitution in puncto Public Health. Die von der amerikanischen Cleveland Clinic gemanagte SKMC sei die größte Klinik in den VAE, bestehend aus einem 586 Betten umfassenden Krankenhaus der Tertiärversorgung, 14 spezialisierten Ambulatorien sowie der Blutbank von Abu Dhabi.
Gesundheitsarchitekt hat Bedenken
Mit Bedenken sieht der auf Gesundheitsimmobilien spezialisierte Architekt Sean Huang von dem Architektenbüro KMD den Trend, in der Golfregion weitere Medical Cities zu bauen. Vor Kurzem mahnte Huang in Dubai auf der internationalen Fachmesse Building Healthcare, bei der nächsten Generation der Gesundheitseinrichtungen die Patientenperspektive einzunehmen.
Er sehe dezentralisierte und innovative Einrichtungen als geeigneter an, da diese mehr Flexibilität für eine evolutionäre Gestaltung ließen als die großen Kolosse, die versuchten, alles unter einem Dach anzubieten.
"Ich will nicht die Vorstellung erwecken, dass Medical Cities verschwinden werden, aber sie werden mehr Zeit brauchen, um ihr wahres Potenzial zu entfalten, als Exzellenzzentren, die in der Forschung, Erziehung und regionaler Expertise mit einer lokalen Mannschaft organisch gewachsen sind.
Ich vertrete die Prämisse, dass ein größeres Augenmerk auf kleinere spezialisierte Kliniken sowie ambulante Versorgungsplattformen, die stärker in der Gemeinschaft verankert sind, gelegt werden muss", so Huang. Diese Evolution sei in allen entwickelten Ländern in Westeuropa, Nordamerika und Asien vorausgegangen, wie der Gesundheitsarchitekt zu bedenken gab.
Wie aus dem anlässlich der letztjährigen Baufachmesse The Big 5 Hub in Dubai veröffentlichten "GCC Healthcare Construction Market Outlook" hervorgeht, beliefen sich die Krankenhausneubauprojekte in den Ländern des Golfkooperationsrates (GCC) – Bahrain, Kuwait, Katar, Vereinigte Arabische Emirate, Saudi Arabien und Oman – 2014 auf ein Volumen von insgesamt 5,85 Milliarden US-Dollar – für 2015 wurden bereits 7,3 Milliarden prognostiziert.