Digitale Information
Big Data wird im Gesundheitswesen wichtiger
Was denken Patienten über meine Arztpraxis? Wie kann ich mein Personal optimal planen? Immer mehr Gesundheitseinrichtungen suchen die Antwort auf solche Fragen mit der Analyse großer Datenmengen, wie eine Umfrage zeigt.
Veröffentlicht:BERLIN. "Big Data", also das massenhafte Sammeln und Auswerten von Informationen, wird für Unternehmen in der Gesundheitsbranche in Deutschland immer wichtiger: Mehr als drei Viertel geben an (77 Prozent), das Datenanalysen zunehmend ein entscheidender Baustein für die Wertschöpfung sind. Mit dieser Einschätzung liegt die Branche vor der, die die Gesamtwirtschaft getroffen hat (68 Prozent). Das hat eine aktuelle repräsentative Umfrage von Bitkom Research im Auftrag der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ergeben.
In die Umfrage wurden laut den Studienautoren insgesamt 704 Unternehmen und 102 Verwaltungen einbezogen. Darunter finden sich auch Institutionen aus der Gesundheitsbranche, wie Krankenhäuser, Arzt- und Zahnarztpraxen, Medizinischen Versorgungszentren und andere Einrichtungen in diesem Bereich, die telefonisch zum Thema Datenanalyse befragt wurden.
Nutzen der Datenanalyse ist im Kern, besser und schneller entscheiden zu können, um Risiken zu vermeiden. "Big Data ermöglicht es, Informationen aus verschiedensten Quellen zu einem Gesamtbild zu verdichten und daraus konkrete Maßnahmen abzuleiten", erklärt Peter Heidkamp, Head of Technology der KPMG AG. Am häufigsten werde dies in der Gesundheitsbranche bislang beim Arbeitskräftemanagement genutzt. Das heißt, immer dann, wenn etwa Personalentscheidungen in Krankenhäuser getroffen werden müssen. 43 Prozent der Teilnehmer gaben an, Datenanalysen dafür einzusetzen (Gesamtwirtsschaft: 20 Prozent).
Soziale Medien im Blick
Spannend ist, dass den Ergebnissen zufolge auch Social Media Analytics besonders oft im Gesundheitsbereich eingesetzt wird. 24 Prozent der Teilnehmer nutzen dieses Instrument (Gesamtwirtschaft: 18 Prozent). Social Media Analytics wird dazu beansprucht herauszufinden, was Kunden über das Unternehmen in sozialen Medien, wie zum Beispiel Facebook schreiben. Konkret können das im Gesundheitskontext positive oder negative Kommentare nach Klinikaufenthalten oder Arztbesuchen sein.
Insgesamt gesehen liegt die Gesundheitsbranche im Mittelfeld, wenn es um die Verwendung fortgeschrittener Datenanalysen (komplexe Analysen aus unterschiedlichen Quellen) geht. 18 Prozent der Umfrageteilnehmer aus der Branche bekannten sich als Nutzer. Die Gesundheitsunternehmen liegen damit auf Rang sechs von insgesamt zwölf betrachteten Sparten.
Spitzenreiter und damit Treiber bei "Big Data" sind den Studienergebnissen zufolge die Medien (35 Prozent), die Automobilindustrie (30 Prozent) und Versicherungen (26 Prozent). Im Bereich Chemie und Pharma (elf Prozent) spielt die Datenauswertung, den Ergebnissen nach weniger eine Rolle - die Branche liegt auf Platz elf in der Umfrage. Durchschnittlich nutzten 13 Prozent die neuen Möglichkeiten, womit es in den Gesundheitsunternehmen überdurchschnittlich viele Nutzer gibt. Insgesamt gesehen gewinnen Datenanalysen aber an Bedeutung: 40 Prozent aller Befragten sagten, dass Entscheidungen bei ihnen stärker darauf basieren würden (2015: 37 Prozent).
Für Big Data fehlt das Know-how
Von denen, die Big Data Anwendungen nicht nutzen, wollten die Forscher auch die Gründe dafür wissen. Die Hälfte der Teilnehmer gab dabei zu Protokoll, dass für die Datenanalyse die Rechtsgrundlage fehle. 48 Prozent sagten, sie hätten Bedenken mit Blick auf die Datensicherheit. Unzureichende interne Ressourcen (Budget, Fachkräfte) beklagten 34 Prozent und 31 Prozent gaben an, es fehle am nötigen fachlichem beziehungsweise technischem Know-how, um aktiv zu werden.