Generation Smartphone
DAK-Studie: Millionen Kinder haben Probleme durch Internetkonsum
Bei mehr als einem Viertel aller 10- bis 17-Jährigen lässt sich eine riskante oder krankhafte Nutzung Sozialer Medien konstatieren; davon gelten laut einer neuen DAK-Studie 4,7 Prozent als abhängig.
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Bisweilen auch etwas autistisch: Die Jugend ist vernetzt.
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Berlin. Das Handy nicht mehr aus der Hand legen können? Das ist für ein Viertel der Kinder und Jugendlichen hierzulande offenbar Alltag.
25 Prozent aller 10 bis 17-Jährigen nutzen soziale Medien in einem riskanten oder krankhaften Umfang, 4,7 Prozent gelten als abhängig: Das ist das Ergebnis der DAK-Studie „Ohne Ende online?!“, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Insgesamt frönen demnach 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche einem problematischen oder sogar pathologischen Internetkonsum.
Laut Studie hat sich die Mediensucht auf hohem Niveau eingependelt und liegt deutlich höher als bei der vorigen Untersuchung vor fünf Jahren: 2019 lag etwa der Anteil der problematischen Social-Media-Nutzung demnach bei 11,4 Prozent.
Das bedeutet einen Anstieg von 126 Prozent. Jungen sind dabei mit sechs Prozent fast doppelt so häufig betroffen wie Mädchen (3,2 Prozent).
Täglich über zwei Stunden bei Tiktok & Co.
„Insgesamt ist die Mediennutzung extrem hoch“, sagte Studienleiter Rainer Thomasius, Ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters (DZSKJ). Dies betreffe auch Gaming und das Streaming von Filmen.
An einem typischen Wochentag nutzten die Befragten nach eigenen Angaben rund zweieinhalb Stunden Social Media. Dies sei ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu vor fünf Jahren: So verbrachten Kinder und Jugendliche 2019 täglich durchschnittlich eine halbe Stunde weniger auf sozialen Medien.
In der jüngsten Erhebung wurde – wie die DAK betont „erstmals“ – auch das Phänomen „Phubbing“ untersucht: Es beschreibt die unangemessene Nutzung des Smartphones in sozialen Situationen, beispielsweise bei Gesprächen oder am Esstisch. Demnach erleben die Befragten das Phänomen häufig: 35,2 Prozent der Kinder und Jugendlichen fühlen sich durch die Smartphone-Nutzung anderer Personen ignoriert; rund einem Drittel der Eltern geht es genauso.
Psychische Störung durch „Phubbing“
„Es gibt hier eine sichtbare Verbindung zu psychischen Belastungen wie Depressivität“, so Thomasius. Oberärztin und Studienleiterin Kerstin Paschke forderte für Deutschland ein neues Schulfach zur Gesundheitsbildung, wie es etwa schon in Kanada, Großbritannien und Finnland der Fall sei. Darin sollten etwa Suchtprävention, Medienkompetenz, Selbstakzeptanz, Resilienz und gesunde Beziehungen thematisiert werden.
Für die Studie wurden im Auftrag der DAK zwischen 2019 und 2024 rund 1.000 Kinder sowie jeweils ein Erziehungsberechtigter zu ihrem Nutzungsverhalten in den Bereichen Gaming, Social Media und Streaming befragt. (KNA)