Kassel School of Medicine
Ein Jahrgang der Pionierinnen
Am 30. September startet der erste Jahrgang der Kassel School of Medicine ihr Medizinstudium im englischen Southampton. 18 Frauen und ein Mann wurden dafür ausgewählt. Sie erwarten vor allem eine patientennahe und internationale Ausbildung.
Veröffentlicht:KASSEL. Es ist kein Pionier-, sondern ein Pionierinnen-Jahrgang: Wenn am 30. September im südenglischen Southampton die Lehrveranstaltungen für Medizin-Erstsemester beginnen, werden 18 Frauen und ein Mann darunter sein, die an der neuen Kassel School of Medicine (KSM) eingeschrieben sind.
Die 19 jungen Leute haben sich für die bilinguale Ärzte-Ausbildung in zwei Ländern entschieden, die der Kasseler Krankenhauskonzerns Gesundheit Nordhessen Holding (GNH) gemeinsam mit der University of Southampton anbietet. Es ist nach eigenen Angaben das erste deutsch-englische Medizinstudium überhaupt.
Für Melly Altankhuyag war gerade das Internationale des Studiengangs ein ausschlaggebendes Argument, sich an der KSM einzuschreiben.
Das "größere Spektrum an Erfahrungen", die Chance, zwei Gesundheitssysteme kennenzulernen, gefalle ihr, erklärte die 19-Jährige kurz vor Semesterstart am Rande einer zweitägigen Auftaktveranstaltung in Kassel. Doch noch etwas anderes war ihr wichtig: "Ich möchte die Patientennähe, die das Programm anbietet."
Gute Patientengespräche führen
Ihre Kommilitonin Jessica Riethmacher (19) sieht das genauso. Wie man gute Patientengespräche führt, steht an der Uni in Southampton von Anfang an mit auf dem Lehrplan und ist Teil der Prüfungsanforderungen.
Die jungen Frauen finden das gut. "Ich will helfen", sagte Riethmacher in Kassel. Der Kontakt mit Menschen gehöre für sie zum Reiz des Arztberufs.
Ihre ersten Erfahrungen mit beiden Gesundheitssystemen hat die 19-Jährige schon gesammelt - denn ihre deutsche Familie lebt bereits einige Zeit in Southampton.
Sie hoffe, nun das Beste aus beiden Ländern mitzubekommen, so Riethmacher: "Alle wollen heilen. Feinheiten sind aber doch anders."
Wer sich an der KSM bewirbt, muss gute Noten mitbringen. Ein Abiturschnitt von mindestens 1,6 ist gefragt, passende Englischkenntnisse, gute Noten in Chemie.
Aber das war nicht alles, wie Sarina Förstner (19) erklärte, die sich ebenfalls für das internationale Medizin-Studium entschieden hat: In Auswahlgesprächen und Gruppendiskussionen ging es um soziale Kompetenz. In Motivationsschreiben sollten die Bewerber schildern, warum sie sich für besonders geeignet für den Arztberuf halten.
Studiengebühren für manche Bewerber zu hoch
Am Ende verschickte die KSM 35 Zusagen für 24 Plätze. Doch mehr Ausgewählte als gedacht, entschieden sich für andere Angebote. In fünf Fällen wisse man, dass die Studiengebühren - je 12.000 Euro für jedes der fünf Studienjahre - Kandidaten mit Zusage abschreckten, berichtet GNH-Vorstandschef Gerhard Sontheimer.
"Schade", sagt er. Aber mehr als die günstigen Darlehen, die die örtliche Stadtsparkasse für die Gebühren anbiete, sei nicht zu machen.
In zwei Jahren werden die Pionierinnen und der Pionier des ersten Jahrgangs in Nordhessen zurückerwartet. Dann beginnt für sie die klinische Ausbildung am Großkrankenhaus Klinikum Kassel.
Doch schon jetzt sollen dort Chef- und Oberärzte als Mentoren Kontakt zum Nachwuchs halten. Die GNH setzt darauf, über ihre School of Medicine junge Mediziner an sich zu binden.
Bei den drei Studentinnen steht derzeit Pädiatrie als Berufsziel hoch im Kurs. Melly Altankhuyag kann sich zudem Arbeit in Entwicklungsländern vorstellen. Sarina Förstner interessiert sich auch für Unfallmedizin und plastische Chirurgie.
Doch wie ihre beiden Kommilitoninnen nimmt sie an, dass sich solche Vorlieben leicht noch ändern können: "Man sieht noch so viel!"