Gerichtstermin

Hirnchirurg gekündigt – Operation abgebrochen

Die Kündigung eines Chirurgen durch das Klinikum Köln-Merheim schlägt hohe Wellen. Jetzt trifft man sich vorm Arbeitsgericht.

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Je nach Blickwinkel: Im Streit um die Entlassung eines Chirurgen während einer Hirn-Operation schildern Arzt und Klinik den Vorfall ganz unterschiedlich.

Je nach Blickwinkel: Im Streit um die Entlassung eines Chirurgen während einer Hirn-Operation schildern Arzt und Klinik den Vorfall ganz unterschiedlich.

© Maurizio Gambarini / dpa

KÖLN. Die Entlassung eines Kölner Neurochirurgen durch das städtische Klinikum Merheim hat überregionale Aufmerksamkeit erregt. Denn der Arzt behauptet, während einer laufenden Hirn-Op fristlos entlassen worden zu sein. Die Klinik bestreitet seine Darstellung. In dieser Woche treffen sich die beiden Parteien vor dem Arbeitsgericht.

Die Operation, die jetzt für so viel Aufmerksamkeit sorgt, sollte am 8. Juli stattfinden. Ein Patient aus Katar sollte an diesem Morgen in der Klinik Köln-Merheim einen Hirnschrittmacher erhalten, sein Kopf war bereits entsprechend fixiert. Der Operateur hatte allerdings zur gleichen Zeit einen Termin in der Verwaltung.

Dort erhielt er nach eigenen Angaben die fristlose Kündigung durch den Ärztlichen Direktor. Grund dafür war, dass er angeblich einem Famulanten bei einer Operation Aufgaben übertragen hatte, die dieser noch nicht hätte ausführen dürfen.

Chirurg arbeitete seit sechs Jahren in Merheim

Der Chirurg, der seit Juli 2013 in Merheim arbeitete, musste laut seiner Darstellung das Haus sofort verlassen, die Operation abgebrochen werden. Aufgrund dieser Tatsache erregte der Fall Ende vergangener Woche eine hohe mediale und öffentliche Aufmerksamkeit. Der Patient wurde später an der Universitätsklinik Köln operiert.

Dass eine Operation stattfinden sollte, aber gestoppt werden musste, scheint klar. Ansonsten aber unterscheiden sich die Darstellungen von Arzt und Klinik deutlich. Der betroffene Chirurg lässt über seinen Anwalt erklären, dass er nur von einem kurzen Besuch in der Klinikverwaltung ausgegangen sei und danach an den OP-Tisch zurückkehre wollte. Die Kündigung habe ihn vollkommen überrascht.

Streit unter Chirurgen?

Die Klinik dagegen sagt, sie habe den Mediziner drei Tage vorher über den Termin informiert – allerdings nur am Telefon – und dabei auch darauf hingewiesen, dass er möglicherweise anstehende Operationen für diesen Tag absagen solle. Auch habe er beim Gespräch nicht mitgeteilt, dass er bereits mit einer Op begonnen habe. Zu einem Abbruch der Operation hätte es demnach nicht kommen müssen.

Laut Medienberichten vermutet der entlassene Arzt Streit mit einem weiteren angestellten Mediziner des Klinikums als eigentlichen Grund seiner Kündigung. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, der Chirurg habe sich im Juni bei der Klinikleitung über einen Kollegen beschwert, weil aufgrund dessen Fehlverhaltens eine gemeinsame Operation habe abgebrochen werden müssen. Besagter Kollege habe daraufhin seinerseits über die angeblichen operativen Eingriffe durch den Famulanten berichtet.

Noch in dieser Woche werden beide Parteien zu einem Termin beim Arbeitsgericht erwartet. (kab)

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