Prävention
Impfstoff: Lieferprobleme dauern an
Trotz grassierender Impfskepsis vor allem in alternativmedizinisch orientierten Kreisen: Die Impfung ist und bleibt in Sachen Prävention unangefochten. – Bei der Marktversorgung hapert es allerdings weiterhin.
Veröffentlicht:BERLIN. Anlässlich der am Montag beginnenden "Europäischen Impfwoche 2017" hat der Deutsche Hausärzteverband erneut auf nach wie vor bestehende Lieferengpässe in der Impfstoffversorgung hingewiesen. "Seit vielen Jahren haben wir immer wieder damit zu kämpfen, dass bestimmte Impfstoffe nicht lieferbar sind und unsere Patienten teilweise monatelang auf dringend notwendige Impfungen warten müssen. Das ist ein unerträglicher Zustand", so der Verbandsvorsitzende Ulrich Weigeldt in einer Stellungnahme.
Zuletzt hatte der Gesetzgeber mit dem Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz (AMVSG) den Kassen die Möglichkeit genommen, Rabattverträge für Impfstoffe auszuschreiben. Bereits bestehende Verträge dürfen nicht mehr verlängert werden. Marktbeobachter erwarten davon eine Entspannung der Versorgungslage. Die scheint aktuell aber noch nicht zu greifen. Hausärztechef Weigeldt: "Wir bekommen aus den Praxen gerade in diesem Jahr vermehrt die Rückmeldung, dass es bei der Lieferung bestimmter Impfstoffe zu Problemen und starken Verzögerungen kommt." Unter Berufung auf Angaben des Langener Paul-Ehrlich-Instituts bestünden aktuell Lieferengpässe unter anderem bei Impfstoffen gegen Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus sowie Polio.
Masern-Effekt ebbt ab
Unterdessen berichtet die Apothekervereinigung ABDA, dass nach der Masernwelle 2015 und der infolgedessen rapiden Zunahme von Masernimpfungen inzwischen wieder die Impfmüdigkeit einkehrt. So seien im vergangenen Jahr nurmehr 1,9 Millionen Dosen mit Masern-Impfstoff von Apothekern an Ärzte ausgegeben worden, darin eingerechnet auch Kombi-Vakzinen mit Bestandteilen gegen Mumps, Röteln und Windpocken. Mengenmäßig entspreche das einem Rückgang von 18 Prozent, wertmäßig einem Rückgang um 14 Prozent auf 122 Millionen Euro.
2015 war nach dem Masernausbruch in der Bundeshauptstadt der Umsatz mit Masern-Impfstoffen sprunghaft um 49 Prozent auf 142 Millionen Euro gestiegen. Mengenmäßig entsprach das laut ABDA 2,3 Millionen Dosen (+46 Prozent). – "Der Masernausbruch vor zwei Jahren hatte offenbar nur eine kurzfristige positive Wirkung auf die Impfbereitschaft. Ziel muss es jedoch sein, eine dauerhaft hohe Impfquote in allen Altersgruppen zu erreichen", ließ ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold verlauten.
Nach Ansicht des Hausärzteverbands würde vor allem "ein Primärarztsystem, bei dem der Hausarzt konsequent der erste Ansprechpartner bei allen gesundheitlichen Fragen ist, die Impfquoten steigern". Das habe sich, versichert Verbandschef Weigeldt, in wissenschaftlichen Auswertungen etwa des Hausarztvertrages in Baden-Württemberg bestätigt. Beispielsweise würden Patienten dort häufiger gegen Grippe geimpft.