Existenzgründungsanalyse

Landarztpraxis wieder "echte Option"

Hausärzte zieht es wieder stärker aufs Land. Diesen Trend lässt das Zahlenwerk der jüngsten Existenzgründungsanalyse Hausärzte 2013 deutlich erkennen. Gleichwohl bleibt der Ärztemangel auf dem Land ein Thema.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Eine Landpraxis anbieten wie sauer Bier? Laut Existenzgründungsanalyse der apoBank hat dieses Szenario an Evidenz verloren.

Eine Landpraxis anbieten wie sauer Bier? Laut Existenzgründungsanalyse der apoBank hat dieses Szenario an Evidenz verloren.

© Archivbild

DÜSSELDORF. Mit Inkrafttreten des Versorgungsstrukturgesetzes 2012 ist die Residenzpflicht für niedergelassene Ärzte aufgehoben. Seither müssen Praxisinhaber und ihre Partner nicht mehr zwingend am Ort des Arztsitzes auch wohnen.

Bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank) sieht man darin einen wichtigen Motivationsfaktor für Existenzgründungen im ländlichen Raum, die zuletzt wieder deutlich gestiegen sind.

Laut Existenzgründungsanalyse Hausärzte 2013 - ein Gemeinschaftswerk der apoBank und des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) auf Basis von 610 hausärztlichen Existenzgründungsfinanzierungen in 2012 und 2013 - hat sich binnen zweier Jahre der Anteil der Allgemeinmediziner, die sich in Kommunen mit weniger als 5000 Einwohnern selbstständig machten, fast verdoppelt: in den Jahren 2010 und 2011 waren es knapp sechs Prozent, jetzt (2012 und 2013) 11,5 Prozent.

Großstadtlagen weiterhin vorn

"Die Zahlen zeigen, dass die Politik mit der Aufhebung der Residenzpflicht einen Schritt in die richtige Richtung unternommen hat", kommentierte Georg Heßbrügge, Bereichsleiter Gesundheitsmärkte und -politik der apoBank. "In der Regel stehen Landpraxen wirtschaftlich gut da. Die neue Regelung hat - neben weiteren Faktoren - dazu geführt, dass sie nun auch eine echte Option für Existenzgründer sind."

Nach wie vor lässt sich der hausärztliche Nachwuchs aber am häufigsten in Großstädten (100.000 Einwohner und mehr) nieder. 39 Prozent aller Existenzgründungen entfielen in der Berichtszeit auf solche Lagen, was gegenüber der vorherigen Beobachtungs-Periode eine leichte Zunahme um 0,4 Prozentpunkte ist.

Leicht rückläufig waren dagegen mit einem Minus von jeweils nicht ganz einem Punkt die hausärztlichen Existenzgründungen in mittelgroßen Städten (26,6 Prozent) sowie in Kleinstädten (23 Prozent).

In Relation zur bundesweiten Bevölkerungsverteilung werden derzeit Großstädte und ländliche Gebiete überproportional häufig für Praxisgründungen und -übernahmen gewählt. Denn in ländlichen Gebieten leben nur 7,3 Prozent der Bevölkerung (aber 11,5 Prozent der Existenzgründungen von Hausärzten.

In Großstädten lebt dagegen ein Bevölkerungsanteil von 31,4 Prozent, bei einem Anteil von Existenzgründungen von 39 Prozent.

Nach Praxislage betrachtet, geben ärztliche Existenzgründer in mittelgroßen Städten besonders viel Geld für den Schritt in die Selbstständigkeit aus (durchschnittlich 114.000 Euro). In den großstädtischen Lagen sind es etwas weniger (108.000 Euro). Ebenso viel wird in ländlichen Gebieten investiert (107.000 Euro) und in Kleinstädten (106.000 Euro).

Trotzdem zu wenige Hausärzte

Ungeachtet des leichten Aufschwungs auf dem Land bleibe die hausärztliche Versorgung in diesen Gegenden jedoch "problematisch", heißt es in einer Mittelung der apoBank.

Indikator dafür ist die Disparität von aktueller Hausarztdichte und dem Anteil der Hausärzte an Existenzgründern. Letztere erreichte in der Beobachtungszeit 2012/13 mit 26,6 Prozent einen neuen Tiefstand.

Dagegen beträgt der Anteil der Allgemeinärzte an sämtlichen Vertragsärzten 44,2 Prozent.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Probleme noch nicht gelöst

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