Schlaf-Apps
Mehr Spielerei als Wissenschaft?
Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin geht hart mit Schlaf-Apps ins Gericht. Sie vermisst den Nutzennachweis auf Basis valider Daten.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Eine App zum perfekten Einschlafen, eine App zum perfekten Aufwachen – Schlaf-Apps auf dem Smartphone versprechen wahre Wunder. Dabei ist bisher keine der Smartphone-Anwendungen als Medizinprodukt zugelassen.
Keine einzige App sei wissenschaftlich ausreichend geprüft, die meisten überhaupt nicht, so Dr. Joachim Maurer, Leiter des schlafmedizinischen Zentrums der Universitäts-HNO-Klinik Mannheim, in einer Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.
"Keiner außer den Entwicklern weiß, welche Analysealgorithmen der Anwender verwendet. Niemand weiß also, ob die die App auch tatsächlich tut, was sie vorgibt zu tun." Hinzu kommt nach Ansicht Maurers, dass es keine Langzeitbetreuung oder einen Anwenderservice gebe, wenn etwa ein neues Smartphone gekauft oder ein Softwareupdate eingespielt werde.
Schlussendlich könne der Arzt die Daten von Gesundheits-Apps zwar nutzen – vertrauen könne er auf die nicht-validierten Daten ohne Überprüfung allerdings nicht. "Manche Schlaf-Apps liefern aber gute Schätzungen zur Schlafdauer und Tiefschlaf – allerdings nur im Einzelfall."
259.000 Gesundheits-Apps verfügbar
Schlaf-Apps sind dabei bei weitem nicht die einzigen Gesundheits-Apps auf dem Markt. So hat eine vor Kurzem veröffentlichte Analyse des Marktforschungsunternehmens Research2Guidance ergeben, dass in den großen App-Stores weltweit bereits rund 259.000 Gesundheits-Apps zum Download bereitstehen.
Insgesamt erwartet das Marktforschungsunternehmen aus Berlin, dass bis Ende dieses Jahres weltweit 3,2 Milliarden Gesundheits-Apps heruntergeladen werden – eine Steigerung um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Gesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU) plädierte daher auf der diesjährigen Medica in Düsseldorf dafür, Gesundheits-Apps nur mit validen Daten als App mit medizinischem Nutzen und damit als Medizinprodukt zu klassifizieren. Wichtig sind validierte Daten etwa bei Gesundheits-Apps für Diabetiker, die über die gemessenen Glukosedaten die Insulinzufuhr durch eine vernetzte Pumpe regelt.
Gröhe versprach auf der Medica eine Regulierung entsprechender Apps. Konkret wurde er allerdings nicht. Die Krankenkassen als Kostenträger dieser app-basierten Lösungen hat der Gesundheitsminister dabei mit im Boot.