Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt

Mitteldeutsche Medizin-Fakultäten sehen hohe Bereitschaft zu Körperspenden

Für die ersten Semester im Medizinstudium benötigen die Fakultäten Leichen. Und nicht dafür braucht es Körperspenden. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es eine hohe Bereitschaft dafür.

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„Denen zum Gedenken, die noch nach dem Tode halfen“ steht auf der Stele auf einer Grabstätte für die Körperspender der Anatomie auf dem Jenaer Nordfriedhof. Die Medizinfakultäten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beobachten eine hohe Bereitschaft zu Körperspenden.

„Denen zum Gedenken, die noch nach dem Tode halfen“ steht auf der Stele auf einer Grabstätte für die Körperspender der Anatomie auf dem Jenaer Nordfriedhof. Die Medizinfakultäten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beobachten eine hohe Bereitschaft zu Körperspenden.

© Martin Schutt / dpa

Jena/Dresden/Magdeburg. Die Medizinfakultäten in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt beobachten eine hohe Bereitschaft zu Körperspenden. „Wir haben dazu sehr viele Anfragen“, sagte Katja Schmidt vom Institut für Anatomie der Medizinischen Fakultät an der Universität Leipzig in einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. Ähnlich äußerten sich Vertreter der Fakultäten an den Universitäten Jena, Halle, Dresden und Magdeburg. In den drei Ländern sind Tausende Menschen registriert, die ihren Körper nach ihrem Tod der Wissenschaft zur Verfügung stellen.

Allein an der Medizinischen Fakultät der Leipzig sind 4.000 Spender gemeldet, an der Fakultät Dresden sind es 1.500 und in der Universitätsmedizin Halle 2.000. Die Kartei des Universitätsklinikums Jena umfasst aktuell 800 Spender, wobei wegen der Vielzahl an bestehenden Spendervereinbarungen jahrelang keine Körperspenden mehr angenommen wurden, wie das Klinikum mitteilte. „Seit diesem Herbst schließen wir wieder Spendevereinbarungen ab und stellen ein großes Interesse fest.“ Das Leipziger Anatomie-Institut erreichen pro Tag im Schnitt ein Dutzend Anfragen. Studierende präparieren konservierte Leichname

Für die Anatomiekurse an der Medizinischen Fakultät Magdeburg etwa würden jährlich etwa zwölf gespendete Körper benötigt, teilte Institutsdirektor Hermann-Josef Rothkötter mit. Dieser Bedarf könne immer gedeckt werden.

Ehrengrab und Gottesdienst

Für die hohe Spendenbereitschaft sehen die Fakultäten einen Mix aus Gründen. Alleinstehenden etwa sei es wichtig, für ihren Todesfall alles geregelt zu haben, hieß es von den Fakultäten in Leipzig und Dresden. Andere wollten ihren Kindern Bestattung und Grabpflege abnehmen. „Bei vielen ist Dankbarkeit ein Grund“, sagte Katja Schmidt vom Leipziger Anatomie-Institut. „Menschen, die von einer Krankheit geheilt wurden oder lange Zeit medizinisch betreut wurden, möchten etwas zurückgeben.“

Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle. So beteiligen sich die Anatomie-Institute bei Körperspendern an den Bestattungskosten oder übernehmen sie ganz. Für Verstorbene, die ihren Körper spenden, unterhalten sie eigene mit Grabstätten mit Gedenksteinen oder -stelen, auf denen Körperspender anonym bestattet werden. Für weitergehende Bestattungswünsche wie etwa Beisetzungen in Familiengräbern auf anderen Friedhöfen müssen in der Regel die Angehörigen aufkommen.Alljährlicher Gottesdienst

Die Fakultäten würdigen ihre Körperspender auch auf andere Weise. In Jena, Leipzig und Dresden wird ihrer alljährlich mit einem Gottesdienst gedacht, in Halle wird am Totensonntag ein großer Blumenkranz am Ehrengrab aufgestellt.

Spende nur persönliche Erklärung möglich

Rechtlich geregelt werden Körperspenden durch letztwillige Verfügungen, die potenzielle Körperspender persönlich zu Lebzeiten abgeben müssen. Betreuer oder Bevollmächtigte dürfen dies nicht tun. Die Spender müssen volljährig und geistig in der Lage zu einer solchen Erklärung sein und können diese jederzeit widerrufen. Nach dem Tod könne niemand für Verstorbene eine solche Erklärung abgeben, betont der Magdeburger Anatom Rothkötter. Bei bestimmten Erkrankungen könnten Körperspenden auch abgelehnt werden.

Wichtig bei einer Körperspende sei die vorherige gründliche Information und Beratung, so Katja Schmidt vom Anatomie-Institut Leipzig. Einer Vereinbarung zur Körperspende gehe deshalb immer ein persönliches Gespräch im Institut voraus. Wichtig sei aber auch, dass Menschen, die ihren Körper spenden wollen, mit ihren Angehörigen über das Thema sprächen. Es gebe Fälle, in denen Angehörige Verstorbener nicht einverstanden seien. „Aber der letzte Wille ist entscheidend.“ (dpa)

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