Personalnot
Pflegeheim in Wilstedt droht Schließung wegen Abschiebung von Angestellten
Wegen Rückführung eines Drittels der Pfleger: Einem Heim für Demenzkranke in Niedersachsen droht die Schließung. Nun wenden sich Belegschaft und Angehörige der Bewohner an Landes- und Bundespolitik.
Veröffentlicht:Wilstedt. Einem Pflegeheim für Demenzkranke in Niedersachsen droht wegen der Abschiebepolitik des Landes die Schließung. Grund sei die bis Donnerstag angekündigte Rückführung von zehn kolumbianischen Pflegekräften, wie das Pflegeheim Haus Wilstedt am Dienstag mitteilte. Ohne die zehn Helfer, die ein Drittel der vorhandenen Pflegekräfte ausmachten, müsse das Heim nordöstlich von Bremen schließen.
Die Einrichtung und die Angehörigen der Bewohner verlangen nun in einem Brief an Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), Innenministerin Nancy Faeser (SPD), Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und weitere Landespolitiker, die Abschiebungen auszusetzen. Die Unterzeichner fordern zudem eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung für die Pfleger, um sie weiter beschäftigen zu können.
Personal und Angehörige befürchten, die 48 demenzkranken Bewohner müssten sonst auf teils weit entfernte Heime aufgeteilt werden. Bei manchen könnte sich dann die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie anschließen, da Demenzkranke teils schlecht auf Veränderungen reagierten. Haus Wilstedt sei das einzige auf Gerontopsychiatrie spezialisierte Heim der Landkreise Rotenburg und Osterholz-Scharmbeck.
Pflegekräfte hatten Asylanträge gestellt
Laut Pflegeheim hatten die betroffenen Pflegerinnen und Pfleger Asylanträge gestellt und diese ausreichend begründet. Ein Pfleger sei etwa vor Rekrutierungsversuchen einer Guerillatruppe geflohen, eine andere Pflegerin vor Schutzgeldforderungen an ihre Familie. Trotz Nachweisen seien beide Asylanträge abgelehnt worden.
Nach Angaben des Einrichtungsleiters Tino Wohlmacher lebten die Pflegerinnen und Pfleger in Mietwohnungen, ihre Kinder gingen zur Schule, die Menschen engagierten sich im Beruf und in Vereinen. „Es ist absolut unverständlich, warum Menschen, die so gut integriert sind, hier Steuern zahlen und das Sozialsystem stützen, abgeschoben werden sollen“, sagte er. Wegen des aktuellen Pflegenotstandes glaube er nicht an Ersatz für die ausfallenden Angestellten. (KNA)