Schleswig-Holstein
Startschuss für erstes Ärztehaus in Gemeindehand
In Büsum an der Nordsee investiert die Gemeinde 1,6 Millionen Euro in ein bestehendes Ärztehaus und will es in öffentlicher Trägerschaft weiterführen. Bislang ein bundesweit einmaliges Modell.
Veröffentlicht:BÜSUM. Der Hauptausschuss des Nordsee-Heilbades Büsum hat jetzt grünes Licht gegeben: Mit einem Investitionsvolumen von 1,6 Millionen Euro soll die Gemeinde nun ein bestehendes Ärztehaus mit vier Praxen kaufen und im laufenden Betrieb umbauen.
Weitere 250.000 Euro werden in die Ausstattung investiert.
Ab 2016 ist dann die jetzt zu gründende Betreibergesellschaft für den Betrieb verantwortlich. Die Betreibergesellschaft wird eine hundertprozentige Tochter der Gemeinde sein.
Die Geschäftsführung wird die Ärztegenossenschaft Nord übernehmen, die auch schon den Businessplan für das Haus erarbeitet hat.
Die vier derzeit in dem Haus arbeitenden Ärzte sind aufgeschlossen für einen Verbleib im Ärztezentrum und erwarten, dass ihre Tätigkeit sukzessive von jüngeren Kollegen übernommen wird.
"Wir hoffen auf einen Übergang in geordneten Bahnen", sagte Hausarzt Georg Klemm, mit 67 Jahren der älteste der vier im Ärztehaus praktizierenden Ärzte.
Kaum Interesse für Übernahme der Einzelpraxen
Für die Übernahme der bestehenden Einzelpraxen in Büsum gab es kaum Interesse.
KV, Ärztegenossenschaft und der hausärztliche Koordinator des Kreises Dithmarschen, Harald Stender, haben deshalb ein Konzept forciert, das auf die Bedürfnisse junger Ärzte abzielt: Arbeiten im Team unter einem Dach, kein wirtschaftliches Risiko, flexibel bei der Wahl zwischen Anstellung und Selbstständigkeit und bei der Arbeitszeit.
Das wirtschaftliche Risiko liegt bei der Betreibergesellschaft, also der Gemeinde. Die Ärzte müssen sich mit einer Anstellung nicht festlegen und können später immer noch den Arztsitz anstreben. Flexibilität ist auch für den Betreiber wichtig.
Er könnte etwa die erforderliche Arztzahl im Sommer, wenn der Andrang im Tourismusort deutlich ansteigt, kurzfristig aufstocken und in den Wintermonaten, wenn die Patienten nur aus der Bevölkerung der 5000 Einwohner stammen, zurückfahren.
Interesse an dem Konzept, aber auch an einer konkreten Anstellung ist bundesweit vorhanden. Stender führt vor Ort bereits Gespräche mit interessierten Ärzten.
Zahlreiche Kommunen haben sich nach dem Konzept erkundigt. Schub erhielt das Modell, nachdem die KV Schleswig-Holstein, wie berichtet, eine finanzielle Förderung für entsprechende Einrichtungen in Regionen, die von Unterversorgung bedroht sind, beschlossen hat.
Büsum kann laut Stender fast mit einer Viertelmillion Euro an Unterstützung aus verschiedenen Töpfen rechnen. (di)