Standortanalyse

Studie: MVZ als Lösung gegen den Ärztemangel auf dem Land

Aus Sicht des Instituts für Arbeit und Technik können in erster Linie MVZ die medizinische Versorgung auf dem Land sichern. Ein dreistufiges Analyseverfahren soll Ärztinnen und Ärzten bei der Gründung helfen.

Veröffentlicht:
MVZ sind laut Institut für Arbeit und Technik nicht nur ein attraktiver Arbeitgeber, sondern stellen auch die medizinische Grundversorgung sicher.

MVZ sind laut Institut für Arbeit und Technik nicht nur ein attraktiver Arbeitgeber, sondern stellen auch die medizinische Grundversorgung sicher.

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Gelsenkirchen. Das Institut für Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen) sieht in Medizinischen Versorgungszentren eine Lösung für den Ärztemangel in ländlichen Regionen in Nordrhein-Westfalen.

Durch ihre Interdisziplinarität, flexiblere Arbeitszeitmodelle und Festanstellungen seien sie attraktive Arbeitsstätten und stellten gleichzeitig die medizinische Grundversorgung sicher, heißt es in einer Mitteilung von Mittwoch. Was Ärztinnen und Ärzte bei der MVZ-Gründung beachten sollten, hat das Institut in einer Bedarfs- und Standortanalyse erarbeitet.

Erarbeitet wurde die Studie am Beispiel Nordrhein-Westfalen: Dort herrsche der größte Bedarf in Ostwestfalen-Lippe und Teilen Südwestfalens. Hier erreichten mehr als die Hälfte aller Kommunen nicht die ausreichende Versorgungsquote von 1.607 Einwohnern pro Hausarzt.

Verschärfend komme hinzu, dass in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine Vielzahl von Ärzten in den Ruhestand gehe. Damit könnten auch zurzeit noch ausreichend versorgte Regionen plötzlich in die Unterversorgung abrutschen.

Effekte der Landarztquote wirken noch nicht

Um die Situation zu entspannen habe das Land Nordrhein-Westfalen 2019 die Landarztquote für Medizinstudierende eingeführt. Bis sich dadurch aber spürbare Effekte in der ländlichen Versorgungsrealität abzeichnen, würden noch Jahre vergehen. Ländliche MVZ könnten hier einen Ausweg darstellen, heißt es.

Das IAT-Team Michael Cirkel, Elena Cramer und Peter Enste bezieht sich in seiner Studie auf Umfragen unter Studierenden und jungen Ärztinnen und Ärzten: Demnach ist eine angestellte Tätigkeit in der ambulanten oder stationären Versorgung für fast alle Befragten attraktiver als die Selbständigkeit. Zentral ist dabei der Wunsch nach einer Teilzeittätigkeit und geregelten Arbeitszeiten, die der Vereinbarkeit von Familie und Beruf entgegenkommen.

Lesen sie auch

Dreistufiges Analyseverfahren

Weiterhin wachse der Wunsch nach Teamarbeit, auch über Professionsgrenzen hinweg, und die Entlastung von administrativ-organisatorischen Tätigkeiten. „Diese Wünsche sind in der Versorgungsrealität, sei es in der Klinik oder der Einzelpraxis, kaum zu erfüllen. Sie liefern aber starke Argumente für ein ländliches MVZ“, so die Forscher.

Sie empfehlen vor der Gründung eines MVZ eine detaillierte Bedarfs- und Standortanalyse mit umfassender Datenbasis und Prognoserechnungen zu erstellen. Das IAT hat dafür ein dreistufiges Analyseverfahren entwickelt, das Hinweise zur Standortwahl liefern und prognostische Einschätzungen zu Fallprognosen geben kann. (kaha)

Lesen sie auch
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Felix Menzinger und Thomas Wieschemeyer (v.l.) haben sich 2021 gemeinsamniedergelassen – und den Schritt bisher nie bereut.  Orthopaedicum Karlsruhe

© Orthopaedicum Karlsruhe

Aus zwei Praxen wird eine

Darum ist die BAG ein Erfolgsmodell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Kommt die neue GOÄ noch, Dr. Klinger?

Lesetipps
Mann bei der Wahl

© Christian Schwier / stock.adobe.com

Ampel vor dem Aus?

Koalitionskrise wirft dunkle Schatten auf Lauterbachs Reformpläne

Die Dosis macht das Gift.

© [M] SchulteProductions / Getty Images Plus / iStock

Auswertung

Kokainkonsum: Barmer verzeichnet Behandlungsrekord

Briefwahlunterlagen für die Sozialwahl

© Hirnschal/osnapix/picture alliance

Leitartikel zur Zukunft der Sozialen Selbstverwaltung

Sozialwahlen: Rette, wer kann!