Abbvie
Trotz Konkurrenz für Adalimumab noch alles im Lot
Abbvie bekam 2019 erstmals Biosimilarkonkurrenz für seinen Mega-Blockbuster Humira® zu spüren. Die Geschäftsaussichten sind gleichwohl ungebrochen optimistisch.
Veröffentlicht:
Konzern-Schriftzug an einem Produktionsbetrieb in Irland.
© Abbvie
Chicago. Nachdem im Herbst 2018 Adalimumab (Humira®) in den europäischen Märkten patentfrei wurde, hat Hersteller Abbvie vergangenes Jahr erstmals einen leichten Verkaufsrückgang bei seinem Hauptprodukt hinnehmen müssen. Mit knapp vier Prozent auf rund 19,2 Milliarden Dollar fielen die Einbußen einschließlich negativer Währungseffekte jedoch glimpflich aus.
Im Heimatmarkt USA hat der ehedem aus der Knoll-Forschung stammende Rheuma-Antikörper 2019 sogar nochmals zugelegt, auf 14,9 Milliarden Dollar (+11,2 Prozent).
Hier ist das weltweit umsatzstärkste Arzneimittel noch für wenigstens dreieinhalb Jahre vor Nachahmerkonkurrenz geschützt; Abbvie hat mit mehreren Biosimilarentwicklern Vereinbarungen geschlossen, nicht vor Ende September 2023 mit eigenen Versionen in den Markt zu gehen.
Neue Umsatzbringer am Start
Bis dahin bleibt Zeit, der drohenden Umsatzerosion – Adalimumab repräsentiert mehr als die Hälfte des Konzernumsatzes – mit neuen eigenen Produkten, aber auch einem durch die Allergan-Übernahme deutlich verbreiterten Portfolio gegenzusteuern. Die Akquisition des Botox®-Herstellers soll kartellrechtlich noch im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein, heißt es.
Abbvie 2019
- Umsatz: 33,3 Mrd. Dollar(+1,6 %),
- Betriebsergebnis: 13 Mrd. Dollar (+103 %)
- Überschuss: 7,9 Mrd. Dollar (+39 %)
- Top 3 Produkte: Humira® (Adalimumab, RA) 19,2 Mrd. Dollar (-3,9 %) Imbruvica® (Ibrutinib, CLL) 4,7 Mrd. Dollar (+30 %) Mavyret® (Glecaprevir/ Pibrentasvir, HCV) 2,9 Mrd. Dollar (-19 %)
Zu Abbvies wichtigsten Hoffnungsträgern zählen der JAK-Inhibitor Upadacitinib (Rinvoq®) mit Erstindikation Rheumatoide Arthritis sowie der IL-23-Antikörper Risankizumab (Skyrizi®) mit Erstindikation Plaque Psoriasis. Beide Wirkstoffe erhielten voriges Jahr die Zulassung sowohl in den USA als auch in Europa.
Im 2. Quartal dieses Jahres will Abbvie eine Indikationserweiterung für Upadacitinib zur Behandlung der Psoriasis Arthritis beantragen. Risankizumab, 2016 von Boehringer Ingelheim einlizenziert, steuerte voriges Jahr bereits 355 Millionen Dollar zum Gesamtumsatz bei, Upadacitinib erst 47 Millionen.
Auch HCV-Geschäft nimmt ab
Kompensiert werden müssen jedoch nicht nur Marktanteilsverluste im internationalen Adalimumab-Geschäft, sondern auch bei Hepatitis-C-Therapeutika. Ähnlich wie Gilead, wird auch Abbvie vom therapeutischen Erfolg der neuesten Virenhemmer eingeholt. So wurden mit der HCV-Kombi Mavyret® (Glecaprevir/Pibrentasvir) nurmehr 2,9 Milliarden Dollar und damit erheblich weniger (-19 Prozent) erlöst als im Vorjahr.
Den größten Umsatzschub verbuchte unter den Abbvie-Produkten zuletzt Ibrutinib (Imbruvica®) gegen chronisch lymphatische Leukämie (CLL) und Mantelzelllymphom. Der Tyrosinkinase-Inhibitor, der in Europa von Janssen vermarktet wird, brachte mit knapp 4,7 Milliarden Dollar 30 Prozent mehr ein.
Betriebsgewinn verdoppelt
Abbvie 2019: Der Gesamtumsatz verbesserte sich um 1,6 Prozent auf 33,3 Milliarden Dollar (30,4 Milliarden Euro). Von zehn auf sechs Milliarden Dollar kräftig gekappte F&E-Ausgaben sorgten dafür, dass der Betriebsgewinn mit knapp 13 Milliarden Dollar doppelt so hoch ausfiel wie im Vorjahr. Nach Steuern wurden 7,9 Milliarden Dollar (+39 Prozent) verdient.
Für dieses Jahr werden – noch ohne Berücksichtigung des Allergan-Beitrags – annähernd acht Prozent mehr Umsatz (zu konstanten Wechselkursen) erwartet. Der Gewinn je Aktie soll zwischen 7,66 und 7,76 Dollar erreichen (2019: 5,28 Dollar).