Übungsszenario

Berliner proben Terrorangriff mit Pestbakterien

Deutschland steht wie andere Länder im Fokus islamistischer Terroristen. Als Waffen könnten nicht nur Gewehre und Lastwagen dienen. In Frage kommen auch Bakterien und Viren. Auf so ein Szenario bereitet sich Berlin vor.

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Berlin probt den Ernstfall. Szene beim Terrorszenario mit schwerbewaffneter Polizei und Seuchenexperten bei der Überprüfung eines Statisten.

Berlin probt den Ernstfall. Szene beim Terrorszenario mit schwerbewaffneter Polizei und Seuchenexperten bei der Überprüfung eines Statisten.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

BERLIN. Es ist neben Terroranschlägen mit Atombomben oder Giftgas eine dritte fürchterliche Variante: ein Angriff mit biologischen Waffen, etwa tödlichen Bakterien oder Viren, die Seuchen auslösen. Mit einer in Deutschland bislang einmaligen Übung haben Polizeibehörden und Wissenschaftler einen entsprechenden Großeinsatz geprobt.

Bei dem dreitägigen Test in Berlin geht es um die reibungslose Zusammenarbeit der Landes- und Bundespolizei, des Spezialeinsatzkommandos GSG 9, der Seuchenexperten vom Robert-Koch-Institut, der Amtsärzte der Gesundheitsämter, der Feuerwehr und der Krisenstäbe der Ministerien.

Das Übungsszenario war folgendes: Drei Tage zuvor gab es eine Fotoausstellung zu muslimischen Sportlern mit 200 geladenen Besuchern. Kurz darauf erkrankten mehrere Menschen, drei starben. Ärzte stellten als Ursache Pestbakterien und das tödliche Gift Rizin fest. Nach ersten Ermittlungen ging die Polizei von einem terroristischen Anschlag mit islamistischem Hintergrund aus und identifizierte über Fingerabdrücke einen Verdächtigen.

Polizei, Feuerwehr und Gesundheitsbehörden proben den Ernstfall. Ein Video von tv.berlin

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Veröffentlicht: 12.10.2017

Seuchenspezialisten und Amtsärzte mit eingebunden

In der Übung stürmte die GSG 9 am Mittwochmorgen die Wohnung des Mannes, die im Szenario ein Labor enthielt und in einem Rohbau der Polizeiübungsstadt Ruhleben im Westen Berlins liegt. Die Mitglieder der Spezialeinheit rückten schwer bewaffnet und mit Gasmasken ausgerüstet an. Sie schossen einen der Täter an und fanden eine Leiche, offenbar ein Opfer der Seuche. Die Polizei twitterte: "Der beim Zugriff verletzte Verdächtige zeigt Krankheitssymptome. Für alle Einsatzkräfte ist höchste Vorsicht geboten." Kriminaltechniker untersuchten die Wohnung.

Parallel mussten sich Amtsärzte und Seuchenspezialisten des Robert Koch-Instituts um die 200 Besucher der Ausstellung kümmern und sie mit Gegenmitteln versorgen. Die Nachbarn der Terroristen-Wohnung mussten untersucht und unter Umständen isoliert werden, um eine Verbreitung der Seuche zu verhindern. Feuerwehrleute in Schutzanzügen stellten am Mittwoch nahe der fingierten Wohnung der Terroristen Zelte zur Dekontamination von möglicherweise infizierten Menschen auf.

Die Übung, die von den beteiligten Behörden seit zwei Jahren vorbereitet wurde und deren Auswertung ein halbes Jahr dauern soll, trug den Namen "Wunderbaum" – der Name der Pflanze, deren Samenschalen Rizin enthalten. Neben 300 direkt Beteiligten waren auch 80 nationale und internationale Sicherheits- und Gesundheitsexperten, darunter Vertreter des amerikanischen FBI und europäischen Polizeibehörden, bei der Übung dabei.

Wichtig: Absprache zwischen Polizei und Ärzten

Außerdem vor Ort: zahlreiche Beobachter und sogenannte Schiedsrichter der Polizei, die später die Analyse der Abläufe vornehmen. Eine Drohne schwebte über dem großen Übungsgebiet und filmte. Den ganzen Tag informierte die Polizei die Öffentlichkeit über den Ablauf der Übung per Mitteilungen und Fotos in ihrem Twitterkanal.

Im Mittelpunkt des Tests standen die Ziele: der Schutz der Bevölkerung und die Verfolgung der Terroristen. Es gehe um Absprachen zwischen der Polizei und den Ärzten, die verschiedene Prioritäten und Interessen hätten, wie Berlins Innensenator Andreas Geisel und Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (beide SPD) sagten. "Es gibt viele, viele Schnittstellen. Keiner kann alleine die Lage bewältigen." Die Auswertung der Übung soll als Vorlage für andere Bundesländer dienen. (dpa)

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