Medizin-Nobelpreisträger
US-Forscher Günter Blobel gestorben
1999 bekam Günter Blobel den Nobelpreis für Medizin – und spendete den Großteil der Summe für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden. Nun ist der deutschstämmige US-Forscher gestorben.
Veröffentlicht:DRESDEN/NEW YORK. Der deutschstämmige Medizin-Nobelpreisträger Günter Blobel ist tot. Der 81-jährige US-Forscher starb am Sonntag nach langer Krebskrankheit in New York, wie der Verein Friends of Dresden am Montag mitteilte.
"Er wird schmerzlich vermisst werden", erklärte Richard Lifton, Präsident der New Yorker Rockefeller University, an der Blobel rund 50 Jahre wirkte. Der Forscher sei eine Wissenschaftsikone, die einen außerordentlichen Beitrag für die Grundlagen der Zellbiologie und Biochemie geleistet habe.
Den Nobelpreis hatte Blobel 1999 für die Entdeckung erhalten, dass neugebildete Proteine mit einer Signalsequenz an den richtigen Platz in der Zelle kommen. "Es geht darum, wie Proteine in einer Zelle von dem Ort, an dem sie gemacht werden, zu dem Ort kommen, an dem sie ihre Funktion erfüllen", erklärte er einmal. "Wir haben herausgefunden, dass Proteine eine Art eingebaute Postleitzahl haben, die ihnen hilft, an ihre Zieladresse zu kommen."
Der 1936 im schlesischen Waltersdorf geborene Blobel war Ende des Zweiten Weltkrieges mit seinen Eltern vor der vorrückenden Roten Arme nach Westen geflohen und dabei auch in das bis dato noch unzerstörte Dresden gekommen. Die Bombardierungen im Februar 1945, bei denen weite Teile der Stadt zerstört wurden, erlebte er aus sicherer Entfernung. Der Schein des Feuersturms, der über viele Kilometer sichtbar war, prägte ihn jedoch.
Blobel wuchs in Sachsen auf und setzte sich wegen begrenzter Studienmöglichkeiten in der DDR in den 1950-er Jahren in den Westen ab. Seit 1969 lehrte er in New York. Den Großteil des Preisgeldes für den Nobelpreis, den er 1999 erhielt, stiftete er für den Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden.
Bis zu seinem Tod war er stellvertretender Vorsitzender des Vereins Friends of Dresden. Die Pharmaindustrie produziere inzwischen Medikamente basierend auf seinen Entdeckungen, sagte Blobel einmal. "Hätte ich mir das damals patentieren lassen, ich könnte ganz Dresden wieder aufbauen." (dpa)