Klinik
"Esoterik-Skandal" um Wiener Krankenhaus
Gegen eine Wiener Klinik wird ermittelt, weil sie 95.000 Euro in eine "energetische" Maßnahme investierte.
Veröffentlicht:WIEN. Ein aus Steuergeldern bezahlter "Energie-Schutzring" um ein Wiener Krankenhaus sorgt in Österreichs Hauptstadt für schlechte Stimmung: Das Engagement eines selbst ernannten Bewusstseinsforschers zum Reinigen von Energieflüssen für fast 100.000 Euro beim Bau des Wiener Krankenhauses Nord hat nun Konsequenzen.
Diese Woche schaltete sich die österreichische Volksanwaltschaft, eine parlamentarische Ombudsstelle zur Kontrolle der öffentlichen Verwaltung, ein.
"Es ist unerträglich, dass für Esoterik-Hokuspokus 95 000 Euro ausgegeben werden", teilte Volksanwalt Günther Kräuter mit. Der Ombudsmann kündigte zugleich ein Prüfverfahren an.
Der sogenannte Bewusstseinsforscher, ein ehemaliger Autohändler, versprach für seine Leistungen unter anderem eine "Anhebung der Schwingungen auf das höchstmögliche Niveau" und die Neutralisierung aller "nicht natürlichen Energieflüsse".
Hochrangige Mitarbeiter des Krankenanstaltenverbundes (KAV) seien zwischenzeitlich suspendiert worden. Die Stadt Wien prüft Regressionsforderungen. Das betroffene Krankenhaus steht bereits seit langem in Kritik: Die ursprünglich für 2016 geplante Eröffnung verzögert sich mindestens bis Herbst 2019 und die Kosten haben sich auf rund 1,6 Milliarden Euro fast verdoppelt.
Die katholische Kirche reagierte mit Humor auf die Causa. "Wir sagen nur: Ein einfacher Segen wäre günstiger gewesen", schrieb die Erzdiözese Wien als Reaktion auf Twitter.
Den Hang zum Esoterischen in der österreichischen Krankenhauslandschaft scheint es indes öfter zu geben. Offensichtlich habe es bereits in der Vergangenheit den Einsatz ähnlicher "Hilfsmittel" gegeben.
So seien 2000 im Otto-Wagner-Spital, in der KAV-Generaldirektion und in anderen Einrichtungen Metallwellen von "Geo Waves" zur "Stärkung der körpereigenen Energie, zur Steigerung der Raumqualität und zur Harmonisierung von geopathischen Störzonen" montiert worden. (dpa/maw)