Tabakprävention

Tabak-Gigant BAT setzt auf Harm Reduction

Wer schon nicht von der Kippe lassen kann, soll Optionen zur Schadensminimierung erhalten, so das BAT-Kalkül.

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BAYREUTH. Um seine Geschäfte auch in Zukunft nachhaltig zu sichern, will der international tätige Tabakkonzern British American Tobacco (BAT) – wie einige Wettbewerber auch – den Rauchern sukzessive sogenannte "risikoreduzierte Alternativen" anbieten – er verfolgt damit den Ansatz der Harm Reduction, der bei Gesundheitspolitikern rund um den Globus immer mehr Freunde gewinnt.

Dazu gehören vor allem E-Zigaretten und Tabakerhitzer, in deren Entwicklung und Vermarktung der Konzern in den vergangenen sechs Jahren nach eigenen Angaben bereits 2,5 Milliarden US-Dollar investiert hat.

Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Großbritannien deuten nach Angaben von Dr. David O'Reilly, Direktor für Forschung und Entwicklung bei BAT, darauf hin, dass E-Zigaretten 95 Prozent weniger Schadstoffe als der Rauch einer herkömmlichen Zigarette enthalten.

Neue risikoreduzierte Produkte

Der Vergleich beziehe sich auf neun Arten schädlicher Komponenten im Aerosol, deren Reduzierung die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, hieß es dazu bei einer Pressekonferenz des Unternehmens in Bayreuth, wo BAT seit 1957 produziert.

Riskant sei vor allem die Verbrennung von Tabak. Der Weg, von der Verbrennung wegzukommen, sei daher ein wichtiger Schritt für die Branche und für die Gesundheit, erklärte O'Reilly.

Mit neuen risikoreduzierten Produkten wolle BAT in diesem Jahr mehr als eine Milliarde Pfund umsetzen und bis 2022 solle sich der Umsatz auf fünf Milliarden Pfund verfünffachen.

Da es auch in Zukunft Menschen geben werde, die nicht auf den Konsum von Nikotin verzichten wollen, das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung sich aber andererseits erheblich verändert habe, wolle BAT den Rauchern nun Alternativen mit geringeren gesundheitlichen Risiken anbieten, erklärte Ralf Wittenberg, zuständig für den deutschen, österreichischen und Schweizer Markt. Dazu trage insbesondere auch die Entwicklung neuer Technologien bei.

Von den etwa 18 Millionen Rauchern in Deutschland nutzen laut BAT bereits 1,8 Millionen E-Zigaretten oder Tabakerhitzer – viele davon als "Dual-Nutzer". Dies zeige, dass ein Wunsch nach Alternativen bestehe, erklärte Wittenberg.

Appell an Regierungen und WHO

Da nach einer aktuellen Umfrage mehr als die Hälfte der Deutschen denken, dass E-Zigaretten mindestens ebenso gefährlich sind wie herkömmliche Zigaretten, wolle BAT die Öffentlichkeit jetzt verstärkt über Risiken und Chancen der neuen Produkte informieren.

"Wenn Regierungen und die WHO die Todesfälle und Krankheiten, die durch das Rauchen verursacht werden, verringern möchten, dann sollten sie Produkte wie die E-Zigarette, die das Potenzial haben, Risiken zu minimieren, danach bewerten, welchen Beitrag sie leisten", sagte Wittenberg.

Mit großem Interesse habe sein Unternehmen daher eine Studie des Bundesinstituts für Risikobewertung zur Kenntnis genommen, die sich mit dem Potenzial zur Risikoreduzierung von Tabakerhitzern beschäftigt hat.

Zugleich sprach sich Wittenberg dafür aus, E-Zigaretten, Tabakerhitzer und andere neue Tabak- und Nikotinprodukte nicht mit den gleichen engen staatlichen Regulierungen zu belegen wie die herkömmlichen Tabakerzeugnisse.

Die wissenschaftliche Faktenlage, so Wittenberg, müsse von den Behörden anerkannt werden. Andere Länder wie Großbritannien oder Schweden seien in dieser Hinsicht schon weiter.(sto)

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