Ejaculatio praecox

Vorzeitiger Samenerguss: eine Erkrankung - zwei Betroffene

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Er ist die zweithäufigste Sexualstörung des Mannes: der vorzeitige Samenerguss. Mindestens jeder fünfte Mann leidet darunter, seine Partnerin häufig auch. Welche Ursachen die Störung hat und welche Medikamente helfen, erläutert ein Experte.

Frust im Bett? Bei primärer Ejaculatio praecox leidet nicht nur der Betroffene - sie ist auch eine Belastungsprobe für die Partnerschaft.

Frust im Bett? Bei primärer Ejaculatio praecox leidet nicht nur der Betroffene - sie ist auch eine Belastungsprobe für die Partnerschaft.

© Trojanowski / fotolia.com

Grundsätzlich wird unterschieden zwischen

  • der lebenslangen, primären, also kongenitalen Ejaculatio praecox und der
  • erworbenen, sekundären Ejaculatio praecox.

Beide Formen sind vor allem durch eine erniedrigte intravaginale Ejakulationslatenzzeit (IELT), also der Zeit von der Penetration bis zum Samenerguss, charakterisiert.

Im Normalfall beträgt sie mehr als fünf Minuten, erläutert Professor Hartmut Porst aus Hamburg in seiner CME-Fortbildung "Schon wieder zu früh?"

Die primäre Ejaculatio praecox zeigt sich in der Regel bereits in der frühen Adoleszenz bei den ersten sexuellen Aktivitäten. Der vorzeitige Samenerguss tritt dabei sowohl beim Geschlechtsverkehr als auch bei der Masturbation auf.

Die Männer sind praktisch immer lebenslang davon betroffen, unabhängig von der Partnerin, beziehungsweise dem Partner oder der erotischen Situation. Die IELT beträgt bei den meisten Betroffenen weniger als eine Minute.

Serotonin ist der wichtigste Neurotransmitter beim Ejakulationsvorgang

Als Ursache der primären Ejaculatio praecox wird eine genetisch bedingte Störung im zerebralen Serotonin-System vermutet. Serotonin ist der wichtigste Neurotransmitter beim Ejakulationsvorgang.

Die sekundäre Ejaculatio praecox ist meist mit bestimmten Risikofaktoren und Erkrankungen assoziiert. Sie tritt nach einer Periode mit völlig normalem Ejakulationsverhalten auf. Am häufigsten manifestiert sie sich infolge einer erektilen Dysfunktion.

Weitere Risikofaktoren sind zum Beispiel eine bakterielle Prostatitis und Schilddrüsenerkrankungen, vor allem die Hyperthyreose. Nach einer adäquaten Behandlung der Grunderkrankung bessert sich dann häufig auch die Ejaculatio praecox.

Ejaculatio praecox hat erhebliche Auswirkungen auch auf die Partnerschaft

Die primäre Ejaculatio praecox hat erhebliche Auswirkungen sowohl auf die Psyche und Befindlichkeit des Betroffenen als auch auf die Partnerschaft.

Die Betroffenen sind im Vergleich zu Männern ohne dieses Krankheitsbild deutlich weniger zufrieden, haben einen hohen Leidensdruck und neigen zu erhöhtem Stress. Zudem treten häufiger partnerschaftliche Probleme auf.

Die Behandlung von Patienten mit Ejaculatio praecox war lange Zeit eine Domäne von Sexualtherapeuten. Bei der primären Ejaculatio praecox ist die Verhaltenstherapie aber nicht, bei der sekundären nur mäßig effektiv.

Medikamentöse Behandlungen mit Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI)

Unter den medikamentösen Therapien hat sich das trizyklische Antidepressivum Clomipramin als gut wirksam erwiesen. Allerdings treten häufig unerwünschte Wirkungen auf.

Zur Behandlung bei Ejaculatio praecox werden auch selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) eingesetzt. Mit Abstand am wirksamsten ist dabei Paroxetin. Dapoxetin ist ein kurz wirksamer SSRI, der eigens für diese Indikation entwickelt wurde. Die Wirksamkeit ist sehr gut.

Weitere orale Substanzen wurden getestet, für eine korrekte Beurteilung eines Nutzen-Risiko-Profils ist die Datenlage aber insgesamt unzureichend. Die lokale Applikation anästhetisierender Mittel auf Glans und Frenulum ist eine etablierte Therapie.

In Europa und den USA wird in der Regel die Kombination der Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain verwendet. Die Wirksamkeit ist gut, die praktische Anwendung aber beschwerlich. (otc)

Nur für Fachkreise: Zu dem Modul "Schon wieder zu früh?"

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