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„Qualitätsatlas Pflege“

Aktuelle WIdO-Analyse: Heim-Qualität hängt vom Wohnort ab

Das wissenschaftliche Institut der AOK hat große regionale Unterschiede bei der Versorgung in Pflegeheimen ausgemacht. Untersucht wurden zehn Kriterien.

Von Frank Brummer Veröffentlicht:
Gute Pflege? Die hängt entscheidend von der jeweiligen Region ab, wie das WIdO ermittelt hat. Beispielsweise erhalten laut der Analyse Pflegeheimbewohner in westlichen Bundesländern deutlich mehr risikoreiche Dauerverordnungen mit potenziell inadäquaten Medikamenten (PIM) als im Osten. (Archivbild)

Gute Pflege? Die hängt entscheidend von der jeweiligen Region ab, wie das WIdO ermittelt hat. Beispielsweise erhalten laut der Analyse Pflegeheimbewohner in westlichen Bundesländern deutlich mehr risikoreiche Dauerverordnungen mit potenziell inadäquaten Medikamenten (PIM) als im Osten. (Archivbild)

© Tom Weller / dpa / picture alliance

Wie gut Menschen in Pflegeheimen umsorgt werden, hängt auch von ihrem Wohnort ab. Dies ergab eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Demnach existieren große regionale Unterschiede in der Versorgungsqualität. Für ihre Untersuchung haben die Wissenschaftler zehn Qualitätskriterien identifiziert, die sie in die drei Kategorien „fehlende Prophylaxe und Prävention“, „kritische Arzneimittelversorgung“ und „vermeidbare Krankenhausaufenthalte“ eingeordnet haben. Beispielsweise erhalten Pflegeheimbewohner in westlichen Bundesländern deutlich mehr risikoreiche Dauerverordnungen mit potenziell inadäquaten Medikamenten (PIM) als im Osten.

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Allein in Nordrhein-Westfalen registrierten die Forscher in 45 der 53 Kreise und kreisfreien Städte auffällige Ergebnisse hinsichtlich der längerfristigen Einnahme von Benzodiazepinen, Benzodiazepin-Derivaten und Z-Substanzen (BZD/ZS) in Heimen. „Eigentlich sollten pflegebedürftige Menschen maximal vier Wochen mit den untersuchten Schlaf- und Beruhigungsmitteln behandelt werden“, kritisiert Dr. Antje Schwinger, Forschungsbereichsleiterin Pflege beim WIdO. Denn bei Dauereinnahme drohe unter anderem Abhängigkeit, erhöhte Sturzgefahr und die Entstehung von Angstgefühlen, Depressionen und Aggressionen.

Die niedrigsten Werte erreichten Pflegeheime im Burgenlandkreis (Sachsen-Anhalt). Nur 0,75 Prozent der Bewohner nahmen dort mehr als einen Monat lang Schlaf- und Beruhigungsmittel. Der höchste Wert findet sich im Kreis Merzig-Wadern (Saarland), wo Ärzte einem Viertel der Pflegeheimbewohner solche Mittel längerfristig verordneten.

Deutliche Unterschiede auch beim Thema Dehydration

Unterschiede offenbarten sich auch beim Thema Dehydration. So überwiesen Ärzte bundesweit durchschnittlich knapp 4 % der demenzkranken Pflegeheimbewohner aufgrund von Flüssigkeitsmangel in eine Klinik. In 20 Kreisen betrug dieser Anteil jedoch zwischen 7,5 und 12,5 %. Die meisten dieser Kreise befinden sich in Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und im südlichen Rheinland-Pfalz, wo der Landkreis Germersheim mit 12,5 % den letzten Platz belegte. In Kaiserslautern, ebenfalls Rheinland-Pfalz, müssen demente Pflegeheimbewohner dagegen selten (0,44 %) dehydriert ins Spital.

Ähnlich weit auseinander klafft die Schere bei vermeidbaren Krankenhausaufenthalten am Lebensende. In Baden-Baden (Baden-Württemberg) verbrachten 18,7 % diese Zeit in einer Klinik. Im Kreis Offenbach (Hessen) waren es zwei Drittel (65,9 %). Im Ranking der Bundesländer verzeichnet Sachsen den höchsten Wert (36 %), während im Schlusslicht Saarland fast die Hälfte (49,5 %) der Pflegeheimbewohner ihre letzten Tage ggf. unnötigerweise in einer Klinik verlebten.

Die Ergebnisse basieren auf AOK-Abrechnungsdaten von etwa 350.000 Heimbewohnern im Alter von über 60 Jahren – das ist rund die Hälfte aller in Deutschland vollstationär versorgten Pflegebedürftigen.

Die Statistiken für alle zehn Qualitätskriterien in 16 Bundesländern und rund 400 Kreisen sind im Onlineportal „Qualitätsatlas Pflege“ abrufbar: www.qualitaetsatlas-pflege.de

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