AOK Pro Dialog
COVID-19: Gesundheitsberufe besonders stark betroffen
Eine COVID-19-Erkrankung trifft nach wie vor am häufigsten Beschäftigte in der Pflege und anderen Gesundheitsberufen. So das Ergebnis einer aktuellen WIdO-Auswertung. Insgesamt erhielten innerhalb eines Jahres 2,6 Prozent der 14,1 Millionen erwerbstätigen AOK- Versicherten eine COVID-AU.
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Die meisten AU-Fälle aufgrund von COVID-19 gab es in der Altenpflege.
© Ulrich Baumgarten / picture alliance
Berlin. Menschen, die in der Betreuung und Pflege anderer Menschen arbeiten, sind in den vergangenen zwölf Monaten am häufigsten wegen einer COVID-19-Erkrankung am Arbeitsplatz ausgefallen.
Dies geht aus einer Analyse von Arbeitsunfähigkeitsdaten der AOK-Mitglieder hervor. Das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hat dafür Krankmeldungen für die ersten zwölf Monate der Corona-Pandemie – von März 2020 bis Februar 2021 – nach Berufsgruppen ausgewertet.
Insgesamt zeigt die Bilanz, dass 362.627 Beschäftigte von einem Arzt in Zusammenhang mit einer COVID-19-Diagnose krankgeschrieben wurden. Das entspricht 2,6 Prozent der rund 14,1 Millionen AOK-versicherten Erwerbstätigen.
Die meisten Fälle in der Altenpflege
Nach der Auswertung waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Altenpflege mit 5409 je 100.000 AOK-versicherten Beschäftigten am stärksten von Krankschreibungen betroffen. Es folgten Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege, in denen 5338 je 100.000 Beschäftigte in Zusammenhang mit COVID-19 krankgeschrieben waren, sowie in der Kinderbetreuung und -erziehung mit 5237 Krankschreibungen je 100.000 Beschäftigte.
Die Medizinischen Fachangestellten belegen mit 4666 je 100.000 Beschäftigten den Platz 8 der am häufigsten betroffenen Berufsgruppen. Die jüngsten Daten bestätigten eine vorherige Auswertung, in die Zahlen bis Dezember 2020 eingeflossen waren.„Die Ergebnisse verdeutlichen, dass vor allem Berufsgruppen von COVID-19 betroffen sind, deren Beschäftigte auch in den Hochphasen der Pandemie mit vielen Menschen in Kontakt kommen“, so der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. „Die Entscheidung der Politik, diesen Berufsgruppen auch prioritär ein Impfangebot zu unterbreiten, erscheint somit nachvollziehbar.“
Bei mehr als der Hälfte der betroffenen Beschäftigten (59,8 Prozent) wurde der gesicherte Nachweis der Infektion auf der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dokumentiert. Bei den übrigen Fällen wurde SARS-CoV-2 nicht durch einen Labortest nachgewiesen, sondern sie wurden aufgrund eines klinischen Kriteriums, etwa wegen typischer Symptome für COVID-19 und eines epidemiologischen Kriteriums (zum Beispiel enger Kontakt zu einer Person mit bestätigter Infektion) als Verdachtsfall dokumentiert.
Jeder Zwölfte musste in die Klinik
Von mehr als 17.000 AOK-versicherten Erwerbstätigen mit einer im Labor bestätigten COVID-19-Diagnose mussten acht Prozent der Betroffenen in einem Krankenhaus behandelt werden. Fast 460 dieser stationär behandelten AOK-Mitglieder starben im Krankenhaus. „Diese vorläufigen Ergebnisse machen deutlich, welche schwerwiegenden Auswirkungen COVID-19 auf die Gesundheit der erwerbstätigen Bevölkerung hat“, sagt Schröder. Der bisherige monatliche Höchststand an erkrankten Beschäftigten wurde im Dezember 2020 erreicht.
Schröder: „Die Rate der Hospitalisierungen unter den Erwerbstätigen ist in der zweiten Welle ab Oktober noch einmal gestiegen. Unternehmen sollten so weit wie möglich darauf hinwirken, dass ihre Beschäftigten von zu Hause arbeiten und dort, wo dies nicht möglich ist, auf die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregelungen am Arbeitsplatz achten und ihren Beschäftigten die Möglichkeit zu Selbsttests anbieten.“
Die Daten zeigen ferner, dass der vorläufig höchste Anteil an Erwerbstätigen, die stationär behandelt werden mussten, mit 9,9 Prozent im November 2020 erreicht worden ist. Von einem schweren COVID-19-Verlauf sind eher ältere Erwerbstätige betroffen: Während der Altersdurchschnitt der AOK-versicherten Erwerbstätigen mit einer COVID-19-bedingten Arbeitsunfähigkeit bei 42 Jahren lag, waren diejenigen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, im Schnitt sechs Jahre älter. (Ebert-Rall)