Privatmedizin
Chancen jenseits des Budgets
Eine Medizin jenseits von Budgets, Regressen und Erlaubnisvorbehalt für neue Leistungen wünschen sich viele Ärzte. Der Privatärztliche Bundesverband will jetzt mit einem neuen Kongress-Format die Möglichkeiten der Privatmedizin ausloten.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Die Mühlen des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) mahlen langsam. Das gilt besonders dann, wenn es darum geht, Innovationen in die vertragsärztliche Versorgung zu überführen und neue Leistungen im EBM zu schaffen.
So dauert es manchmal sehr lange, bis Ärzte neue Leistungen bei Kassenpatienten erbringen können - die Darmkrebsfrüherkennung über die immunologischen Tests auf Blut im Stuhl ist ein typisches Beispiel dafür.
Die Zurückhaltung des GBA bei Innovationen ist mit Sicherheit ein Grund dafür, dass die Privatmedizin in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich an Bedeutung gewonnen hat - einige Fachgruppen verzeichnen mittlerweile im Durchschnitt mehr als 30 Prozent, teilweise über 40 Prozent Privatanteil bei den Honorarumsätzen.
In diesem Kontext will der Privatärztliche Bundesverband (PBV) mit seinem Tag der Privatmedizin in eine Informationslücke vorstoßen. "Wir wollen diese Plattform zukünftig verstärkt nutzen, um der Privatbehandlung in der Praxis berufspolitisch und wirtschaftlich neue Impulse zu geben.
Dazu gehört selbstverständlich auch die Innovationskraft der Industrie als Treiber des medizinischen Fortschritts in Diagnostik und Therapie", äußert sich Dr. Norbert A. Franz, Vorstandsvorsitzender des PBV, im Vorfeld des Tages der Privatmedizin, der am 28. und 29. Oktober in Frankfurt am Main stattfinden wird. Die "Ärzte Zeitung" ist Medienpartner der Veranstaltung.
Veranstaltung ist stetig gewachsen
Das stetige Wachstum der Tagung in den vergangenen Jahren habe den Verband ermutigt, nun mit einem vollständig überarbeiteten Veranstaltungskonzept an neuem Ort anzutreten und so die Privatmedizin mit noch stärkeren Impulsen vor größerer Öffentlichkeit zu befördern, so Franz weiter.
Kern des neuen Konzeptes ist es, der Industrie eine Plattform für innovative Leistungen zu geben, die direkt in der Praxis anwendbar sind, und gleichzeitig Ärzten, die sich privatmedizinisch engagieren wollen, Informationen für die Praxis zu vermitteln.
Das spiegelt sich auch im Programm für den Tag der Privatmedizin. So präsentieren zehn vom ärztlichen Fachbeirat ausgewählte Anbieter ihre Innovationen zur Erweiterung von Therapie, Diagnostik und Patientenservice in der Privatbehandlung.
Aber auch der gesundheitspolitische Aspekt und das zentrale Thema Praxismarketing und -management dürfen natürlich nicht fehlen. So steht zum Beispiel Dr. Klaus Reinhardt, bei der BÄK Vorsitzender der GOÄ-Kommission, Rede und Antwort zum Stand der GOÄ-Novelle.
Digitalisierung und Privatmedizin
Daniel Zehnich, bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank Stellvertretender Direktor Gesundheitsmärkte und -politik, beleuchtet die Digitalisierung im Gesundheitsmarkt hin auf ihre Relevanz für die Privatmedizin.
Wie Privatpraxen auch in Zeiten des Demografiewandels gutes Personal gewinnen und binden können, darüber spricht Martha Glannakoudi, Geschäftsführerin des Beratungsunternehmens Synnous Consulting.
Über das zeitgemäße Webmarketing für die Privatpraxis informiert Professor Julius Becker von der Universität der Künste in Berlin. Oberstaatsanwalt Alexander Badle, Leiter der hessischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Vermögensstraftaten und Korruption im Gesundheitswesen, referiert im Interview zu dem auch für Ärzte relevanten Antikorruptionsgesetz.
Ergänzt wird das Programm durch parallel laufende Workshops zu den Themen erfolgreicher Ein- oder Umstieg in die Privatpraxis, Privatabrechnung, Praxisabgabe, Praxisrecht, Work-Life-Balance, Online-Terminvergabe sowie MBST-Kernspin in der Therapie. (Mitarbeit: maw)
Schau der Innovationen für privatmedizinische Angebote
Auf dem Tag der Privatmedizin hat der Privatärztliche Bundesverband zehn Innovationen im Gepäck. Diese wurden vom Ärztlichen Fachbeirat der Veranstaltung ausgewählt. Die Innovationen im Überblick:
Quantitative Laborergebnisse sofort in der Praxis: Das Unternehmen concile präsentiert Schnelltests für Biomarker und M3-Laborparameter, die direkt in der Praxis verfügbar sind und somit die schnellere Therapieentscheidung ermöglichen.
Umfassendes Orthomolekularmanagement: Patientenindividuell benötigte Nährstoffe zu geben, ist das Ziel von FormMed HealthCare. Das Orthomolekularconcept stellt nach eigenen Angaben das mit 300 Präparaten größte Mikronährstoff-Sortiment aus Deutschland dar.
Gewichtsreduktionspräparat mit Arzneizulassung: Novo Nordisk erweitert das Therapiespektrum zur Gewichtsreduktion bei adipösen oder übergewichtigen Patienten. Als Analogon zum Darmhormon GLP-1 reguliert das Medikament den Appetit und verringert die Nahrungsaufnahme.
DNA-individuelle Behandlung: STADApharm wartet mit DNA-Tests auf, die vor Therapiebeginn helfen, die Verträglichkeit und Wirksamkeit von Antidepressiva, Statinen, Clopidogrel und Tamoxifen patientenindividuell vorauszusagen. Das erleichtert die Indikationsstellung und Therapiefindung.
Neue Laborpanel und optimierte Abläufe: Bioscientia hat neue Laborpanels im Gepäck und bietet Ärzten die papierlose Kommunikation zwischen Praxis und Labor.
PAVK-Früherkennung ohne Doppler: Boso ermöglicht mit seinen ABI-System die schnelle und zuverlässige Bestimmung des Knöchel-Arm-Index zur PAVK-Früherkennung.
Praktische Online-Terminlösung: Jameda will das Praxispersonal durch sein Online-Terminmanagement entlasten und zugleich den Patientenservice erhöhen - unabhängig von den Sprechzeiten.
Kernspin für schnellere Heilung: MedTec zeigt sein MBST Kernspin zur Stimulierung geschädigter Zellen und Gewebe sowie zur Anregung von Stoffwechselprozessen - und damit zu beschleunigten Heilungsprozessen.
Neuropathische Schmerzbekämpfung: MEDICE präsentiert ein Kombipräparat zur parenteralen Gabe von Vitamin B12, B6 und Folsäure zur Regeneration peripherer Nerven.
Trainings- und Messsysteme: MediTech zeigt in Frankfurt technikgestützte Test- und Trainingslösungen in verschiedenen Bereichen, darunter Bio- und Neurofeedback. (maw)