AOK-Umfrage
Früherkennung ist oft schambesetzt
Über 40 Prozent der Bundesbürger sagen, dass sie „selten“ oder „nie“ im persönlichen Umfeld über Gesundheitsvorsorge sprechen würden. Unterschiede gibt es bei den Geschlechtern.
Veröffentlicht:Berlin. Ärztinnen und Ärzte sind die wichtigsten Ansprechpartner für die Patienten, wenn es um Vorsorgeuntersuchungen geht. Das ist ein Ergebnis der aktuellen Forsa-Befragung, die im Auftrag des AOK-Bundesverbandes erstellt worden ist. Demnach wenden sich 65 Prozent der Befragten mit diesen Fragen an ihren Hausarzt, 47 Prozent auch den jeweiligen Facharzt. Suchmaschinen im Internet als Informationsquelle liegen mit 30 Prozent noch vor den Gesprächen mit Familie und Freunden (24 Prozent).
Folgt man der Studie, wird das Thema Krebsvorsorge in der Bevölkerung sehr unterschiedlich aufgenommen. Zwar geben zwei Drittel der Befragten an, dass sie regelmäßig zu Krebsvorsorgeuntersuchungen gehen; fast jeder vierte Befragte aber erklärt, dass er sich dafür nicht interessiere. Weitere Ergebnisse legen nahe, dass das Thema oftmals schambesetzt ist und ein Gespräch darüber eher vermieden wird. So berichten 42 Prozent der Befragten, dass sie „selten“ oder „nie“ im persönlichen Umfeld über Gesundheitsvorsorge sprechen würden. Etwa jedem Fünften (21 Prozent) ist das Thema „sehr“ beziehungsweise „ein wenig“ unangenehm oder peinlich. Bei Männern unter 45 Jahren trifft dies fast auf jeden Dritten zu (31 Prozent).
Einfluss der Pandemie
Eine aktuelle Datenauswertung des Wissenschaftlichen Institutes der AOK (WIdO) zeigt zudem, dass die Inanspruchnahme der Früherkennungsuntersuchungen während der Pandemiewellen 2020 und 2021 stark gesunken sind. Die Früherkennung von Hautkrebs ist im Vergleich zu 2019 um 19,8 Prozent zurückgegangen. Beim Mammografie-Screening sowie bei der Prostatakrebs-Früherkennung sind die Teilnahmequoten um jeweils 8,1 Prozent niedriger als im Vorjahr. Selbst die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs sank um 5,5 Prozent. Lediglich bei den Koloskopien zur Früherkennung von Darmkrebs war trotz Rückgängen in der ersten Pandemiewelle in der Jahresbilanz sogar ein leichter Anstieg von 2,1 Prozent festzustellen.
Die ausgebliebene Diagnostik in der Pandemie dürfte, so die Experten, schwere gesundheitliche Folgen haben, wenn Tumore erst später erkannt werden. AOK-Chef Martin Litsch appellierte daher an die Versicherten: „Es ist wichtig, dass die Patienten jetzt einen Termin bei ihrem Arzt vereinbaren und gegebenenfalls versäumte Untersuchungen nachholen.“ (wer)
Die Ergebnisse der WIdO-Auswertungen und der Befragung zur Krebs-Früherkennung finden Sie auch unter: www.aok-bv.de