Krankenhaus-Qualität
Gesundheitsnavigator: Orientierung für Praxen und Patienten
Der von Lauterbach geplante „Klinik-Atlas“ soll künftig mehr Transparenz über die Qualität von Krankenhäusern schaffen. Die AOK bietet mit ihrem Gesundheitsnavigator schon heute zahlreiche Qualitätsinformationen zur stationären Behandlung an. Das hilft auch Einweisern.
Veröffentlicht:Im AOK-Gesundheitsnavigator finden Patienten jetzt aktualisierte Informationen zu Krankenhäusern und Arztpraxen. Bewertungsgrundlagen sind unter anderem Zertifizierungen, Mindestfallzahlen und Behandlungsqualität.
So zeigt der Navigator nach Eingabe der entsprechenden Indikationen die derzeit gültigen Zertifikate der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) an, die nur an fachlich besonders qualifizierte Krankenhausabteilungen mit einem etablierten Qualitätsmanagement-System vergeben werden. „In einem solidarisch finanzierten und sehr teuren Gesundheitssystem müssen Behandlungen dort erfolgen, wo sie mit sehr guter Qualität erbracht werden“, sagt Dr. Simone Wesselmann, die bei der DKG die Abteilung Zertifizierung leitet (siehe auch Interview Seite 25). Doch dieser Anspruch wird noch nicht überall umgesetzt.
Studie belegt Überlebensvorteil
Beispiel Lungenkrebs: 2022 führten Mediziner an 342 Krankenhaus-Standorten in Deutschland komplexe Lungen-Op durch. Beim allergrößten Teil handelte es sich dabei um Eingriffe aufgrund von Lungenkrebs. Aber nur ein Fünftel dieser Kliniken (68 Standorte) waren von der Deutschen Krebsgesellschaft als Lungenkrebszentrum zertifiziert. Dabei hat die Studie zur „Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren“ (WiZen) im Jahr 2022 für acht untersuchte Krebserkrankungen einen Überlebensvorteil von Patienten gezeigt, die zuvor in einem von der DKG zertifizierten Zentrum behandelt worden waren. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, betont: „Daher ist die Zertifizierung, die wir in unserem Portal für insgesamt 19 Krebsarten ausweisen, eine ausgesprochen relevante Information für Patientinnen und Patienten.“
Ebenfalls im Portal ausgewiesen ist die Teilnahme von Kliniken am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD). Mit mehr als zwei Millionen Datensätzen von Hüft- und Knie-Operationen gehört das EPRD mittlerweile zu den größten Registern weltweit. Aktuell beteiligen sich bundesweit 776 Kliniken und melden Daten zu Hüft- und Knieimplantationen an das Register, die dort datenschutzkonform mit Daten der beteiligten Krankenkassen ergänzt werden. Das EPRD identifiziert auf dieser Basis Probleme bei den Implantaten sowie beim Einsatz und der Revision von künstlichen Gelenken, um perspektivisch mehr Sicherheit und eine bessere Behandlungsqualität zu gewährleisten.
Warum Fallzahl-Infos wichtig sind
Als weiterer Qualitätsindikator wurden auch die Angaben zu den Fallzahlen der einzelnen Kliniken aktualisiert, die im Gesundheitsnavigator zur besseren Orientierung als „hoch“, „mittel“ oder „niedrig“ eingeordnet werden. Für Operationen, bei denen der Gemeinsame Bundesausschusses aufgrund eines Zusammenhangs zwischen Fallzahl und Behandlungsergebnis eine jährliche Mindestmenge festgelegt hat, wird die Erfüllung dieser Vorgabe im AOK-Portal berücksichtigt. Mit dem Onlineangebot möchte die AOK Menschen, die vor einer planbaren Operation stehen, aber auch einweisenden Ärzten „eine Orientierungshilfe bei der Wahl der geeigneten Klinik geben“, sagt AOK-Vorständin Reimann und fügt hinzu: „Viele relevante Qualitätsinformationen, die im geplanten Klinikatlas des Bundes ab Mai enthalten sein sollen, finden Interessierte schon heute in unserem Navigator.“
Insgesamt gibt es Daten zu 13 Operationen und Eingriffen, die auf der Auswertung der Abrechnungsdaten der mehr als 27 Millionen AOK-Versicherten im Verfahren zur „Qualitätssicherung mit Routinedaten“ (QSR) basieren. Auf deren Grundlage analysiert die AOK Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken. So werden die Komplikationsraten bei endoprothetischen Eingriffen oder besonders häufigen Operationen wie Gallenblasenentfernungen oder Mandel-Operationen vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) ausgewertet und zu einer Gesamtbewertung zusammengefasst. Im Rahmen einer Risikoadjustierung berücksichtigt das WIdO dabei auch unterschiedliche Patienteneigenschaften wie Alter, Geschlecht oder Vorerkrankungen, um einen fairen Vergleich zwischen den Kliniken zu gewährleisten.
Selbst Praxen können im Navigator gelistet sein
Auch für den ambulanten Bereich bietet der Gesundheitsnavigator Informationen: Praxen aus Arztnetzen, die im AOK-Projekt „Qualität in Arztnetzen – Transparenz mit Routinedaten“ mit einem Qualitätssiegel für eine herausragende Versorgungsqualität in der medizinischen Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten ausgezeichnet worden sind, werden im Portal besonders gekennzeichnet. Analysiert werden insgesamt 15 Qualitätsaspekte wie die leitliniengerechte Versorgung der Patienten mit Medikamenten oder die Verhinderung von Krankenhausaufenthalten.
Für insgesamt 53 Arztpraxen wird im Navigator aktuell das „Prädikat Gold“ wegen exzellenter Ergebnisse angezeigt, 1.040 Arztpraxen sind für überdurchschnittliche Ergebnisse mit dem „Prädikat Silber“ gekennzeichnet worden. (fb)
Den Gesundheitsnavigator ist unter der Adresse www.aok.de/gesundheitsnavigator frei verfügbar.