Interview zur Klinik-Reform
Großbaustellen bleiben
Ob Ambulantisierung oder fehlende Investitionen – AOK-Experte Jürgen Malzahn benennt Problemfelder der Klinikreform.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Herr Malzahn, Gesundheitsminister Hermann Gröhe sagt, die aktuelle Krankenhausreform nütze den Patienten. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?
Jürgen Malzahn: Die Reform enthält positive Ansätze. Zu nennen ist vor allem die stärkere Orientierung an der Qualität. Davon profitieren die Patienten aber erst in einigen Jahren, wenn die Änderungen stringent umgesetzt und nicht völlig verwässert werden.
Zahlen dürfen sie als Versicherte jedoch jetzt schon. Bis 2018 steigen die Ausgaben von 70 auf 80 Milliarden Euro. Die Reform bietet auch keine Lösung für einige große Baustellen: Die Verpflichtung für die Länder, die notwendigen Investitionen auch wirklich zu finanzieren, fehlt ebenso wie eine stärkere Verzahnung ambulanter und stationärer Versorgung. Dies zeigt sich auch bei der Notfallversorgung.
Die Reform sieht auch einen Strukturfonds vor. Eine gute Sache?
Malzahn: Wegen seiner für die Aufgabe zu geringen Mittel haben viele den Fonds schon totgeredet. Ich hoffe aber sehr, dass er funktioniert.
Denn er bietet die Chance, Klinikkapazitäten anders, sprich effizienter auszurichten und die Arbeitsteilung der Kliniken neu zu denken.Nicht alle müssen alles machen.
Was sind die größten Herausforderungen im stationären Bereich?
Malzahn: Wenn man eine Reform ins Gesetz schreibt, heißt das noch nicht, dass sie umgesetzt ist. Das gilt auch für das KHSG. An einigen Stellen sollte das Gesetz vereinfacht werden, an anderen Stellen sind Präzisierungen hilfreich.
Dauerbrenner bleiben die Investitionsfinanzierung und die Ambulantisierung. Beim Abbau der Sektorenschranken steht Deutschland im internationalen Vergleich auf der Bremse.
Der fachärztlich ambulante Bereich wird aber ohne die Kliniken mittelfristig nicht mehr zu organisieren sein. Hier braucht es eine echte Neuordnung, keine Kosmetik. (hom)
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