Gesund am Arbeitsplatz
Mit wenig Einsatz viel erreichen
Oft können schon kleine Veränderungen am Arbeitsplatz viel für die Gesundheit der Mitarbeiter bewirken. Was sich Beschäftigte wünschen und in welcher Form sie selbst zu besseren Arbeitsbedingungen beitragen würden, zeigen die Ergebnisse aus Befragungen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung.
Veröffentlicht:BERLIN. Ob Termin- und Leistungsdruck, Unterbrechungen bei der Arbeit, schlechte Luft oder schwere körperliche Arbeit: Es gibt viele Belastungen am Arbeitsplatz, die die Gesundheit beeinträchtigen können. Mitarbeiterbefragungen zeigen, dass psychische Belastungen häufig als negativer Faktor wahrgenommen werden.
So berichtet etwa jeder dritte Beschäftigte – über alle Wirtschaftszweige hinweg betrachtet – über beruflichen Termin- und Leistungsdruck oder zu große Arbeitsmengen. Besonders ausgeprägt ist das im Sektor Gesundheits- und Sozialwesen. Dort nannten 38,1 Prozent der Befragten Termin- und Leistungsdruck als Belastung am Arbeitsplatz.
37,6 Prozent klagten über zu große Arbeitsmengen, 37 Prozent führten das Heben und Tragen schwerer Gegenstände als Belastung an und 36,4 Prozent häufige Störungen und Unterbrechungen bei der Arbeit.
Bei Fragen zu akuten gesundheitlichen Problemen dominieren den Umfragen zufolge Beschwerden des Muskel- und Knochenapparats wie Verspannungen und Rückenschmerzen, gefolgt von einer Reihe psychovegetativer Beschwerden wie Müdigkeit und Erschöpfung.
Druck im verarbeitenden Gewerbe
Die Informationen beruhen auf Befragungen von mehr als 30.000 Beschäftigten aus knapp 120 Betrieben im Rahmen des AOK-Service "Gesunde Unternehmen" aus den Jahren 2011 bis 2015. Dabei wurden Berufstätige befragt, die zu rund 60 Prozent in einem Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern arbeiten. Das kleinste Unternehmen beschäftigt 28, das größte 1679 Mitarbeiter.
Es wurden Mitarbeiter in Unternehmen fast aller Wirtschaftszweige befragt, wobei der Anteil der Teilnehmer aus dem verarbeitenden Gewerbe mit 50 Prozent überproportional hoch ist. Diese Verzerrung ist darin begründet, dass Mitarbeiter in Betrieben mit einem hohen Anteil von AOK-Versicherten befragt wurden. Viele AOK-Mitglieder sind traditionell im gewerblichen Bereich tätig, vor allem im verarbeitenden Gewerbe.
Stress und Rücken kommen vom Job
Die Umfrage zeigt, dass mindestens die Hälfte aller befragten Arbeitnehmer die meistgenannten Gesundheitsprobleme mit dem Arbeitsplatz in Zusammenhang bringen. Vor allem bei muskuloskelettalen Beschwerden wie Verspannungen und Rückenschmerzen sowie bei Stresssymptomen wie Lustlosigkeit, Reizbarkeit, Nervosität, Unruhe und allgemeiner Müdigkeit spielen aus Sicht der Befragten arbeitsbedingte Einflüsse eine besonders große Rolle.
So brachten bei den Verspannungen und Verkrampfungen, die mit einem Anteil von 34,8 Prozent zu den am häufigsten genannten Beschwerden zählten, mehr als 80 Prozent der Befragten ihre Beschwerden mit dem Arbeitsplatz in Verbindung, bei Rückenschmerzen (32,5 Prozent der genannten Beschwerden) fast 76 Prozent der Befragten. Rund 80 Prozent der Befragten brachten das Gefühl der Lustlosigkeit und des "ausgebrannt" Seins (17,9 Prozent der genannten gesundheitlichen Beschwerden) in Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz.
Die Mehrheit der befragten Beschäftigten vertritt aber auch die Auffassung, dass gezielte Gesundheitsförderungsmaßnahmen im Betrieb ihre Beschwerden verringern können. Die Befragten favorisieren dabei konkrete Gesundheitsangebote wie Kurse zu Stressbewältigung (51 Prozent) und Rückenschulungen (48,9 Prozent) sowie Entspannungskurse (45,4 Prozent).
Frauen aufgeschlossener als Männer
Eine Beratung für einen gesunden Rücken wünschen sich 39,6 Prozent, gesunde Kantinenangebote 32,8 Prozent und tägliche Gymnastik am Arbeitsplatz 28,6 Prozent. Für Angebote zu Kommunikation und Führung interessieren sich immerhin 28,5 Prozent der befragten Beschäftigten und für Programme zur Gewichtsabnahme 25,9 Prozent.
Tendenziell zeigen sich Frauen stärker für solche Angebote aufgeschlossen als Männer. Mehr als 40 Prozent der Befragten halten Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung auch dann für eine gute Sache, wenn sie sich finanziell beteiligen müssten.