Prävention im Schlaf?
Ab und an ein Nickerchen fürs Herz
Auch beim Mittagsschlaf scheint es eine Frage der Dosis zu sein, wie es um das kardiovaskuläre Risiko bestellt ist.
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Mittagsschläfchen: Findet es nur gelegentlich statt, scheint sich das positiv aufs Herz auszuwirken, ergab eine Studie.
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LAUSANNE. Ob ein kurzer Schlummer tagsüber zum Schutz vor kardiovaskulären Erkrankungen beiträgt oder eher als Hinweis auf ein erhöhtes Risiko angesehen werden muss, ist trotz zahlreicher Studien weiter unklar. Die widersprüchlichen Ergebnisse der Untersuchungen könnten laut Ärzten der Universität Lausanne darauf zurückzuführen sein, dass in den meisten die Frequenz der Schläfchen nicht berücksichtigt wurde.
In einer eigenen prospektiven Studie haben sie jetzt Hinweise darauf gefunden, dass ein gelegentlicher Mittagsschlaf für das Herz-Kreislauf-Risiko günstiger sein könnte als der vollständige Verzicht darauf (Heart 2019, online 9. September).
Die 3462 Studienteilnehmer, eine Zufallsstichprobe von Einwohnern der Stadt Lausanne im Alter zwischen 35 und 75, hatten in Fragebogen zu ihren Aktivitäten der letzten Woche, inklusive Mittagsschlaf, Auskunft gegeben; fast 60 Prozent verzichteten danach ganz darauf, knapp 20 Prozent gönnten sich ein- bis zweimal pro Woche ein Nickerchen, die übrigen häufiger.
Ein bis zwei Nickerchen pro Woche optimal
Während der Beobachtungszeit von fünf Jahren kam es bei 155 Teilnehmern zu einem tödlichen oder nichttödlichen kardiovaskulären (CVD) Ereignis (akutes Koronarsyndrom, Schlaganfall oder KHK). Dabei war ein J-förmiger Zusammenhang mit der wöchentlichen Frequenz von Schlummerpausen zu erkennen: Ein- bis zwei Nickerchen pro Woche gingen mit der geringsten CVD-Rate einher.
Diese Assoziation blieb auch erhalten, wenn soziodemografische, Lebensstil- und kardiovaskuläre Einflussgrößen abgeglichen wurden; das CVD-Risiko war dann um etwa die Hälfte niedriger als in der Gruppe ohne Mittagsschlaf. Die mit einer (fast) täglichen Mittagsruhe assoziierte Risikozunahme ging dagegen verloren, wenn Begleitfaktoren adjustiert wurden. Die Dauer der Schläfchen war ebenfalls ohne Einfluss auf die CVD-Rate.
Zwar kommt es nach dem Aufwachen aus dem Mittagsschlaf zu einem Anstieg von Blutdruck und Herzfrequenz und damit möglicherweise zu einem kurzfristigen Anstieg des CVD-Risikos. Die Studienautoren um Nadine Häusler vermuten allerdings, dass der unerwünschte Effekt durch die stressabbauende Wirkung des Schlummers mehr als wettgemacht wird. Dass Menschen, die öfter mittags schlafen, keinen kardiovaskulären Nutzen davontragen, könne daher rühren, dass der Schlaf am Tage bei ihnen die Folge von schlechtem Nachtschlaf aufgrund chronischer Erkrankung sei. (bs)