US-Mediziner sind alarmiert

Acht Tote und über 900 Verletzte durch E-Zigaretten

Die Ursache ist noch immer unklar, aber in den USA erleiden immer mehr Nutzer von E-Zigaretten schwerste Lungenschäden.

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Gefährlicher Qualm: In den USA vemehrt sich Verdacht, dass es durch den Konsum von E-Zigaretten zu Lungenerkrankungen kommen kann.

Gefährlicher Qualm: In den USA vemehrt sich Verdacht, dass es durch den Konsum von E-Zigaretten zu Lungenerkrankungen kommen kann.

© Lisa Ducret/dpa

BOSTON. Die steigende Zahl von toten und verletzten Nutzern von E-Zigaretten sorgt in den USA bei Gesundheitsbehörden und Medizinern zunehmnd für Beunruhigung. Die zuständige Gesundheitsbehörde bestätigte Ende voriger Woche den ersten Todesfall im Bundesstaat Missouri - national ist es der achte Tote. Der Mann im Alter von Mitte 40 war demnach schon seit Wochen in stationärer Behandlung und starb in einem Krankenhaus in St. Louis an akutem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, ARDS). Er habe vorher keine Lungenerkrankung gehabt, hieß es weiter.

Angesichts der Entwicklung sprachen zwei US-Experten von einer Gesundheitsgefahr epidemischen Ausmaßes. Bis Freitag seien in den USA und auf den Jungferninseln 908 Fälle von schweren Lungenerkrankungen, die mit Dampfen zusammenhängen, aufgetreten, schreiben Yulin Hswen und John Brownstein vom Boston Children’s Hospital in einem Brief m „New England Journal of Medicine“ ((20. September, 2019, at NEJM.org).

Knapp 500 davon seien bestätigt, bei den übrigen handele es sich um Verdachtsfälle. Besonders viele Fälle traten demnach in den US-Staaten Illinois, Kalifornien und New York auf. Der erste Fall war demnach Ende Juli registriert worden.

Die Ursache für die Lungenschäden ist noch immer völlig unklar. Möglich seien etwa Aromastoffe in den Flüssigkeiten, das Vermischen mit Ölen, die den Cannabis-Wirkstoff THC oder Vitamin E enthalten, oder aber Schwarzmarktprodukte, schreiben die beiden Epidemiologen.

„Bedrohung der öffentlichen Gesundheit“

Zu den Symptomen zählen demnach Kurzatmigkeit, Husten, Brustschmerzen, Übelkeit, Durchfall und Erbrechen. Nutzer von E-Zigaretten, die Symptome hätten, sollten unverzüglich medizinische Hilfe suchen, betonen die Behörden.

„Angesichts der zunehmenden Beliebtheit und dem verbreiteten Gebrauch von E-Zigaretten, die als sichere Alternative zum Rauchen vermarktet werden, stellen diese Fälle eine Bedrohung der öffentlichen Gesundheit dar“, schreiben Hswen und Brownstein. Die Entwicklung habe epidemische Ausmaße erreicht. Die Gesundheitsbehörden von Missouri warnten Menschen davor, E-Zigaretten oder Zubehör auf dem Schwarzmarkt zu kaufen oder eigene Mischungen zum Inhalieren zu panschen.

In Deutschland und auch europaweit ist bislang kein ähnlicher Anstieg von Lungenschädigungen bekannt. (dpa)

Lesen Sie dazu auch: Lungenkrankheiten: US-Behörde rät, E-Zigaretten zu vermeiden

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Kommentar zur E-Zigarette als Entwöhnungsmittel

Nein, mit Dampfen kommt man nicht vom Rauchen los

Kommentare
Dr. Andreas Schnitzler 24.09.201918:43 Uhr

... irritierend.

Zum aktuellen Fall in Missouri (s.o.) wird berichtet: »... a young man ... who started vaping because of chronic pain issues« (Cox 2019).

Nun kann aber doch kein vernunftbegabter Mensch auf die abwegige Idee kommen, "wässrigen Dampf, Aroma und ggf. Nikotin" (klassische "E-Zigaretten") gegen SCHMERZEN einsetzen zu wollen.

Warum also warnt man vor dem Gebrauch von "E-Zigaretten" bzw. "dampfen" im Allgemeinen, ohne klar und deutlich darauf hinzuweisen, dass in 8-9 von 10 Fällen eine Beziehung zu "E-Joints" besteht (FDA 2019: Inhalation von ÖLEN wie Tocopherolacetat im Kontext mit THC/Marihuana)? Es existieren darüber hinaus Hinweise, dass einzelne Chargen mit US-behördlicher Genehmigung hergestellt wurden (Farsalinos 2019).

»... the primary manifestations of the syndrome - lipoid pneumonia and eosinophilic pneumonitis - are completely consistent with THC vape oil poisoning« (Siegel 2019a).


Die ausdrückliche Motivation von "Dampfern" im Allgemeinen, derzeit wohl rund 50 Mio weltweit, ist doch gerade, Gesundheitsrisiken zu REDUZIEREN, und vom tödlichen Tabak WEGZUKOMMEN. Nicht immer, aber oft genug verläuft diese "Substitution" erfolgreich, sei es vollständig, sei es partiell ("dual use"). Ist das denn nicht "aller Ehren wert"? Womit bitte haben sie sich diese Negativkampagne "verdient"? In der "Szene" herrscht ein TIEFES MISSTRAUEN gegen "big tobacco", die uns alle und über Jahrzehnte hinweg belogen und betrogen haben. In Europa sind die Inhaltsstoffe auch von Aromen jedenfalls von Amts wegen kontrolliert*; sollte sich also – in Zukunft – irgendein einzelner (!) Inhaltsstoff als irgendwie gesundheitsgefährlich ("aktiv wie passiv") herausstellen, wäre es ein Leichtes, ihn zu eliminieren.

*) Aktuell wurde bspw. der Vertrieb von JUUL(R)-Kartuschen in D untersagt, »wenn deren Nikotingehalt von dem auf der Verpackung angegebenen Nikotingehalt abweicht, oder wenn auf der Kartusche das Symbol der durchgestrichenen Mülltonne für die Entsorgung von Elektronikschrott fehlt« (spiegel.de).


Wie plausibel ist die "Gateway-Hypothese", wenn die Verwendung von "E-Zigaretten" gerade unter Jugendlichen in US und EU zunimmt, aber parallel dazu die Raucherquote gerade nicht ("in Scharen") steigt (hierzu: Siegel 2019b)?


Es spricht doch Bände, wenn nunmehr und im Zusammenhang mit dem mMn undifferenziertem Aktionismus gegen das Dampfen die Aktienprognosen der Tabakkonzerne STEIGEN. Medizinisch deutet sich da möglicherweise eine höchst unerfreuliche Tendenz an.

Es liegt auf der Hand, dass ein (mW in den USA nahezu völlig?) unregulierter Markt Profiteuren die Möglichkeit bietet, Produkte selbst unter Inkaufnahme schwerster Gesundheitsschäden zu verbreiten. Man mag zur "Brüsseler Regulierungswut" (zB TPD2) stehen wie man will, aber sie schützt europäische Verbraucher EFFEKTIV vor derartigen Machenschaften, und jedenfalls sofern man sich legaler Quellen bedient.


Es ist das unbestreitbare und ewige Verdienst der "Tabakkontrolle", die Risiken des Rauchens wissenschaftlich erforscht und gegen den erbitterten Widerstand von "big tobacco" öffentlich gemacht zu haben. Aber die gegenwärtige Kampagne in den USA gegen das "Dampfen" ist der Sache nach völlig unverständlich. Sie ist mit bekannten Tatsachen so nicht vereinbar.


_____________
Der Unterzeichner stellt ausdrücklich klar, dass a) kein Interessenkonflikt besteht, und b) auch für ihn der Schutz menschlichen Lebens unverhandelbar ist.

MfkG Dr. A. Schnitzler, FAfIM, Lüneburg



Referenzen (Zugriff 24.09.2019)

- Cox 2019: https://health.mo.gov/news/newsitem/uuid/6aa00c1e-504f-43a0-ad83-7b01390cfe8b/dhss-announces-first-vaping-associated-death-in-missouri-eighth-nationally

- Farsalinos 2019: http://www.ecigarette-research.org/research/index.php/whats-new/2019/274-us-lung

- FDA 2019: https://www.fda.gov/consumers/consumer-updates/vaping-illnesses-consumers-can-help-protect-themselves-avoiding-tetrahydrocannabinol-thc-containing

- Siegel

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