Allopurinol - ein Oldie überrascht mit neuen Seiten
DUNDEE (ob). Das in der Gichttherapie seit mehr als 40 Jahren genutzte Allopurinol zeigt sich überraschend von einer neuen Seite: Die Substanz lindert anscheinend auch pektanginöse Beschwerden und besitzt zudem mögliche nephroprotektive Wirkeigenschaften.
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Das Gichtmittel Allopurinol hemmt bekanntlich den Abbau von Purin zu Harnsäure, indem es die Xanthinoxidase inaktiviert. Die Beobachtung, dass dieses Enzym bei der Bildung von Harnsäure auch den Sauerstoffverbrauch erhöht, brachte eine Forschergruppe um Professor Allan Struthers aus Dundee auf die Idee, dass die Xanthinoxidase-Hemmung umgekehrt die Sauerstoffversorgung im ischämischen Herzgewebe verbessern und so antiischämisch wirksam sein könnte.
Überprüft hat die Gruppe diese Hypothese in einer placebokontrollierten Studie bei 65 Patienten mit dokumentierter Koronarerkrankung, die alle einem Belastungstest auf dem Laufband unterzogen wurden (The Lancet online). Tatsächlich verlängerte die Behandlung mit Allopurinol (600 mg/Tag) die Zeit bis zum Auftreten einer ST-Streckensenkung (primärer Endpunkt) signifikant um 43 Sekunden. Auch bei den Endpunkten Gesamtbelastungsdauer und Zeit bis zum Auftreten von Angina pectoris ergab sich jeweils ein signifikanter Unterschied zugunsten der Allopurinol-Behandlung.
Vorbehaltlich der Bestätigung dieser Ergebnisse in einer größeren Studie zeigen sich die Forscher optimistisch, dass sich Allopurinol als wirksame, äußerst kostengünstige und aufgrund der langen Erfahrungen in der Gichttherapie auch sichere Option für die antianginöse Therapie bei KHK erweisen könnte.
Eine Gruppe von Nephrologen aus Madrid hat in ihre Studie 113 Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz aufgenommen, die entweder Allopurinol (100 mg/Tag) erhielten oder ihre bisherige Therapie fortsetzten (Kontrollen). Mit Messungen der glomerulären Filtrationsrate (GFR) untersuchten die Forscher über 24 Monate das Fortschreiten der Niereninsuffizienz (CJASN online).
Festgestellt wurde, dass Allopurinol die Progression der Niereninsuffizienz in Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant verzögerte. Bei 22 Patienten kam es zu einem kardiovaskulären Ereignis, wobei Allopurinol das entsprechende Risiko signifikant um 71 Prozent reduzierte.