Stabile KHK
Angina als unabhängiger Risikofaktor?
Bei Patienten mit stabiler KHK kommen kardiovaskuläre Spätfolgen häufiger vor, wenn sie an Angina pectoris leiden. Doch sind solche Beschwerden wirklich ein unabhängiger Risikofaktor?
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Wie hängen KHK und Angina zusammen?
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PARIS. Die prognostische Bedeutung einer Angina pectoris bei Patienten mit stabiler KHK ist noch immer unklar. In einigen Studien waren diese Beschwerden unabhängig von anderen Risikofaktoren mit einem vermehrten Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse assoziiert.
Andere Untersuchungen wiederum deuten darauf hin, dass es sich dabei eher um einen Marker für eine fortgeschrittene Erkrankung handelt.
Daten aus REACH-Register
Nun haben sich Forscher um Alon Eisen von der Universität Paris-Diderot erneut diesem Thema zugewandt und für ihre Analyse Daten des großen internationalen REACH-Registers herangezogen (Journal of the American Heart Association 2016; 5: e004080).
Von den insgesamt 26.159 Patienten mit stabiler KHK litten zu Studienbeginn mehr als die Hälfte (52 Prozent) an Angina pectoris. Diese Patienten waren im Vergleich älter, hatten mehr kardiovaskuläre Begleiterkrankungen, Atherosklerose-Risikofaktoren und nahmen mehr Medikamente ein, Frauen waren zudem häufiger betroffen.
Die Charakteristika von Patienten mit Angina pectoris unterscheiden sich somit substanziell von denen ohne diese Beschwerden, fassen die Studienautoren zusammen.
Unterschiede deutlich zwischen Angina- und Nicht-Angina-Patienten
Auch bezüglich des Risikos für kardiovaskuläre Ereignisse stellten die französischen Wissenschaftler einen Unterschied zwischen Angina- und Nicht-Angina-Patienten fest. So kam es innerhalb der vierjährigen Beobachtungszeit bei den Patienten mit Angina pectoris häufiger zu Myokardinfarkten, Schlaganfällen und kardiovaskulärem Tod (16,3 vs. 14,2 Prozent).
Nach Adjustierung auf diverse Komorbiditäten und andere Faktoren schwächte sich dieser Zusammenhang allerdings merklich ab (adjustierte Hazard Ratio, HR: 1,06). Das relative Risiko für Angina-Patienten, wegen kardiovaskulärer Komplikationen stationär eingewiesen zu werden, eine Revaskularisation zu erhalten und eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, war allerdings selbst nach multivariater Adjustierung um entsprechend 29, 23 und 17 Prozent erhöht.
Stratifizierung des Risikos
Interessanterweise blieb der Zusammenhang zwischen Angina und der Häufigkeit kardiovaskulärer Ereignisse nach Stratifizierung der Studienteilnehmer in die Risikokategorie "hoch" oder "niedrig" nur bei niedrigem Risiko bestehen.
Nach Ansicht der Studienautoren könnte dieser Befund darauf hindeuten, dass Angina pectoris nur bei Patienten mit einem niedrigen Risikoprofil prognostisch relevant ist. Bei Hochrisikopatienten hingegen sind diese Beschwerden womöglich nur ein Surrogatparameter für eine fortgeschrittene Erkrankung. Diese Überlegung muss allerdings erst in weiteren Studien untersucht werden.