Aortenaneurysma
Auch Jüngere profitieren von einer Op
Eine endovaskuläre Op bei jüngeren Patienten mit Aneurysma der Bauchaorta ist umstritten - Kritikern zufolge steigt dadurch das Risiko für Rückfälle. Neue Studiendaten widerlegen diese Bedenken jetzt.
Veröffentlicht:LONDON, ONTARIO. Die "Endovascular Aneurysm Repair" (EVAR) gilt heute in vielen Zentren als Standardeingriff beim Bauchaortenaneurysma.
Gegenüber der offenen Op hat die minimalinvasive Methode bei sorgfältiger Indikationsstellung einige durch Studien belegte Vorteile: Diese betreffen vor allem das frühe Überleben, die perioperative Morbidität und die Dauer des Klinikaufenthalts.
EVAR: Risiko bei jüngeren Patienten?
Studienergebnisse
Unterschiede im Überleben fanden sich bei offen operierten und EVAR-Patienten weder ein Jahr noch fünf Jahre nach dem Eingriff.
Zu Rupturen des Aneurysmas oder Aneurysmen-bedingten Todesfällen kam es in keiner der Gruppen.
Kritiker des endovaskulären Verfahrens sehen allerdings ein gewisses Risiko bei jüngeren Patienten: Der Erfolg von EVAR, so befürchtet man, sei möglicherweise nicht von Dauer.
Bei der generell höheren Lebenserwartung rechnet man mit einer erhöhten Rate an Re-Interventionen, insbesondere bedingt durch das Auftreten von Endoleckagen.
Dass diese Bedenken nicht unbedingt gerechtfertigt sind, legen Daten einer retrospektiven Studie aus der University of Western Ontario in Kanada nahe (J Vasc Surg 2014; online 25. November).
Im gefäßchirurgischen Zentrum der Uniklinik waren zwischen Januar 2000 und Dezember 2013 beide Verfahren an Patienten unter 60 Jahren im Einsatz (durchschnittliches Alter: 56,7 Jahre).
Ob EVAR oder die offene Op gewählt wurde, entschied der Chirurg in Abhängigkeit von der Aneurysmen-Anatomie und in Absprache mit dem Patienten.
Im Beobachtungszeitraum schnitten beide Verfahren nahezu gleich gut ab, und zwar sowohl im Hinblick auf das kurz- als auch auf das langfristige Überleben sowie auf die Rate der notwendigen erneuten Eingriffe.
Kaum Spätkomplikationen
Die aus 50 Patienten bestehende EVAR-Gruppe wurde im Schnitt 62,5 Monate nachbeobachtet, die Vergleichsgruppe (119 Patienten) 78,2 Monate. Nach dieser Zeit betrugen die Überlebensraten 78 Prozent bzw. 85 Prozent.
Die EVAR-Patienten überlebten im Durchschnitt 9,8 Jahre, die offen operierten 11,9 Jahre.
Unterschiede im Überleben fanden sich weder ein Jahr postoperativ (98 Prozent gegenüber 96 Prozent) noch nach fünf Jahren (86 Prozent bzw. 88 Prozent). Nach zehn Jahren zeichnete sich lediglich ein Trend zugunsten der offenen Op ab (Überlebensraten 54 Prozent vs. 75 Prozent).
In keiner der beiden Gruppen war es zu Rupturen des Aneurysmas oder Aneurysma-bedingten Todesfällen gekommen. Die Patienten waren entweder an anderen kardiovaskulären Erkrankungen oder an Krebs gestorben.
Zu den befürchteten Spätkomplikationen, insbesondere Endoleckagen, war es mit Ausnahme von einem Fall nicht gekommen.
Der Anteil der EVAR-Patienten, die erneut operiert werden mussten, lag sogar etwas niedriger als bei den Teilnehmern mit primär offener Chirurgie (12 Prozent vs. 16 Prozent). Bei Letzteren war in 13 Fällen eine Narbenhernie der Anlass für die Re-Operation.
Wie Dr. Kevin Lee und Kollegen von der University of Western Ontario betonen, werden die Aneurysma-Patienten in ihrer Klinik nur dann der EVAR zugeführt, wenn sie eine Reihe von Kriterien erfüllen.
Dazu gehören ausreichend große Zugangswege für die Stentgraftsysteme, eine ausreichende Verankerungszone im Aneurysmenhals sowie keine zu starken Knickbildungen im Gefäß.
Inwieweit sich die Ergebnisse der monozentrischen, auf retrospektiven Daten beruhenden Studie auf andere Patientenkollektive übertragen lassen, bleibt Gegenstand weiterer Forschung.