Fettleber-Hepatitis
Autoaggressive T-Zellen wohl Ursache der Steatohepatitis
Die Fettleberentzündung ist die häufigste Lebererkrankung in Deutschland. Münchner Forscher haben jetzt entdeckt, dass auto-aggressive T-Zellen für die Erkrankung verantwortlich sind.
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T-Zellen sind üblicherweise ein wichtiger Teil des Immunsystems. Richten sie sich jedoch gegen körpereigene Zellen, kann dies auch eine Steatohepatitis zur Folge haben.
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München. Adipositas geht ja oft mit Steatohepatitis einher. Bisher war weitgehend unbekannt, wie es dazu kommt. Münchner Forscher um Professor Percy Knolle von der TU München haben diesen Prozess nun Schritt für Schritt in Modell-Systemen an Mäusen erforscht – und liefern damit nach eigenen Angaben Einblicke in die Entstehung der Fettleber-Hepatitis beim Menschen: „Alle Schritte, die wir in Modell-Systemen gesehen haben, konnten wir auch bei Patienten beobachten“, wird Knolle in einer Mitteilung der TU zitiert.
Ursache der Steatohepatitis ist eine bestimmte Sorte von T-Zellen, die CD8-T-Zellen, die die Fähigkeit verloren haben, spezifisch infizierte Zellen des Körpers zu erkennen und zu eliminieren. „Wir haben entdeckt, dass die Immunzellen in der Fettleber-Hepatitis nicht durch bestimmte Erreger, sondern durch metabolische Signale aktiviert werden“, erklärt Erstautor Michael Dudek in der Mitteilung. „Die so aktivierten T-Zellen vernichten dann wahllos alle Zellen in der Leber.“
Schrittweise Aktivierung von T-Zellen
Bis dahin würden die Immunzellen eine einzigartige, schrittweise Zell-Aktivierung durchlaufen, die bisher nicht bekannt gewesen sei. Nur wenn Entzündungssignale und Produkte des Fettstoffwechsels in der richtigen Reihenfolge auf die Immunzellen einwirkten, entwickelten sie ihre zerstörerische Fähigkeit (Nature 2021; online 24. März).
Als Auslöser für das Eliminieren von Gewebezellen identifizierte das Forscherteam einen eigentlich harmlosen Metaboliten: den Energieträger ATP, der sich dafür außerhalb der Zellen befinden muss. Auto-aggressive CD8-T-Zellen in der Leber, die mit ATP reagierten, zerstörten die Zellen in ihrer Nähe und verursachten so eine Steatohepatitis, heißt es in der Mitteilung.
Die von den Forschern entdeckte Zerstörung von Gewebe durch auto-aggressive Immunzellen unterscheide sich von herkömmlichen Autoimmunerkrankungen darin, dass die Zellen wahllos und nicht gezielt wie bei Autoimmunerkrankungen Körperzellen angreifen. Möglicherweise spielen gewebezerstörende auto-aggressive T-Zellen aber auch eine Rolle bei Autoimmunerkrankungen, ohne, dass man das bisher wisse, schreiben die Autoren.
Möglicherweise bald neue Therapien?
Bislang lässt sich die Steatohepatitis nur umkehren, wenn die auslösenden Faktoren – Übergewicht und eine hochkalorische Ernährung – ausgeschaltet werden, die Patienten also ihren Lebensstil ändern. Die Erkenntnis, dass die Fettleber-Hepatitis durch aktivierte Immunzellen entsteht, gibt nun Impulse für die Entwicklung neuer Therapien.
„Die zerstörerische auto-aggressive Form der Immunantwort lässt sich klar trennen von der schützenden T-Zell-Immunantwort gegen Viren und Bakterien“, so Knolle in der Mitteilung. Er sei zuversichtlich, dass sich gezielte Immuntherapien erforschen lassen, welche lediglich die Zerstörung des Gewebes verhinderten. (eb)