Schädel-Hirn-Trauma
Bluttest statt Hirn-CT
Ob bei einem Schädel-Hirn-Trauma nach einer Kopfverletzung eine Hirnverletzung vorliegt oder nicht, lässt sich offenbar gut mit einem Bluttest vorhersagen. Dieser könnte helfen, unnötige CT-Untersuchungen zu vermeiden.
Veröffentlicht:
Der Bluttest bot in der Studie eine verlässliche Vorhersage bei 99,6 Prozent der Patienten.
© panthermedia
MÜNCHEN. Ein neuer Bluttest könnte in Zukunft bei der Entscheidung helfen, ob bei Patienten mit Unfall und Kopfbeteiligung ein CT nötig ist, um etwa Hirnblutung oder -quetschung auszuschließen. Das teilt die TU München mit.
Bei dem Verfahren wird das Blut auf zwei zerebrale Biomarker untersucht, die Proteine UCH-L1 (ubiquitin C-terminal hydrolase-L1) und GFAP (glial fibrillary acidic protein), erklärt Professor Peter Biberthaler, Uniklinik rechts der Isar der TU München, Erstautor der dazu veröffentlichten Studie (Lancet Neurology 2018; online 24. Juli). "Je nachdem, in welcher Menge sie im Blut auftraten, konnten wir vorhersagen, ob eine Blutung im Gehirn vorlag."
Entwickelt und getestet wurde die Methode von einem internationalen Team, an dem auch Biberthaler maßgeblich beteiligt war.
Verlässliche Vorhersage bei 99,6 Prozent der Patienten
Die Standardmethode, um festzustellen, ob eine CT-Untersuchung nötig ist, ist ja eine Reihe von Tests, die einen Wert auf der Glasgow-Skala liefern, erinnert die TU München in einer Mitteilung zur Studie.
Getestet wird zum Beispiel, ob Unfallopfer die Augen selbstständig öffnen oder sich problemlos artikulieren können.
Der bestmögliche Wert für Erwachsene ist 15. Die klinischen Leitlinien in mehreren Ländern schreiben vor, alle Patienten mittels CT zu untersuchen, bei denen ein Wert unter 15 ermittelt wird.
Für die Studie wurde bei mehr als 1900 Patienten in Notaufnahmen in den USA und Europa der Bluttest und ein CT gemacht. Die meisten hatten laut Glasgow-Skala höchstens leichte Beeinträchtigungen. Bei allen 671 Patienten der Studie mit negativem Bluttest war im CT keine Verletzung nachweisbar.
Der Test habe bei 99,6 Prozent dieser Patienten eine verlässliche Vorhersage treffen können, so die TU München. Zudem hatten alle Patienten mit einer schweren Verletzung im CT auch im Bluttest positive Werte.
Auch für Nachweis von kleinen Verletztungen sehr sensitiv
Die beteiligten Ärzte vermuten außerdem, dass der Test auch für den Nachweis von kleinen Verletzungen sehr sensitiv ist und schon geringste Blutungen nachweisen kann, die im CT noch gar nicht sichtbar sind, teilt die TU München mit.
Das würde aus Sicht der Autoren erklären, warum etwa zwei Drittel der Personen im Bluttest positiv war ohne sichtbare Ergebnisse aus dem CT.
Dr. Jeffrey Bazarian von der Universität Rochester, gemeinsam mit Biberthaler Erstautor der Studie in "Lancet Neurology", sehe deutliches Einsparpotenzial, falls die Methode Einzug in den Klinikalltag finden sollte.
"Unsere Ergebnisse legen nahe, dass sich die Zahl der CT-Scans bei Verdacht auf Schädel-Hirn-Traumata um etwa ein Drittel reduzieren ließe", so Bazarian in der Mitteilung der TU München. (mal)