Typische Zeichen
Die Haut verrät die Drogensucht
Wohl kaum ein Patient klärt den Arzt, bei dem er Rat wegen seiner Hautprobleme sucht, auch über seinen Drogenkonsum auf. Deshalb ist der Blick auf die typischen Zeichen wichtig.
Veröffentlicht:NASHVILLE. Bei Personen, die illegale Drogen konsumieren, kann es zu zahlreichen typischen Hautveränderungen sowie zu Haut- und Schleimhautinfektionen kommen. Dabei ist meist nicht klar, ob diese durch die Droge selbst oder eine Beimischung entstanden sind.
Bei Personen, die sich regelmäßig Drogen injizieren, sind typische Vernarbungen und Hautpigmentierungen meist an der Ellenbeuge des nicht dominanten Armes zu finden, zum Teil aber auch an weniger auffälligen Stellen, wie der Kniekehle, am Fuß oder in der Leiste (J Am Acad Dermatol 2013; online 11. Februar).
Interessanterweise hinterlassen Kokaininjektionen keine derartigen Spuren, da dem Stoff keine sklerosierenden Substanzen beigemischt werden. Wird die Droge unter die Haut gespritzt, entstehen durch irreversible Gewebeverletzungen unregelmäßige weißliche, atrophische Narben. Auch hypertrophe Keloide können sich entwickeln.
Weitere Hinweise auf Drogenkonsum sind Ödeme des Handrückens durch Zusätze im Heroin, rußige Hautstellen durch abgeflammte Nadeln und Hyperpigmentierungen durch Stauutensilien.
Stofftypische Veränderungen
Kokain/Crack: Zeichen eines Kokainmissbrauchs sind Mundgeruch, häufiges Schmatzen, Schnitte und Verbrennungen der Lippen durch beschädigte Crack-Pfeifen, fehlende laterale Augenbrauen, die dem heißen Dampf der Crack-Pfeife zum Opfer gefallen sind, Hyperkeratosen an Handinnenflächen und Fingern vom Halten des heißen Crack sowie Läsionen des Nasenseptums, wenn das Kokain geschnupft wird.
Auf diesem Weg entstehen auch Papillomavirusinfektionen in Form von Warzen in der Nase (Snorter warts). Sie werden durch infizierte Dollarnoten verbreitet, die zum Kokainschnupfen von mehreren Personen genutzt werden. Darüber hinaus wurden unter anderem verschiedene Arten von Vaskulitis und Pseudovaskulitis beschrieben.
Heroin: 4 Prozent der Abhängigen entwickeln eine Urtikaria. Insbesondere an den Genitalien und im Gesicht kann intensiver Juckreiz entstehen. Weiterhin wurde unter anderem über einen Pemphigus vegetans, toxische Nekrolysen, nekrolytische, migratorische Erytheme oder eine Acanthosis nigricans berichtet.
Methamphetamin: Als Zeichen eines Missbrauchs gelten Xerose, Pruritus, starker Körpergeruch, Gewichtsverlust, vorzeitiges Altern und Hyperhidrose.
Insbesondere die Zähne können durch übermäßige Kariesbildung und Zahnschmelzerosionen, die am Zahnfleischrand beginnen, in Mitleidenschaft gezogen werden (Meth mouth). Ein exzessives Hautkribbeln kann vor allem im Gesicht zu einer Dermatillomanie führen.
Cannabis: Chronischer Cannabismissbrauch kann eine Cannabis-Arteriitis auslösen, die sich meist als peripere Nekrose an den unteren Extremitäten zeigt. Vermutlich entsteht sie durch den gefäßverengenden Effekt von Delta-9-Tetrahydrocannabinol und/oder eine Kontamination mit Arsen.
Es kann zu einem Raynaud-Phänomen oder einer digitalen Nekrose kommen. Eine Claudicatio ist möglicherweise der Vorbote eines Ulcus oder einer Gangrän.
Ecstasy: Akneiforme Hautveränderungen wie Papeln und Pusteln im Gesicht ohne Komedonen werden als "Ecstasy-Pickel" bezeichnet. Darüber hinaus finden sich in der Literatur wenige Hinweise auf Ecstasy-typische Hautveränderungen.
Haut- und Schleimhautinfektionen
Haut- und Schleimhautinfektionen sind der häufigste Grund für einen Klinikaufenthalt und sie treten besonders oft bei Abhängigen auf, die ihre Drogen i.v. injizieren.
Verantwortlich für diese Komplikationen sind vor allem das Spritzen der Drogen unter die Haut, die Verwendung unsteriler Injektionsbestecke und von Mischungen aus Heroin und Kokain. Staphylococcus aureus und Streptococcus-Spezies sind die Hauptinfektionsverursacher.
Häufig sind aber auch Anaerobier verantwortlich. Auch das Heroin selbst kann etwa mit Clostridiumsporen verunreinigt sein, die beim Erhitzen überleben und zur Keimung angeregt werden.
Häufig kommt es zu einer nekrotisierenden Fasziitis, die mit starken Schmerzen, Hyperthermie oder auch Hypothermie einhergehen kann. Dabei darf der Schmerz nicht als Suchtverhalten fehlgedeutet werden, die Beschwerden sind chirurgisch abzuklären.
Auch Pilzinfektionen, insbesondere mit Candida, sind häufig. Zudem können Pseudoaneurysmen, die nach Injektion in eine Arterie entstehen können, als Hautabszesse fehlgedeutet werden.
Effekte durch Beimischungen
Drogen werden mit zahlreichen Stoffen gestreckt. Einer von ihnen, der bei 70 Prozent der beschlagnahmten Kokainproben auffiel, ist das Anthelminthikum Levamisol. Es hat bei mehreren Abhängigen zu Agranulozytosen und Fieber geführt.
Berichtet wurde auch über Vaskulitiden mit purpurfarbenen Läsionen, üblicherweise an der äußeren Ohrmuschel und den Wangen. Nach Beendigung des Kokainkonsums verschwanden die Veränderungen innerhalb von zwei bis drei Wochen. (St)