"Eine Therapie bei Struma ist wirklich ganz einfach"

GRÜNWALD (sto). "Schilddrüsen- Erkrankungen sind in Deutschland eine Volkskrankheit", sagt die Endokrinologin Professor Petra-Maria Schumm-Draeger vom Städtischen Krankenhaus München-Bogenhausen. Nur durch eine konsequente und ausreichende Prophylaxe lasse sich das Problem dauerhaft beseitigen. Dann seien auch jährlich mindestens 500 Millionen Euro für Schilddrüsen-Operationen, Radio-Jod-Therapien, Arbeitsausfälle und Klinikaufenthalte zu vermeiden.

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Jeder dritte erwachsene Bundesbürger hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse. Und: Jeder vierte erwachsene Bundesbürger hat Knoten in der Schilddrüse, von den über 45jährigen jeder zweite. Das ergab die bundesweite Untersuchung der Schilddrüsen-Initiative Papillon. Mehr als 100  000 Männer und Frauen waren per Ultraschall untersucht worden. Gebessert hat sich seitdem jedoch kaum etwas.

Ziel ist eine noch bessere Jodversorgung als bisher: Erwachsene sollten zumindest 180 bis 200 µg Jod pro Tag aufnehmen. Tatsächlich seien es nach den letzten verfügbaren Zahlen von 1996 täglich aber nur zwischen 111 und 126 µg, so Schumm-Draeger bei den Grünwalder Gesprächen, die vom Unternehmen Sanofi-Aventis unterstützt wurden. Deshalb sei Deutschland 1998 von der WHO als Jodmangelgebiet eingestuft worden.

Wie kann man bei Struma oder Knotenverdacht diagnostisch vorgehen? Zur Funktionsdiagnostik gehört die Bestimmung des Serum-TSH-Wertes, sagte Schumm-Draeger. Liegt der Serum-TSH-Wert im Normalbereich, sei eine Schilddrüsen-überfunktion ausgeschlossen.

Bei erniedrigten TSH-Spiegeln sollten die peripheren Hormonparameter freies Thyroxin (fT4) und freies Trijodidthyronin (fT3) bestimmt werden. Morphologische Schilddrüsenveränderungen stellt man mit einer Sonographie fest. Dabei wird das Schilddrüsenvolumen gemessen sowie die Echotextur des Organs (diffuse sowie fokale, knotige Veränderungen?) beurteilt, so die Endokrinologin.

Eine medikamentöse Therapie sei bei einem Serum-TSH-Wert im Normbereich und einer in der Sono-graphie rein diffus vergrößerten Schilddrüse sinnvoll. Dabei habe sich eine Kombination aus L-Thyroxin und Jodid (vom Unternehmen als Thyronajod® Henning angeboten) als besonders effektiv erwiesen. Im Gegensatz zu einer Monotherapie mit Levothyroxin treten Strumarezidive nach Absetzen der Therapie seltener auf. Zudem werde die Kombination meist besser vertragen, erläuterte Schumm-Draeger.

Die Therapieempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Endokri-nologie würden nicht durchgängig umgesetzt, habe die Screening-Studie Papillon 3 belegt. In 3 170 Arztpraxen waren 31  715 Patienten untersucht worden, die wegen einer Struma nodosa oder einer Struma diffusa Schilddrüsenhormone oder Jod erhielten.

63 Prozent der Patienten bekamen L-Thyroxin als Monotherapie, weitere 28 Prozent eine Kombitherapie (L-Thyroxin und Jodid). Nur 40 Prozent hatten ein TSH zwischen 0,3 und 1,2 mU/l, wie von der DGE empfohlen. Mehr als 20 Prozent hatten unter einer Pharmakotherapie pathologische TSH-Werte (kleiner 0,3 oder größer 4,0mU/l), berichtete Schumm-Draeger.

"Dabei ist eine Struma-Therapie wirklich ganz einfach", sagte sie. Die Patienten sollten eine Kombinations-therapie mit Jodid und L-Thyroxin im Verhältnis 2 zu 1 bekommen. Der TSH-Wert sollte bei dieser Behand-lung zwischen 0,3 bis 1,2mU/l liegen. Mit dieser Kombination könne man die TSH-Produktion reduzieren, das Jodid sorge für die Jodzufuhr.

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