Risiko Bestrahlung

Erst Krebs, dann Diabetes

Patienten, die mit einer Bestrahlung von Krebs geheilt wurden, haben offenbar ein höheres Diabetes-Risiko - zumindest wenn der Pankreasschwanz getroffen wurde und die Patienten jünger als zwei Jahre waren.

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Spätfolge Blutzuckermessung: Eine Bestrahlung des Pankreasschwanz erhöht offenbar das Diabetesrisiko.

Spätfolge Blutzuckermessung: Eine Bestrahlung des Pankreasschwanz erhöht offenbar das Diabetesrisiko.

© Klaro

VILLEJUIF (ple). Wird bei Kindern mit Wilmstumor oder Neuroblastom das Abdomen bestrahlt und dabei der Pankreasschwanz getroffen, erhöht sich ihr Risiko deutlich, später an Diabetes zu erkranken. Besonders gefährdet: Kinder unter zwei Jahren.

Französische Strahlenexperten und Onkologen um Dr. Florent de Vathaire aus Villejuif in Frankreich hatten fast 3500 Langzeitüberlebenden in Frankreich und Großbritannien Fragebögen geschickt.

Die Adressaten waren zwischen 1946 und 1985 in acht Zentren wegen eines Tumors bestrahlt worden. 2520 Fragebogen konnten ausgewertet werden. Die Angaben der Teilnehmer zur Bestrahlung und zur Diagnose Diabetes wurden überprüft.

65 Patienten mit Diabetes wurden für die Analyse berücksichtigt. Demnach erreichte das Diabetesrisiko bei der Bestrahlung des Pankreasschwanzes mit einer Dosis von 29 Gy ein Plateau, nahm also bei höheren Strahlendosen nicht weiter zu.

Auf beginnenden Diabetes achten

Bei einer Dosis von 1 Gy betrug das geschätzte relative Risiko 1,61. Bei Bestrahlung der übrigen Pankreasregionen war kein signifikanter Effekt zu verzeichnen.

Wurden die Studienteilnehmer als Kinder mit mindestens 10 Gy im Bereich des Pankreasschwanzes bestrahlt, wo die Insulin produzierenden Zellen sitzen, so war das Risiko, später an Diabetes zu erkranken, im Vergleich zu den nicht bestrahlten Teilnehmern um das 11,5-Fache erhöht.

Dieses erhöhte Risiko bestand auch dann, wenn der Parameter BMI heraus gerechnet wurde, und war bei Männern und Frauen mehr oder weniger gleich.

Ein weiteres wichtiges Ergebnis: Kinder unter zwei Jahren waren stärker durch die Strahlentherapie gefährdet als ältere Kinder. Denn das relative Risiko, später an Diabetes zu erkranken, war bei ihnen bei einer Strahlendosis von 1 Gy mit 2,1 versus 1,4 signifikant höher.

Die Ärzte empfehlen daher, bei Krebspatienten, die bereits als Kinder erkrankt waren, verstärkt auf Zeichen eines beginnenden Diabetes zu achten.

In ihrer eigenen und in anderen Studien sei Diabetes frühestens nach 20 Jahren Follow-up aufgetreten (Lancet Oncology 2012; online 23. August).

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Kommentare
Hartmut Schwarz 17.09.201210:33 Uhr

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