Notfall im Flugzeug
Erste Hilfe über den Wolken
Notfälle im Flugzeug gibt es öfter als man denkt - gut, wenn dann ein Arzt an Bord ist. Mit diesen Tipps gelingt die Erste Hilfe in der Luft.
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Ist ein Arzt an Bord? Notfälle in der Luft sind gar nicht so selten.
© Dr. David Gabriel / Doc On Board
WASHINGTON. Auch im Urlaub müssen Ärzte damit rechnen, auf einen Patienten zu treffen - etwa an Bord eines Flugzeugs. Schätzungen zufolge kommt auf 604 Flüge mindestens ein Notfall.
Jose Nable von der Georgetown University, Washington und seine Kollegen haben in einem Review die wichtigsten medizinischen Notfälle in der Luft zusammengefasst (NEJM 2015; 373: 939-945).
Synkopen sind am häufigsten
Synkopen: Mit 37,4 Prozent zählen Synkopen und Präsynkopen zu den häufigsten Ereignissen auf Flugreisen. Durch die trockene Luft in der Kabine kommt es häufig zu Dehydratation sowie verringertem Sauerstoffpartialdruck. Bei der Erstversorgung stehen Blutdruck- und Pulsmessung im Vordergrund.
Wenn die einfachste Maßnahme der fachgerechten Lagerung auf dem Boden mit angehobenen Beinen nicht ausreichend fruchtet, sollte eine Infusion verabreicht und. wenn möglich, der Blutzucker bestimmt werden. Handelt es sich um einen älteren Patienten mit schwerer Herzerkrankung, ist möglicherweise eine Empfehlung zur Umkehr oder vorzeitigen Landung ratsam.
Die Höhe macht zu schaffen
Atemnot: Patienten mit Erkrankungen des Respirationstrakts kann der geringe Sauerstoffgehalt in der Flughöhe zu schaffen machen. Etwa zwölf Prozent der Notfälle an Bord gehen auf das Konto respiratorischer Beschwerden wie etwa der Exazerbation einer COPD. Mit zunehmender Höhe zeigen sich oft auch schwere Hypoxien bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie.
Solche Patienten benötigen möglicherweise zusätzlichen Sauerstoff. Im Notfallkoffer der Airlines befindet sich auch ein salbutamolhaltiges Dosieraerosol zur Behandlung von Bronchospasmen. Bei Verdacht auf einen Pneumothorax bei instabilen Patienten kann eine improvisierte Nadeldekompression nötig sein.
Akutes Koronarsyndrom: Kardiale Symptome machen acht Prozent aller medizinischen Notfälle in Flugzeugen aus. Bei Brustschmerz und Verdacht auf ein akutes Koronarsyndrom wird für die meisten Erwachsenen, sofern keine Blutung oder Allergie bestehen, ASS empfohlen.
Auch Nitroglyzerin zur sublingualen Applikation befindet sich in der Notfallausrüstung der Flugzeuge, sollte aber vorsichtig eingesetzt werden. Atemproblemen kann durch Sauerstoffgabe und eine niedrigere Flughöhe begegnet werden. Bei Verdacht auf akuten Infarkt und instabilem Patienten ist eine schnelle Landung sinnvoll.
Herzstillstand ist selten, aber fast immer tödlich
Ein Herzstillstand tritt zwar nur bei 0,3 Prozent der Notfälle auf, er ist aber für fast alle Todesfälle in der Luft verantwortlich. Führen Herz-Lungen-Wiederbelebung und Defibrillation innerhalb von 20 bis 30 Minuten nicht zum Erfolg, sollten diese Maßnahmen beendet und der Tod des Patienten festgestellt werden.
Bewusstseinsveränderung: 5,8 Prozent aller Notfälle in Flugzeugen stehen in Zusammenhang mit einer veränderten Bewusstseinslage. Komplikationen infolge eines Diabetes machen 1,6 Prozent aus. Hinter solchen Veränderungen können Stoffwechselstörungen, Infektionen, Gefäßerkrankungen, Traumata, Hypoxien oder Intoxikationen stecken.
Auch liegt die Schwelle für Krampfanfälle oder Unruhezustände in der Höhe niedriger. Besteht eine Hypoglykämie, müssen orale Kohlenhydrate oder intravenös Dextrose verabreicht werden. Zudem kann für diese Patienten eine geringere Flughöhe hilfreich sein. (St)